Meine Tochter kommt nächste Woche in den Kindergarten. Da ich weiterhin zwei Tage pro Woche arbeite, verbringt sie ihre Freizeit zweimal wöchentlich im Hort. Obwohl sie bereits in der Kita war und sich daran gewöhnt hat, von mir getrennt zu sein, frage ich mich, ob der neue Tagesablauf nicht zu viel für sie ist. Denn sie wird von neuen Kindern umgeben sein und bekommt auch mehrere neue Betreuer. Soll ich die ersten zwei Wochen Ferien nehmen, damit sie erst nicht in den Hort muss. Was meinst du? — Martina
Liebe Martina
Mit dem Eintritt in den Kindergarten öffnet sich für deine Tochter eine aufregende Welt, die viele Veränderungen mit sich bringt. Da sind neue Gspänli, andere Bezugspersonen, weitere Regeln und die tägliche Trennung von Daheim. Um die vielen Eindrücke zu verarbeiten, ist es wichtig, dass dein Mädchen nach dem Kindergarten an einen geschützten Ort kommt. Das kann zuhause sein, bei den Grosseltern oder eben in einem Hort mit einfühlsamen Betreuern. Denn viele Kinder möchten sich gerne mitteilen. Da ist es wichtig, dass eine Bezugsperson Zeit hat, zuzuhören, denn bis am Abend haben die Kleinen ihre «Sörgeli» meistens vergessen.
Habt ihr auch ein Thema, das euch beschäftigt? Dann schreibt ein Mail an romina@schweizer-illustrierte.ch
Ich kann gut verstehen, dass du deine Tochter bestmöglich unterstützen möchtest. Ich würde mir an deiner Stelle wohl dieselben Fragen stellen. Nur ist eine zu stark ausgeprägte Fürsorglichkeit von uns Eltern nicht immer das Beste für die Kinder.
Hort- und Kita-Leiterin Katrin Pfaller rät, die Kindergärteler nicht schrittweise in den neuen Tagesablauf einzuführen, sondern von Anfang an den neuen Rhythmus zu fahren. «So muss sich das Kind nur einmal an all das Neue gewöhnen», sagt Pfaller. Für die meisten ist dies kein Problem und sie können gut damit umgehen. Auch dürfen sich die Eltern jederzeit in der Kindertagesstätte melden, um sich zu vergewissern, dass das ihr Sprössling sicher angekommen ist.
Um deiner Tochter den Einstieg zu erleichtern, gibt es andere Möglichkeiten. Du kannst ihr zum Beispiel verschiedene Stempel auf den Handrücken machen, damit sie sich in ihrem Tagesablauf immer zurechtfindet. Ein Sujet für Tage im Hort, ein Bildchen für die Nachmittage bei der Grossmutter und ein anderes für die Tage, an denen sie nach dem Kindergarten nach Hause kommt.
Oder du hängst ihr zur Erinnerung einen Anhänger oder Bändel an das Kindergartentäschli? Solche Gedankenstützen können sehr wertvoll sein.
Liebe Martina, es ist sicher wichtig, dass du die erste Zeit besonders einfühlsam und auch mal nachsichtig mit deiner Tochter bist. Gerade weil viel Neues auf sie einprasseln wird und sie sich im Kindergarten aber auch im Hort stark anpassen muss, kann es sein, dass sie daheim dafür besonders fordernd ist. «Einige Kinder sind die ersten Wochen nach dem Kindergartenstart daheim lauter, frecher oder auch launischer als früher», heisst es im Elternbrief von Pro Juventute. «Denn es strengt Kinder an, sich im Kindergarten anzupassen und sich täglich korrekt zu verhalten, und diese Spannung muss irgendwann raus – oft ist das dann bei den Eltern.»
Hilfreich ist sicher auch, wenn du in den ersten Wochen viel an die frische Luft gehst mit deiner Tochter, bewusst genug Pausen für sie einplanst und in der Freizeit nicht zu viel unternimmst. Es ist wichtig, dass dein Mädchen auch Zeit für sich hat, gerade, weil es viel zu verarbeiten hat.
Ich jedenfalls versuche, bei grossen Änderungen jeweils möglichst keine zusätzlichen Pläne zu machen. Das heisst, wir treffen keine Freunde und wir gehen auch nicht an den See oder in den Zoo. Wir sind einfach zuhause und schauen, was der Tag so bringt. Denn weniger ist oft viel, viel mehr!
Herzlich, Romina
Unsere Expertin für Familienfragen
Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.