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Gartenkind-Programm

Hier haben Kinder ihr eigenes Gemüsebeet

In der Erde wühlen, Gemüse säen, Insekten beobachten – in einem Garten gibt es einiges zu entdecken für Kinder. Längst nicht alle verfügen aber über einen geeigneten Garten. Seit über zehn Jahren schafft das Gartenkind-Programm deshalb Abhilfe, mit Saisonkursen und Lerngärten.

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Programm Gartenkind Bioterra

Im Rahmen des Programms Gartenkind von Bioterra können sich Kinder aktiv in einem Garten einbringen.

Bioterra / Katharina Nüesch

Prinzessin Kate (42) ist eine der wohl prominentesten Botschafterinnen rund ums Gärtnern mit Kindern. Schon seit Jahren engagiert sich die dreifache Mutter für verschiedenste Projekte, in denen es um das Erleben der Natur geht – und die positiven Auswirkungen davon auf Kinder in unterschiedlichsten Lebensphasen.

So hat sie zum Beispiel einen «Zurück zur Natur»-Garten entworfen, in dem Kinder und Jugendliche die Natur und ihre Wunder erleben können. Ein anderes Mal packte sie kurzerhand selber mit an und wurde zur royalen Gartenhilfe bei der Neugestaltung einer Terrasse in einem Kinderhospiz. Dabei verriet sie auch, dass sie mit ihren Kindern Prinz George (10), Prinzessin Charlotte (8) und Prinz Louis (5) ebenfalls Garten-Sessions veranstaltet und mit ihnen zum Beispiel Sonnenblumen pflanzt und pflegt.

Prinzessin Kate Garten

Prinzessin Kate engagiert sich schon seit jeher für Gartenprojekte mit Kindern, wie hier 2017 im Rahmen einer Kampagne für Schulgärten.

Getty Images

Gartenkind: Ein Programm von Bioterra

Tatsächlich seien Sonnenblumen perfekt, um Kindern die Natur näher zu bringen, sagt Regina Hofstetter, der Programmverantwortlichen von Bioterra. «Sie sehen schön aus, lassen sich im Wachstum gut verfolgen und sind auch später spannend zu beobachten, wenn Vögel sich die Kerne holen.» Die gelernte Landschaftsgärtnerin weiss aber auch, dass nicht alle Eltern ein Faible für Pflanzen und Gärtnern haben. Und nicht alle die Möglichkeit, auf einem Balkon oder Garten etwas mit ihren Kindern anzupflanzen. Schon seit zehn Jahren hat sie selber deshalb einen Gartenkind-Garten in St. Gallen, den sie zusammen mit fünf bis zehn Kindern jeweils von Frühling bis im Herbst pflegt, und verantwortet auch das dahinterstehende Programm.

Regina Hofstetter, was ist ein Gartenkind-Garten?

Das Programm Gartenkind wurde 2013 ins Leben gerufen, ursprünglich vom Verein infoklick.ch. Heute läuft es unter dem Dach von Bioterra, der führenden Organisation für den Bio- und Naturgarten in der Schweiz. Es geht darum, dass sich Kinder aktiv in einem Garten einbringen können, Gemüse anpflanzen und pflegen können und so die Kreisläufe der Natur kennenlernen.

Wieso ist das wichtig?

Kinder sollen Freude an der Natur haben. Nicht über reine Wissensvermittlung, sondern über das Erleben. Hier können sie wirklich anpacken, etwas bewirken. Das schafft einen ganz anderen Bezug. Auch zu Lebensmitteln und deren Saisonalität.

Wie läuft das genau ab in einem solchen Gartenkind-Garten?

Im Grundsatz ist es ein Saisonkurs für Kinder. Dieser beginnt meist nach den Frühlingsferien und dauert bis zu den Herbstferien. In dieser Zeit betreut jedes Kind sein eigenes Gartenbeet. Einmal wöchentlich kommen die Kinder für eineinhalb Stunden vorbei und pflegen ihr Beet. Dazwischen bleibt auch Zeit, anderes im Garten zu entdecken. Die meisten Gärten haben zum Beispiel auch Kräuter, mit denen sich etwas machen lässt. Oder Blumen für Sträusse. Vielleicht kocht man auch einmal etwas auf einem Feuer oder die Kinder bauen Unterschlüpfe für Tiere.
 

Programm Gartenkind Bioterra

Einmal wöchentlich kümmern sich die Kinder um ihr eigenes Gartenbeet.

Bioterra / Regina Hofstetter

Was erhalten Sie für Feedbacks?

Ich habe viele Kinder, die mehrere Jahre hintereinander mit viel Freude wieder kommen. Das ist immer eines der schönsten Feedbacks. Und von den Eltern hören wir oft, wie entspannt ihre Kinder nach einem solchen Nachmittag nach Hause kommen. Wohl auch, weil es keinen Leistungsdruck gibt. Und mit den Händen in der Erde zu wühlen, entschleunigt einfach. Gleichzeitig ist es immer toll zu sehen, wie stolz sie auf ihr eigenes Gartenbeet sind, auch zwischendurch vorbeikommen, um ihr Beet zum Beispiel den Grosseltern zu zeigen.

