Meine Frau hatte bislang kein glückliches Händchen mit der Wahl der Babysitter. Nun möchte sie einen Jungen einstellen. Ich weiss nicht, was ich davon halten soll und worauf wir achten müssen. — Siro
Lieber Siro
Eigentlich sind die Anforderungen an einen Babysitter oder eine Babysitterin nicht besonders hoch: Sie oder er sollte Kinder mögen, emphatisch, einfühlsam und herzlich sein, mit den Kleinen spielen, lachen, Abendessen, den Tisch abräumen, Kindermäuler säubern und die Zähne putzen, ihnen ins Pyschi helfen und eine Gutenachtgeschichte vorlesen. Er oder sie gibt den Eltern zudem das Gefühl: «Keine Sorge, alles klar, wir schaffen das!» Denn nur wer seine Liebsten in guten Händen weiss, kann sorglos Termine wahrnehmen oder einen romantischen Abend ausser Haus geniessen.
Doch die Realität sieht oft anders aus, lieber Siro. Ein Babysitter oder eine Babysitterin kann noch so kinderlieb und höflich sein. Wenn sie sich zum Beispiel als unzuverlässig entpuppt, wird es schwierig. Das habe ich auch schon erlebt.
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Aktuell haben wir aber Glück. Ein Nachbarsjunge übernimmt das Babysitting bei uns. Er stand einfach so vor der Tür. «Hallo, ich bin A. und wohne gleich um die Ecke. Brauchen Sie einen Babysitter?» Er streckte mir einen Steckbrief sowie eine Bestätigung des Babysitterkurses hin. Und er ist grossartig: freundlich, zuverlässig, pünktlich.
Grundsätzlich solltest du immer genau hinaschauen und auf dein Bauchgefühl hören - und wenn das bei einer Person nicht stimmt, egal ob bei einer Frau oder einem Mann, solltest du deine Kinder nicht von ihr betreuen lassen.
Was ich dir aber schon mal bestätigen kann, lieber Siro, ist, dass männliche Babysitter sehr läss sein können. Unserer bastelt Flieger, liest Geschichten vor, schneidet Scherenschnitte und die Kinder gehorchen ihm. Leider kommt er nächsten Sommer in die Lehre und wird nicht mehr so viel Zeit haben. Dann geht wohl auch bei uns die Babysitter-Suche wieder los.
Bei der Suche nach einem neuen Babysitter ist das Kennenlernen entscheidend. Nehm euch Zeit für den Erstkontakt. Gerade wenn eure Kinder noch nicht daran gewöhnt sind, dass ihr weggeht und jemand anderes sie ins Bett bringt. Unsere Mädchen haben jeweils bittere Tränen geweint und mögen es heute noch nicht, wenn ich abends ausser Haus bin. Dies solltest du unbedingt thematisieren. Nicht, dass die betreuende Person es persönlich nimmt, wenn die Kinder beim Abschied weinen.
Als Eltern wisst ihr auch am besten, wie sich eure Kinder beruhigen lassen. Teilt diese Tipps mit der betreuenden Person. Ebenso gilt es, alle Wünsche und Wertvorstellungen anzusprechen. Gerne liste ich dir auf, welche das bei uns sind:
Liebevoller Umgang: Die wichtigste Eigenschaft, die ein Babysitter mitbringen sollte, ist die Liebe zum Kind. Der Babysitter sollte rasch Vertrauen aufbauen, sympathisch und empathisch sein, einen Draht zu den Kindern finden und trösten können.
Pünktlichkeit: Es ist entscheidend, dass ein Babysitter pünktlich erscheint, gerade wenn du einen wichtigen Termin hast. Falls er sich doch einmal verspätet, sollte er dich informieren.
Verlässlichkeit: Es ist entscheidend, dass Babysitter Termine einhalten – gerade auch wenn die Daten lange im Voraus abgemacht sind. Ich erwarte, dass meine Babysitter sich selbständig um Ersatz bemühen, falls sie verhindert sind. Es kann aber auch sein, dass du das gerne selber in die Hand nimmst.
Sauberkeit & Ordnung: Ein guter Babysitter hinterlässt im Zuhause seiner Hüetikinder keinen Saustall. Aufräumen mit den Kindern ist genauso wichtig wie ein Auge auf deren Hygiene zu haben: Zähneputzen, Händewaschen nach der Toilette etc.
Eigenverantwortung & Selbständigkeit: Ein guter Babysitter weiss, wen er im Notfall kontaktieren kann. Besprecht unbedingt, wie ihr euch das Vorgehen vorstellt, falls ihr nicht erreichbar sein solltet und hinterlasst eine Liste mit Nummern, falls nötig.
Vertrauen & Vertraulichkeit: Das Wühlen in Schränken und Schubladen ist tabu. Darauf solltet ihr vertrauen können. Vertraulichkeit heisst aber auch, dass die Nanny oder der Babysitter nicht über euch tratscht. Nichts Intimes ausplaudert oder ungefragt Freunde mit zu euch nach Hause nimmt.
Handybilder: Ein guter Babysitter macht niemals Fotos von deinen Kindern, ohne zu fragen und stellt niemals Bilder deiner Kinder ins Internet. Dieses Thema muss man heutzutage ansprechen. Denn gerade Jugendliche gehen oft sehr sorglos mit diesem Thema um. Weist euren Babysitter oder eure Babysitterin auf die Rechte eurer Kinder und eure Grenzen hin.
Bericht erstatten: Ihr wollt darüber informiert werden, was die Kinder erlebt haben, ob sie gestürzt sind, sich in die Hose machten oder Spielzeug zu Bruch ging? Formuliert eure Erwartungen. Klärt euer Hüeti darüber auf, dass euch das wichtig ist.
Babysitterkurs: Mir persönlich spielt es auch keine Rolle, ob ein Babysitterkurs besucht wurde oder nicht. Für mich spielen vor allem die obgenannten Punkte eine Rolle.
Du kannst meine Liste nach Belieben ausschmücken oder umbauen. Ich hoffe, sie dient und deiner Frau als Grundlage, damit ihr eure eigenen Bedürfnisse an einen Babysitter erkennen und formulieren könnt.
Alles Liebe für die Zukunft!
Romina
Unsere Expertin für Familienfragen
Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.