Sie kleiden sich gern schön, lieben Sonnenbrillen und Handtaschen. Sie haben lange Haare, die manchmal die Farbe wechseln, wenn sie draussen waren. Ihre Namen sind Zoe, Sophia oder Lucy, und sie sind Girlys. Hinter diesen Puppen steckt die Unternehmerin Theresia Le Battistini, 41. Als Mädchen spielte sie «leidenschaftlich gern» mit Barbies, nun hat sie deren Konkurrentinnen auf den Markt gebracht.
Aber muss das sein? Müssen sich Mädchen ständig mit Schminke, Kleidern und Haaren beschäftigen? «Sie müssen nicht – sie wollen!», kontert Theresia Le Battistini in ihrem Showroom in Zürich Altstetten. «Man kann nicht verhindern, dass viele Mädchen – und übrigens auch Buben – sich für diese Themen interessieren.» Le Battistini macht sich dieses Interesse einfach zunutze: Die Girlys wurden von Mädchen und Jungen zwischen acht und vierzehn mitentworfen. Heraus kam eine Puppe mit einer androgynen Körperform: ohne Brüste, ohne Taille und ohne auffälligen Po. Sie ist 48 Zentimeter gross und kann alleine stehen. «Die Kinder hatten eine genaue Vorstellung davon, wie die Puppen aussehen sollen.»
Für Theresia Le Battistini stand immer fest, dass sie sich irgendwann selbstständig machen will. Doch erst setzt die Zürcherin auf Sicherheit, macht das KV, studiert Betriebswirtschaft und arbeitet als Projektleiterin bei der UBS. «Wirtschaft interessiert mich schon immer, Mode auch.» Als vor sechs Jahren ihre Tochter Elaine zur Welt kommt, findet Le Battistini in den Spielzeugläden dieselben Puppen wie während ihrer eigenen Kindheit. «Es gab keine Vielfalt und keine Angebote für ältere Mädchen.»
Der Entscheid, ein Start-up zu gründen, um einen Teil des «verrückterweise von Männern dominierten!» Puppengeschäfts für sich zu reklamieren, reift – es ist nach den Outdoor-Spielsachen der grösste Sektor dieser 90-Milliarden-Dollar-Industrie. Am Ende ihrer Mutterschaftszeit schreibt Le Battistini ihrem Chef, dass sie nicht wiederkommt. «Das war ein guter Job, den ich aufgab. Doch das Projekt hatte mich gepackt.»
Daran ändert auch ihre zweite Schwangerschaft nichts. «Klar war das viel auf einmal, aber ich schlief während der Schwangerschaft sehr gut und konnte mich deshalb immer wieder erholen», sagt Le Battistini lachend. In dieser strengen Anfangszeit kamen ihr der analytische Hintergrund «für die Marktrecherche» und ihre Erfahrungin einer Männerbranche zugute: «Bei der Bank waren wir 20 Prozent Frauen, da musste ich mich auch durchsetzen. Schade, dass nicht mehr Frauen es wagen, eine Firma zu gründen.»
Heute steht I’m a Girly bei einem Umsatz im einstelligen Millionenbereich, knapp 100 000 verkauften Artikeln und zehn Angestellten. Es gibt drei Produktlinien, die 59 bis 129 Franken kosten. Produziert wird in China. Verkauft im Franz Carl Weber, in Europa, China, Amerika – und so landen die Puppen in prominenten Haushalten bei Madonna, den Beckhams oder den Federers, deren Töchter alle grossen Gefallen an einer Girly gefunden haben.
Das Designteam junger Mädchen und Jungs gibt es übrigens immer noch. «Im Zweifelsfall machen wir die Röcke nicht so kurz, wie es die Kinder manchmal vorschlagen», sagt Le Battistini. Für sie ist die Gestaltung und das Spiel mit den Puppen pädagogisch sehr wertvoll. «Die Kinder drücken sich auf diese Weise aus, und das sollen sie auch dürfen.» Ihre eigene Tochter Elaine ist mit den Girlys so vertraut, dass sie kein grosses Aufheben mehr darum macht. «Ausser im Spielwarenladen, wo sie den Mitarbeitern immer ganz stolz erzählt, dass ihr Mami diese Puppen gemacht hat.»