Ihr eigener Gartenkind-Garten ist in St. Gallen. Gibt es das Angebot auch andernorts in der Schweiz?

Aber sicher, inzwischen gibt es fast 80 Gartenkinder-Gärten verteilt in der ganzen Schweiz, wobei der Schwerpunkt aktuell noch in der Deutschschweiz liegt. Eine Liste der Gärten, aufgeteilt nach Kantonen, findet sich auf der Bioterra-Website, inklusive Kontaktdaten zu den jeweiligen Betreuungspersonen. Dort kann man auch nachfragen, ob es für dieses Jahr allenfalls noch freie Plätze gibt.

Zur Person: Regina Hofstetter

Regina Hofstetter ist gelernte Landschaftsgärtnerin und hat Umweltwissenschaften studiert, mit dem Schwerpunkt auf Bildung. Die zweifache Mutter ist fast von Beginn an beim Projekt Gartenkind dabei und hat dieses mit aufgebaut. Auch sie selbst betreut einen Gartenkind-Garten in einem Schulgarten in St. Gallen.

Was sind das für Betreuungspersonen?

Das sind allesamt Freiwillige. Im Grundsatz kann jeder und jede Betreuungsperson werden. Gartenerfahrung ist zwar eine Voraussetzung, nicht aber eine entsprechende Ausbildung. Wir vermitteln das dafür nötige Wissen in einem obligatorischen Kurs, in dem es unter anderem um das das naturnahe und biologische Gärtnern geht, um Nützlinge und Schädlinge und um die Grundsätze unseres Programms. Wir zeigen auch, welches Gemüse sich am besten eignet und wann es idealerweise gepflanzt wird, damit die Ernte zum Beispiel nicht genau auf die Sommerferien fällt.

Welches Gemüse eignet sich denn besonders gut?

Radieschen zum Beispiel, Zucchetti, Kürbis, Kohlrabi, Gurken und vieles mehr.

Programm Gartenkind Bioterra

Pflanzen, säen, giessen, jäten, ernten, Ernte verarbeiten – für die Kinder fallen jeweils die unterschiedlichsten Gartenarbeiten an.

Bioterra / Regina Hofstetter

Aber ein eigener Garten ist wahrscheinlich Voraussetzung für eine Betreuungsperson?

Überhaupt nicht. Grundsätzlich braucht es mindestens 30 Quadratmeter Gartenfläche. Diese kann aber überall sein und wir unterstützen bei der Suche auch mit Tipps, wo man überall fragen könnte. Oft gibt es zum Beispiel rund um Bauernhöfe eine Möglichkeit. Nicht selten sind Gartenkind-Gärten aber auch ehemalige Schulgärten. Denn früher war Gärtnern meist Teil des Schulplans. Heute leider nicht mehr. Wobei wir aktuell gerade daran arbeiten, wie wir das Thema auch wieder in die Schule bringen, und zwar mit Kartoffelkursen für Schulklassen der Mittelstufe. Bereits seit mehreren Jahren bieten wir diese in der Stadt Zürich an, ab diesem Jahr auch in anderen Kantonen. Und das Angebot soll weiter ausgebaut werden. Interessierte Lehrpersonen finden dazu auch Informationen auf unserer Website.

Zuhause Gärtnern mit Kindern – drei Tipps von Regina Hofstetter

  • Es braucht nicht unbedingt einen Garten, vieles lässt sich auch auf einem Balkon realisieren, zum Beispiel einen Topf mit Kartoffeln.
  • Wenn Kinder von Beginn an dabei sind und mitbestimmen können, sind sie noch mehr motiviert. Deshalb kommen sie am besten bereits mit zum Einkaufen ins Gartencenter.
  • Lässt sich die Gartenarbeit mit Tieren verbinden, ist es für Kinder oft besonders schön: Sonnenblumen pflanzen für Vögel, Ast- oder Steinhaufen bauen, in denen sich Tiere verstecken können, oder ein Wurmturm mit Rüstabfällen aus der Küche machen.

Hilfreiche Anleitungen und weitere Ideen gibt es hier.

Kommen wir zurück zum Gartenkind-Programm: Ab welchem Alter macht es für Kinder Sinn, mitzumachen?

Es braucht schon etwas Selbständigkeit und die Kinder müssen sich darauf einlassen und eine Weilte bei der Sache bleiben können. Deshalb empfehle ich die Saisonkurse für Kinder ab der ersten Klasse bis ungefähr in der dritten, vierten Klasse. Wichtig ist ausserdem, dass man dann auch wirklich jede Woche Zeit hat.

Was ist, wenn diese Zeit fehlt? Oder ich schon mit jüngeren Kindern Gartenerfahrungen sammeln will?

Dann eignen sich eher unsere Lerngärten, von denen wir schweizweit sechs haben. Diese stehen für Kinder ab vier Jahren offen, in Begleitung einer erwachsenen Person. Auch hier machen sie die Gartenarbeiten, die gerade anfallen. Pflanzen, säen, giessen, jäten, ernten, Ernte verarbeiten usw. Ein perfekter Einstieg für Kinder in die Welt der Pflanzen und Tiere.

Thomas Bürgisser
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Von Thomas Bürgisser am 4. April 2024 - 07:00 Uhr