Unsere Tochter wird im Sommer fünf Jahre alt und braucht noch immer einen Nuggi. Meine Frau und ich liegen uns deshalb ständig in den Haaren. Ich denke, dass sie längst zu alt für einen Schnuller ist. Macht das viele Nuggeln nicht sogar die Zähne kaputt? Kennst du ein paar gute Tipps zum Abgewöhnen? - Marco (32).
Lieber Marco
Es gibt wenige Themen, die Eltern so kontrovers diskutieren wie die teils leidige Sache mit dem Nuggi. Selbst Zahnärzte sind sich über die Folgeschäden uneins. Bei der Zahnarztfamilie Guggenbühl aus Stans sind sogar Vater und Sohn geteilter Meinung.
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Während Simon, Kieferorthopäde, sagt: «Der Nuggi muss mit spätestens drei Jahren weg. Ansonsten kann das Suggeln zu Kieferfehlstellungen führen», ist sein Vater, Zahnarzt Pius Guggenbühl, überzeugt, dass «ein geeigneter Nuggi mit einem dünnen, weichen Saughals keinen Schaden anrichtet.
Im Gegenteil: Wenn man dem Kind mit autoritärem Druck den Nuggi wegnimmt, ist die Gefahr da, dass es einfach am Daumen lutscht», sagt der Fachmann. Dies wirke sich ziemlich sicher negativ auf die Kiefer- und Zahnentwicklung aus.
«Ich finde, dass ein Kind mit bald fünf Jahren keinen Nuggi mehr braucht.»
Lieber Marco, ich denke, dass du dich vor allem mit deiner Frau einigen solltest! Erst wenn ihr beide euch gefunden habt, klappt das auch mit der Entwöhnung. Solange eure Tochter merkt, dass ihr euch uneins seid, wird es schwierig.
Ich finde, dass ein Kind mit bald fünf Jahren keinen Nuggi mehr braucht. Es sei denn, dass es gerade einer äusseren Belastung ausgesetzt ist wie etwa einer Krankheit, einem Todesfall oder einer Trennung.
- Nuggi zunächst nur noch im Bett zulassen
- Auf den passenden Zeitpunkt achten. Nicht abrupt wegnehmen
- Das Kind schenkt den Nuggi einem Baby aus dem Freundeskreis
- Nuggifee, Samichlaus oder Osterhase: Kommt nachts und lässt ein Geschenk da
Nuggi-Baum
Unsere Tochter hat ihre Schnullers in den Zoo Zürich gebracht. Da hängen sie nun am Nuggibaum in freudiger Gesellschaft. Weil grad Dezember war, lag tags darauf ein Geschenkli mit Brief vom Samichlaus vor der Haustüre.
Natürlich ging das alles nicht von heute auf morgen. Rund zwei Monate vor ihrem dritten Geburtstag erwähnte ich den Nuggi immer wieder. Mal gingen wir in den Zoo und bestaunten den Baum. Mal erzählte ich ihr von einem befreundeten Mädchen, die bereits ohne auskam. Noch vor dem Samichlaus brachten wir schliesslich ihre «Auto-Nuggis» in den Zoo. Zwei Tage später wollte sie von selbst die anderen loshaben.
«Seit unsere Tochter keinen Nuggi mehr braucht, macht sie Zimmerstunde.»
Die erste Mittagsruhe war nicht leicht. Sie lag im Bett und fand nicht in den Schlaf. Das änderte sich zu meinem Erstaunen auch die Wochen danach nicht. Seit sie keinen Nuggi mehr braucht, macht sie Zimmerstunde.
Mir hat es vor allem gezeigt: Der Nuggi wird viel zu schnell zur Gewohnheit. Mit dem Alter eine schlechte. Und diese sollte man lieber früher als später bleiben lassen.
Herzlich, Romina
Unsere Expertin für Familienfragen
Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.