Was wäre ein Sommer ohne das vertraute Kreischen und Lachen der Kinder in den Badis? Diesem permanenten Grundrauschen, das einen nach einer halben Stunde Lesen auf dem Badetuch langsam eindösen lässt? Zumindest so lange, bis man von einem nassen Wasserball getroffen oder die eine Stelle am Bauch dann doch schon verdächtig rot wird.
Im Freibad treffen sich alle: Pensionäre, die schon früh morgens ihre Liege aufklappen, um dann den ganzen Tag träge im Halbschatten den Sommertag zu verplempern. Sportlich ambitionierte Bürogummis, die nach der Arbeit Bademütze und Schwimmbrille montieren und routiniert ihre Bahnen ziehen. Teenies, die auf dem Sprungturm um die Blicke der Mädchen buhlen. Und natürlich Kinder, die am liebsten so lange im Planschbecken bleiben würden, bis die Hände ganz schrumplig sind.
Dieses Jahr mussten sich Bade- und Sonnenhungrige wegen der Corona-Pandemie allerdings bisschen länger gedulden, bis ihnen Einlass ins Freibad gewährt wurde. Doch jetzt, konkret seit dem 6. Juni, sind die Badis wieder offen. Doch was hat sich mit dem Virus geändert? Schränkt die fiese Krankheit unsere Freiheit im Schwimmbad nun stark ein? Wir haben bei den Sportämtern und Badis in den Städten Bern, Basel, Luzern, St. Gallen und Zürich nachgefragt. Allen Bädern gemein ist, dass nur eine beschränkte Anzahl Personen eingelassen wird, da gemäss den Vorgaben des Bundes pro Badegast zehn Quadratmeter einberechnet werden muss.
Damit man weiss, wieviele Menschen sich gerade in den Badis aufhalten, hat das Sportamt Bern online ein Ampelsystem geschaltet. «Auf unserer Webseite wird mittels einer kleinen Ampel für jede Anlage angezeigt, ob die Badi voll ist (rot), fast voll ist (orange) oder ob es noch genügend Plätze hat (grün)», sagt Petra Baumberger, Medienverantwortliche des Sportamts. Eine zeitliche Beschränkung gibt es in den Freibädern nicht. Sich einen Platz reservieren oder auf eine Warteliste zu setzen, ist in Bern nicht möglich. Duschen, Garderoben und WCs können in den Berner Freibäder unter Einhaltung der Hygiene- und Distanzvorgaben normal benutzt werden, ebenso steht den Gästen ein gastronomisches Angebot zur Verfügung. Und wie sieht es mit den Regeln im Wasser aus? «Auch im Schwimmbecken gilt, wenn immer möglich Abstand halten», so Baumberger. Dies gelte auch fürs Kinderbecken.
Auch in Basel kann man online verfolgen, wie stark die Bäder ausgelastet sind. So gibt es bei den grossen Bädern Joggeli und Bachgraben einen Livestream, wo die Besucher sehen können, ob sie anstehen müssen oder nicht. Eine maximale Aufenthaltsdauer gibt es in Basel nicht, dennoch appelliert das Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt an die Eigenverantwortung der Gäste. «Es ist klar nicht die Meinung, dass an einem sonnigen Tag die Leute um 9 Uhr morgens in die Badis kommen und dann zehn Stunden einen Platz besetzen», sagt Simon Thiriet, Leiter der Kommunikation. Wartelisten gibt es keine, aber Schulen und Gruppen müssen reservieren bevor sie ins Bad strömen. Auch für die Nutzung der Duschen und Garderoben gibt es eine Beschränkung der gleichzeitig anwesenden Personen. «Diese ist klar ausgeschildert», so Thiriet. Abstandsregeln gelten auch in den Schwimm- und Kinderbecken. Der Restaurant-Betrieb läuft unter einem Covid-Gastrokonzept.
Das im Vierwaldstättersee gelegene Seebad in Luzern darf aktuell 300 Gäste empfangen. «Wir hoffen allerdings auf weitere Lockerungen», sagt Rosie Bitterli Mucha vom Seebad Luzern. Die Badi kennt differenzierte Tarife um den Gästestrom und die Aufenthaltsdauer zu verfolgen. Es gibt ein Ticket für den ganzen Tag, einen sogenannten Mittagseintritt für ca. zwei Stunden sowie einen Turbo-Eintritt für eine Stunde. «Schwimmen, trockenen und tschüss. Wir appellieren an die Badegäste aus Rücksicht auf andere nicht zu lange zu verweilen», so Bitterli Mucha. Ein Saisonabo ist dieses Jahr nicht vorgesehen, dafür kann eine Sommer-Karte für die drei kommenden Monate gelöst werden. Ein- und Ausstieg ins Wasser sind getrennt und natürlich gelten auch hier die allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln.
Wer in St. Gallen ein Freibad besuchen möchte, macht sich an besten zuerst auf der Webseite schlau, wie stark die Badis gerade frequentiert werden. Dort findet sich auch das dazugehörige Schutzkonzept. Wartelisten führen die Bäder keine, auch eine vorherige Reservation ist nicht möglich. Wenn die Abstands- und Hygieneregeln des Bundesamts für Gesundheit (BAG) eingehalten werden, können die Gäste Garderoben, Duschen und Toiletten ganz normal nutzen. Auch im Schwimmbecken gelten Abstandsregel. «Die Nutzung der Wasserfläche ist in der Eigenverantwortung der Badegäste. Falls sich zu viele Personen im Wasser befinden, behalten wir uns vor, die Kapazität einzuschränken», sagt Roland Hofer, Leiter Bad- und Eisanlagen der Stadt St. Gallen. Für die Kinderbecken gelten sonst keine bestimmten Regeln. Und, vorausgesetzt das Wetter spielt auch Anfang September noch mit: «Wir behalten uns eine Saisonverlängerung in den Freibädern vor», so Hofer.
Wieviele Gäste in den Stadtzürcher Freibädern zugelassen sind, kann man auf der Webseite des Zürcher Sportamts einsehen, auch hier gilt für jedes Bad eine maximale Anzahl Personen. In Zürich kennt man keine Beschränkung, was die Aufenthaltsdauer betrifft. «Bei einem hohen Besucheraufkommen appellieren wir jedoch an die Solidarität der Badegäste, ihren Besuch zeitlich so zu beschränken, damit möglichst alle in die Badi gehen können», sagt Stefanie Süess vom Zürcher Sportamt. «Kapazitätsengpässe dürfte es an heissen und schönen Tagen bei gewissen Bädern geben.» Um die Abstandsregeln in den Duschen, Garderoben und WCs umzusetzen, gibt es vor Ort entsprechende Markierungen. In den Freibädern ist die gesamte Infrastruktur nutzbar, inklusive Liegeflächen, Nichtschwimmerbecken sowie Kinderplanschbereiche. Allerdings kann der Betrieb in den Restaurants eingeschränkt sein. «Für die Restaurants gelten die Vorgaben des Bundes für die Gastronomie. Da die Restaurants in den Bädern privat betrieben werden, sind die Pächterinnen und Pächter für die Erstellung eines funktionierenden Schutzkonzepts und dessen Umsetzung vor Ort verantwortlich», so Süess.