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Romina weiss Rat

Hilfe, das Kind lutscht am Daumen!

Dem Kind das Daumenlutschen abzugewöhnen, ist gar nicht so einfach. Schliesslich kann man den Daumen nicht einfach an einen Nuggibaum hängen. Familienexpertin Romina Brunner weiss trotzdem einen Rat.

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daumenlutschen

Den Daumen kann man nicht einfach an den Schnullerbaum hängen. Dennoch sollte man Kindern ab drei Jahren das Daumentlutschen abgewöhnen. So behutsam, wie möglich, sagt Familienexpertin Romina Brunner.

Getty Images
Romina Brunner, SI Online Familien Bloggerin, bei sich zu Hause in Birchwil ZH, am 09.11.2018, Foto Lucian Hunziker
Romina Brunner

Meine Ekelin ist sechs Jahre alt und nimmt ständig ihren Daumen in den Mund. Kannst du mir sagen, wie ich ihr das abgewöhnen kann? - Marliese

Liebe Marliese

Er ist ja schon ganz schön praktisch, dieser Daumen. Ein Nuggi, den man immer mit dabei hat, der einen tröstet, einem Zorn und Langeweile nimmt und der erst noch gut schmeckt. Und das Beste: Niemand kann ihn wegnehmen. Es gibt Märchen über die Nuggifee und Geschichten über sammelwütige Samichläuse, die einem die Schnuller wegnehmen — den Daumen holt niemand.

Fragt Romina!

Habt ihr auch ein Thema, das euch beschäftigt? Dann schreibt ein Mail an romina@schweizer-illustrierte.ch

Beim Daumenlutschen erst mal keine Panik!

In den ersten beiden Lebensjahren können Eltern eines Daumenlutschers denn auch gelassen bleiben. «Das Nuggeln erfüllt das natürliche Saugbedürfnis eines Babys und hilft, Stress abzubauen, sich zu beruhigen oder in den Schlaf zu finden», sagt Familientherapeutin Anna Goetsch. Mit der Zeit lasse das Saugbedürfnis meistens nach und andere Dinge werden interessanter. Das Kind lerne zudem, sich selbst zu beruhigen.

Kieferorthopäden sind keine Daumen-Fans

Doch was für Säuglinge noch unbedenklich ist, kann für ältere Kinder schädlich werden. «Mit spätestens drei Jahren sollen Kinder sich das Daumensuggeln abgewöhnen», sagt Kieferorthopäde Simon Guggenbühl aus Stans. Ansonsten könne das Nuckeln zu Kieferfehlstellungen führen. «Etwa zu einem offenen Gebiss, welches das Abbeissen erschwert oder gar verunmöglicht», so der Zahnarzt. Ausserdem werde der Kiefer im Wachstum behindert und die Zungenmotorik gestört.

Schimpfen ist kontraproduktiv

Liebe Marliese, so wie ich dich verstanden habe, hat deine Enkelin kein grosses Nuckelbedürfnis mehr und das Saugen ist einfach eine Gewohnheit geworden. Hast du einmal beobachtet, in welchen Momenten sie sich den Daumen in den Mund steckt? Braucht sie ihn in Stresssituationen? Bei Langeweile, Trotz oder Trauer? Kann es sein, dass sie einfach mehr Schutz und Nähe braucht?

Ganz wichtig finde ich, dass die Familie dem Mädchen keine Vorwürfe macht. Beschimpfungen wirken sich kontraproduktiv aus, gerade bei Kindern, die den Daumen als Seelentröster brauchen. 

Wenig halte ich persönlich von Tinkturen, eine Art Nagellack mit bitterem Geschmack, den manche Eltern ihren Kindern an die Daumen streichen. Ich kenne viele Kinder, die trotz Bitterzeugs weiter an den Daumen genuckelt haben. Aber wer weiss, vielleicht hilft das ja in eurem Fall. 

Wie wärs, wenn du mit ihr ein Gespräch von Grossmutter zu Enkelin führst? Vielleicht schaffst es ja du, deine Enkelin zu überzeugen, dass das Leben auch ohne Nuckeln grossartig ist. Besonders effektiv sind solche Gespräche übrigens bei einem gemeinsamen Ausflug, auf der Fahrt in den Zoo oder ins Schwimmbad.  

Hilfreich kann sein, eine Art Tagebuch zu führen, wo ihr die Daumenlutsch-freien Tage festhaltet. Auch wenn das einige Experten anders sehen, würde ich das Kind in diesem Fall belohnen. Unsere Tochter etwa bekam ein Geschenkli vom Samichlaus nach der ersten Nuggi-freien Woche.

Die besten Tipps um den Daumen loszuwerden:
  • Ruhig bleiben, das Kind nicht beschimpfen, sondern unterstützen.
  • Loben und motivieren. «Wow, du hast es schon lange ohne Daumenlutschen ausgehalten.» Oder: «Jetzt habe ich dich nicht mehr gesehen mit dem Daumen im Mund, so gut!»
  • Passender Zeitpunkt abwarten. Vielleicht nicht gerade mit dem Kita- oder Kindergartenstart auch das Abgewöhnen starten. Das ist eine Zeit grosser Veränderungen und damit eine Unsicherheit für das Kind.
  • Ist das Kind psychisch stabil? Oder braucht es gerade Schutz und Halt?
  • Ersatz anbieten. Einen Talisman, einen Knetball, ein Plüschtierchen ...
  • Tinkturen in Form von Nagellack mit einem bitteren Geschmack.
  • Buchtipps: «Philip und der Daumenkönig» von Bärbel Spathelf oder «Simon Daumenlutscherkind» von Maria Theresia Rössler

Ich hoffe, euch gelingt die Abgewöhnung ohne Stress.

Herzlich, Romina

Unsere Expertin für Familienfragen

Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.

Von Romina Brunner am 24. November 2019 - 08:24 Uhr