Mein Mann und ich möchten, dass unsere Zwillinge mit einem Haustier aufwachsen. Am liebsten mit einem Hund. Nur fehlt uns aber die Zeit dafür, da wir beide recht engagiert sind und die Kinder uns noch sehr brauchen. Jetzt studiere ich an einem Meerschweinchen, Hasen oder Büsi rum. Was ist für Kleinkinder die bessere Wahl? Und gibt es einen idealen Zeitpunkt, um sich ein Haustier anzuschaffen? – Mara (29)
Liebe Mara
Es ist sicher vernünftig, wenn ihr vorerst auf einen Hund verzichtet. Denn die Hundeerziehung ist sehr zeitintensiv. Die Tiere brauchen mehrmals täglich Auslauf und müssen gerade in einem kinderreichen Haushalt gut sozialisiert sein. Eine Hundeschule ist Pflicht und das Training danach selbstverständlich. Zudem würde ich eure Zwillinge mit dem Tier nicht alleine lassen. Denn auch dem genügsamsten Vierbeiner kann andauernder Kinder-Lärm oder ein Gezerre zu viel werden.
Unsere Expertin für Familienfragen
Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.
Dass du nun schnell an ein Häsli oder Meerschweinchen denkst, ist verständlich. Sie sind flauschig, niedlich und passen auf den ersten Blick gut in zwei Kinderhände. So habe ich letzten Sommer auch gedacht, als die Hasendame meiner Freundin Nachwuchs erwartete. Doch diese kleinen, putzigen Tierchen eignen sich nicht zur Haltung als Kuscheltiere. «Hasen und Meerschweinchen sind Fluchttiere und mögen es eigentlich nicht, wenn Menschen sie streicheln», sagt Esther Geisser,Tierschützerin und Präsidentin von NetAP.
«Hasen und Meerschweinchen sind Fluchttiere. Sie mögen es eigentlich nicht, wenn Menschen sie streicheln.»
Esther Geisser,Tierschützerin und Präsidentin von NetAP
Dazu kommt, dass die Tiere nicht alleine gehalten werden sollten. Sie brauchen Artgenossen. Anders verhält es sich mit den Goldhamstern. Sie sind typische Einzelgänger, jedoch in der Nacht aktiv. Ausgerechnet tagsüber, wenn die Kinder sie streicheln und mit ihnen spielen wollen, brauchen sie Ruhe und Schlaf.
Falls deine Kinder sich jedoch gerne mit der Rolle des Beobachters begnügen oder lernen möchte, Verantwortung zu tragen, sind Hasen und andere Nagetiere wiederum ideal. «Es ist einfach sehr wichtig, dass Eltern und Kinder keine falschen Erwartungen haben. Sonst ist die Freude beiderseits schnell vorbei», so Geisser.
Wir haben uns letztendlich gegen die Kaninchen entschieden. Hauptsächlich, weil unsere Tochter gar nicht wirklich nach Hasen verlangt hat. Das ist bis heute so geblieben. Sie freut sich zwar immer tierisch auf die Besuche im Gehege und hilft meiner Freundin, Wasser zu wechseln und die Tiere zu füttern, doch damit hat sich's. Kein Wort von «Mami, ich möchte auch gerne ein Häsli haben.» Ich musste mir am Schluss selber eingestehen: das war wohl mein eigener Wunsch.
Zu den familientauglichsten Tieren gehören sicher die Katzen. Sie sind verspielt, schmusen gerne und bewegen sich selbständig. Haben sie Freigang an verkehrssicherer Lage, könnt ihr sie problemlos als Einzeltiere halten. Vielleicht hast du ja die Möglichkeit, ein Büsi aus einem Tierheim zu holen. Der grosse Vorteil einer Adoptivkatze ist, dass ihr mehrmals vorbei gehen könnt. Denn nicht alle Tiere sind gleich. Wie bei uns Menschen gibt es auch bei den Katzen unterschiedliche Charaktere. Die einen sind verschmust, die anderen weniger. Zudem merkst du rasch, wie gross die Tierliebe deiner Kinder ist und wie lange ihre Freude anhält.
Für Esther Geisser ist der ideale Zeitpunkt sich ein Haustier anzuschaffen der «wenn das Kind versteht was es heisst, Verantwortung zu tragen. Dann gibt es nichts Schöneres, als mit einem Tier aufzuwachsen.»
Liebe Mara. Bis deine Zwillinge so weit sind, gibt es ja goldene Alternativen. Wir zum Beispiel begnügen uns vorerst mit den Kühen, Geissen und Hühnern auf dem nahen Bauernhof oder einfach mit den Schnecken und Regenwürmer vor dem Haus.
Herzlich, Romina
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