In einem Workshop des Zürich Film Festivals können Kinder mit dir den Videoclip für den neuen Song «Narbe» drehen. Was genau planst du mit den Teilnehmenden?
Den Song, welchen ich extra für das Musikförderungsprogramm SMA Kids by Generali geschrieben habe, haben wir diesen Sommer in fünf schweizweiten Workshops mit 150 Kindern aufgenommen. Yvan Jaquemet hat ihn dann produziert, und im Workshop der Reihe «ZFF für Kinder» nehmen wir nun das passende Musikvideo dazu auf. Ich werde bei den Dreharbeiten dabei sein und mit den teilnehmenden Jungs und Mädchen vor der Kamera stehen. Natürlich werden in dieser kurzen Zeit keine professionellen Filmemacher aus ihnen, aber in uns allen schlummern Talente, und die grösste Herausforderung ist es, diese zu finden. Toll, wenn wir dabei vielleicht etwas helfen können.
Genau so wichtig ist es für diese Kinder wahrscheinlich, ein Foto mit dir zu machen …
(Lacht) … Für manche wohl schon, und das ist okay so. Sie haben in der Schule schon genug Arbeit, in diesen Workshops sollen sie machen können, was sie aufstellt – und wenn es auch einfach nur ist, einen Act kennenzulernen, den sie bisher nur von Spotify und Co. kannten. Aber die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder in den Workshops war gross.
Wie bereitest du dich auf diesen Job als Coach vor?
Ich habe schon öfter mit Kids zusammen gearbeitet, zum Beispiel musikalische Projekte für die Zürcher Schuldirektion oder zur Suizidprävention umgesetzt. Und ich bin selber Vater von zwei Kindern, kindliche Welten liegen mir nahe.
Hast du diesen Bezug zu Kindern durch deine Erfahrungen als Vater bekommen?
Ich mochte Kinder schon immer sehr gern. Ich wollte eigentlich immer jung Papa werden, aber es ist dann etwas anders gekommen. Vor meinen eigenen Kindern hatte ich aber schon zwei Göttikinder – das Praktikum hatte ich also schon absolviert … (lacht)
Was motiviert dich, bei Projekten wie diesen Kinder-Workshops mitzuwirken?
Da gibt es verschiedene Gründe. Als Solokünstler arbeite ich seit zwei Dekaden oft allein, deshalb begrüsse ich solche Zusammenarbeiten immer, ob nun wie mit Marc Sway auf meiner akutellen Single «Sorry Mama» oder mit einer Gruppe von Kindern – Hauptsache, der Fokus liegt nicht wie sonst immer auf mir. Dann habe ich mittlerweile eine Position erreicht, die es mir ermöglicht, etwas weiter zu geben. Als ich selber so jung war, gab es keine etablierten Musiker, die hinstanden und ihre Erfahrungswerte teilen wollten, die uns sagten: «Macht eine Berufslehre, denn die Chance, von der Musik leben zu können, ist nun mal gering.» Ich hätte mir das als junger Musiker immer gewünscht, und schwörte mir damals, dass ich das mal machen würde, sollte ich je in so einer Situation stehen. Ein weiterer Motivationsgrund ist, dass ich selber zweifacher Vater bin und finde, es gibt nichts Schöneres, als mit Kindern zu arbeiten: Sie sind ehrlich, unverblümt, intuitiv. So bin ich auch als Musiker: Ich folgte immer meinem Bauchgefühl, ich kann eigentlich nichts, nicht mal Noten lesen, habe keine musikalische Ausbildung – und trotzdem mache ich Musik.
Du hast aber einst auch eine Ausbildung zum Sanitärinstallateur gemacht und auf dem Bau gearbeitet.
Ich habe mir nie konkret zum Ziel gesetzt, bekannt zu werden. Während meinen ersten Veröffentlichungen als Musiker habe ich immer nebenbei gearbeitet. Ich weiss, was es braucht, und sah Kollegen auf diesem Weg scheitern. Über das Internet wird heute so viel Glamour verbreitet. Doch daneben gibt es noch das «Real Life», das muss man immer im Hinterkopf behalten. Unter dem Strich schafft es vielleicht einer von tausend, wirklich von der Musik zu leben.
Was sind weitere Gedanken, die du jungen Nachwuchsmusikerinnen und -musikern ans Herz legen möchtest?
Wir leben in einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten, das war zu meiner Anfangszeit in der Musikszene noch nicht der Fall. Damals musste man noch ein Buch lesen oder Fachleute anfragen, um all die Geräte rund um die Musik bedienen zu können. Heute steht das ganze Know-how via Youtube-Tutorials allen zur Verfügung! Das ist Segen und Fluch gleichzeitig, denn angesichts all dieser Möglichkeiten verliert man sich schnell. Es ist deshalb wichtig, einen Fokus zu setzen: Lieber etwas richtig machen statt hundert Sachen gleichzeitig ausprobieren. Zudem ist heute die Hemmschwelle für Veröffentlichungen sehr tief.
Will heissen?
Die Veröffentlichung eines Songs oder eines Albums war zu meiner Anfangszeit etwas sehr Spezielles. Das hat an Wert verloren. Heutige Newcomer stellen schon erste Gehversuche gleich ins Netz – und kreieren damit bereits ein Bild von sich.
Die Corona-Pandemie macht vielen Musikerinnen und Musiker das Leben doppelt schwer. Kannst du den Kindern eine Laufbahn im Musikbereich dennoch voll und ganz empfehlen?
Empfehlungen gebe ich grundsätzlich immer mit einer enormen Ehrfurcht ab. Denn was heute Realität ist könnte morgen vielleicht schon komplett anders sein. Zusammenarbeiten wie zum Beispiel diese Workshops mit den Kindern sind immer ein Zweiwegticket: Auch ich lerne dabei etwas. Die Grundmessage von mir an sie habe ich im Song «Narbe» verpackt: Es ist ein aufbauender, motivierender Song, aber er thematisiert auch, dass es ebenso zum Erfolg gehört hinzufallen. Man erreicht kein Ziel, ohne Schrammen mitzunehmen. Das erlebe ich aktuell bei meiner halbjährigen Tochter: Sie wird etliche Male hinfallen, bis sie gehen kann. Ähnlich geht es mir auch nach über 20 Jahren im Musikbusiness noch.
Bligg stellt den Song «Narbe» und das Video mit den Kindern an der ZFF Award Night live vor. Alle Erlöse des Songs kommen der Stiftung «The Human Safety Net Switzerland Foundation» von Generali Schweiz zugute und werden in Projekte zur frühkindlichen Förderung investiert.
Macht mit bei unserem Wettbewerb: Wir verlosen 2x3 Tickets fürs Zürich Film Festival. Anmeldeschluss ist am Donnerstag, 24. September 2020.