Flöru ist ein gescheites Pony. Er hält schön still, als Dion, 3, auf seinen Sattel klettert, und wartet geduldig, bis die Tierpflegerin der Mama, Fabienne Wegmann-Würms, die Zügel in die Hand gibt. Der Ritt kann losgehen! Die ersten paar Schritte macht Flöru auch brav dem Pfad entlang. Doch dass Fabienne noch nie zuvor ein Pony geführt hat, begreift er sofort. Ausser Reichweite der Tierpflegerin bleibt Flöru stehen, senkt den Kopf und nascht in aller Gemütlichkeit ein wenig vom herbstlich-saftigen Gras. Da nützt weder Dions «Hü!» noch Fabiennes gutes Zureden. Die Tierpflegerin lacht: «Ja, Flöru ist ein intelligentes Tier. Er weiss genau, wann er der Chef ist.»
Und er geniesst es, jetzt im Herbst wieder der Chef zu sein und mit Kindern auf dem Rücken von Grasbüschel zu Grasbüschel zu spazieren. Denn im Sommer gabs kaum Ponyreiten im Seeteufel in Studen BE. «Bei Temperaturen über 26 Grad führen wir es nicht durch.» Flöru hatte also fast den ganzen Hitzesommer frei. Und der Betreiber des Tier- und Erlebnisparks eine saftige Gewinneinbusse. Denn einmal im Kreis reiten kostet einen Zweifränkler. «Die Gesundheit der Tiere geht vor», sagt Geschäftsführer Stefan Steiner.
Wer im Raum Bern aufgewachsen ist und als Kind selbst den Seeteufel besucht hat, weiss, dass die Tierhaltung – damals gabs sogar noch Raubkatzen – für negative Schlagzeilen sorgte. Vor zwölf Jahren übernahm die neue Generation und brachte den Betrieb auf Vordermann. «Jetzt entsprechen die Gehege mindestens der dreifachen Fläche, welche das Gesetz fordert.»
Auch das Angebot für die kleinen Besucher wurde ausgebaut. Fast jedes Jahr kam eine Attraktion dazu. Der Indoor-Spielplatz lockt mit Kletterburgen, Gumpischlössern und Karussells. Ausserdem gibts verschiedene Putschauto-Bahnen, einmal die nostalgischen, einmal futuristische Putsch-Ufos. Dion und Aiden wollen natürlich unbedingt auch fahren. Papa Valentin fischt Ein- und Zweifränkler aus dem Hosensack. Denn auch die Autos kosten eine Münze extra. «Eigentlich ist das Modell sehr gastfreundlich», stellen er und seine Frau fest. «Man bezahlt so viel, wie man konsumiert. So bleibt der Eintrittspreis tief und auch für Grossfamilien erschwinglich.»
«Man bezahlt so viel, wie man konsumiert. So bleibt der Eintrittspreis tief und auch für Grossfamilien erschwinglich.»
Valentin Wegmann-Würms
Der Eintrittspreis umfasst nicht nur die Kletter- und Hüpfburgen, sondern auch Parkplatz, Spiel- und Picknicknischen auf dem ganzen Areal und die Dreiräder, auf welchen die Kinder durch den Park kurven. Und natürlich den Tierpark an sich: Steiners beherbergen 15 verschiedene Säugetierarten von Kattas über Zebras bis zu Damhirschen. Im Vivarium leben 13 Reptilien, etwa Brillen-Kaimane, Fische und Schildkröten aller Art. Pfauen, Gänse, Hühner und Enten laufen frei herum, nur die Nandus haben ein Gehege.
Den Hosensack voller Ein- und Zweifränkler wird Familie Wegmann-Würms dennoch los. Erst bei einer Zugfahrt im Seeteufel-Express, dann in der Kinder-Kiesgrube. Am liebsten würden Dion, Aiden (und notabene auch Valentin) den ganzen Tag dort verbringen, wo man auf kleinen Baggern – fast wie echt! – Schaufel um Schaufel umwälzen kann.
Nichts da, die Zwerggeissli wollen noch gefüttert werden. Fabienne holt eine Tüte Popcorn und zeigt den Buben, wie man den Tieren am besten die flache Hand entgegenstreckt. Die Geissli stürzen sich aufs die Nascherei – und das nicht ohne Grund! Der gepoppte Mais schmeckt im Seeteufel nämlich besonders fein. Er hat sogar den Ruf, das beste Popcorn der Region zu sein. Woran liegts? «Wir machen es eben noch klassisch mit ein wenig Öl, nicht einfach nur mit Heissluft», verrät Jocelyne Steiner, die Frau des Geschäftsführers.
Popcorn gibts ganzjährig. Einige Angebote werden jedoch im Winter ausser Betrieb genommen – etwa die Gummiböötli-Bahn im Zentrum des Parks. Auch die Öffnungszeiten sind in den kalten Monaten deutlich eingeschränkt: Der Park ist von November bis Februar jeweils sonntags geöffnet. Und startet dann traditionsgemäss mit ganz vielen Jungtieren in die neue Saison.