Die Herbstferien stehen an, und viele Familien freuen sich, endlich mal wieder einigermassen normal verreisen zu können. Trotzdem ist einigen angesichts der steigenden Covid-19-Infektionszahlen etwas mulmig. Zu recht?
Jein, wegen einer allfälligen Infektion muss man sich nicht wirklich Sorgen machen, sie ist ja für die allermeisten Personen, insbesondere für die Kinder und für gesunde Erwachsene nicht gefährlich. Doch das Organisatorische muss man bedenken, und das kann mitunter dazu führen, dass das Ferienerlebnis nicht das Gleiche ist. Es ist also nicht so, dass man sich «in Gefahr» begibt, wenn man in ein anderes Land reist. Doch die Massnahmen, die je nach Destination in Kraft sind, können sehr einschränkend sein.
Also sollte man vor der Ferienplanung die Liste des Bundesamts für Gesundheit BAG mit den Ländern mit hohem Ansteckungsrisiko checken.
Genau, und am besten beobachtet man auch während den Ferien, wie sich die Situation entwickelt. Wenn ein Gebiet auf die Liste mit hohem Ansteckungsrisiko kommt, haben die Bürgerinnen und Bürger in der Regel 24 bis 48 Stunden Zeit um heimzukommen ohne danach in Quarantäne gehen zu müssen. Also muss man schnell reagieren, damit man noch rechtzeitig einen Flug buchen kann.
Bei der Wahl der Feriendestination lässt man die Risikogebiete auf der Liste des Bundes, zu denen auch das beliebte Ferienland Spanien gehört, wohl besser aus?
Man kann in solchen Gebieten schon Ferien machen, aber sie sind nicht so gut geeignet. Die Dauer der Herbstferien reicht ja kaum dafür, sich nach den Ferien noch in die obligatorische zehntägige Quarantäne zu begeben. Und ob da wirklich Ferienstimmung aufkommt? Man kann ja nicht einfach eine Kirche anschauen gehen, ein Teil der Restaurants ist zu, und die Bevölkerung ist nicht auf Touristen eingestellt. Ich persönlich würde das deshalb nicht machen. Nicht aus Angst vor einer Infektion, die ist ja nicht gefährlich, sondern weil es keinen Sinn macht.
Sie betonten nun schon zum zweiten Mal, eine Infektion mit dem Coronavirus sei nicht gefährlich.
Für den grössten Teil der Infizierten verläuft eine Infektion mild und ohne Komplikationen. Somit ist das Virus nicht gefährlich, ausser für die Risikopatienten, die im Falle einer Infektion ein höheres Komplikationsrisiko haben. Kinder und junge Erwachsene, die deren Eltern meistens sind, gehören nicht zu den Risikopatienten.
Was gehört derzeit zusätzlich ins Reisegepäck?
Schutzmasken und Desinfektionsmittel. Einen Fiebermesser habe ich sowieso immer in der Reiseapotheke.
Worauf muss man neben den Abstandsregeln, Händewaschen und Maskentragen auf Reisen sonst noch achten?
Dass man sich unbedingt an die lokalen Vorgaben hält. Sie können je nach Gebiet sehr unterschiedlich sein, vielleicht ganz anders als bei uns, und als Tourist muss man das respektieren, nicht hinterfragen oder kritisieren. Man muss sich auch bewusst sein, dass die Leute in verschiedenen Regionen die Pandemie anders erleben.
Für die nächsten Tage ist Regenwetter vorausgesagt, da planen viele Familien, die nicht verreisen, wieder einmal einen Indoor-Spielpark zu besuchen. Was halten sie davon?
Auch diese Pärke haben ihre Hygieneschutzregeln und Vorschriften, und wenn man sich daran hält, spricht nichts dagegen. Aber ob das dann lustig ist, muss jeder selber wissen. Es gäbe sonst ja noch die Variante Regenjacke…
Dr. med. Anita Niederer-Loher ist Oberärztin mbF Infektiologie/Spitalhygiene sowie Co-Leiterin der reisemedizinischen Sprechstunde am Ostschweizer Kinderspital und Kantonsspital St. Gallen.