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  4. Gefährlicher Trend in der Erziehung: Überbehüten richtet Schaden an
Wo Eltern in die Falle tappen

Moderne Familien verfallen gefährlichem Erziehungs-Trend

Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Nur manchmal wollen sie es so sehr, dass es den Kindern eher schadet. Wir stellen euch den aktuell gefährlichsten Erziehungstrend vor.

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Kind in einer Badewanne voller Watte

Das Kind auf Watte betten – besser nicht! In unserem Artikel erfahrt ihr, wieso das so schädlich ist.

Getty Images

Laut Experten ist es einer der häufigsten Erziehungsfehler der heutigen Zeit: das Überbehüten. Eltern, die besonders gut für ihre Kinder sorgen wollen, verfallen dieser Erziehungsmethode. Was sie nicht wissen: Überbehüten schaden einem Kind massiv.

Laut der australischen Erziehungskoryphäe John Marsen sehen diese Eltern die Welt als potenziell gefährlichen Ort. Überall lauern Gefahren, die es zu verhindern gibt. Die Kinder würden von ihren Eltern als hilflose, pure Wesen wahrgenommen, so Marsden. Sie dürfen kaum noch Schmutz anfassen (Keime!), keine freundlichen Gesten annehmen (Misstrauen gegenüber Fremden ist sicherer), nicht auf Bäume klettern (und nicht alleine die Rutschbahn runter) ... Dabei würden genau solche Erfahrungen die Kinder zu starken Menschen machen. Wenn wir ihnen etwas zutrauen, stärkt das ihre Resilienz. Sie lernen, Schwierigkeiten zu meistern und eigene Grenzen zu fühlen – und können stolz auf sich sein.

Wenn wir jedoch aus Angst jegliches Hindernis aus dem Weg räumen, begrenzen wir die Fähigkeit der Kinder, zu reifen, Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit zu entwickeln. «Sie können sich selbst helfen, und wir müssen mit Nachdruck dafür sorgen, dass wir zurücktreten, wenn es an der Zeit ist», ist der Experte überzeugt. Denn andernfalls drohen die Kinder, Angststörungen zu entwickeln, an einem geringen Selbstwertgefühl zu leiden. Denn wie sollen sie sich selbst etwas zutrauen, wenn schon ihre Eltern es nicht tun?

So nennt man überbehütende Eltern

Eltern die ihre Kinder überbehüten, werden oft auch als Rasenmähereltern bezeichnet. Wie Rasenmäher räumen sie jedes Hälmchen aus dem Weg, damit ihre Kinder freie Bahn haben. Dieser Elterntyp tut alles in seiner Macht stehende, um die Kinder vor Rückschlägen, Misserfolgen, Enttäuschungen oder Auseinandersetzungen zu bewahren. Er packt die Kinder kurzerhand in Watte. Sie sollen niemals traurig oder gestresst sein, sondern immer unbekümmert und fröhlich.

Tönt eigentlich gut. Zu gut.

Überbehüten ist eine Form der Vernachlässigung

Tatsächlich ist das Überbehüten laut Marsden kein kleines Eltern-Paux-pässchen, sondern eine ernstzunehmende Form der Vernachlässigung. Denn Rasenmäher-Eltern tun ihren Kindern mit ihrer vorausgreifenden Art nichts Gutes. Im Gegenteil. «Indem wir Kinder grossziehen, die nur wenige Auseinandersetzungen erlebt haben, erschaffen wir keine glückliche Generation von Kindern. Wir erschaffen eine Generation, die keine Ahnung hat, was sie tun soll, wenn sie tatsächlich mal auf ein Hindernis stösst. Eine Generation, die beim blossen Gedanken an einen Misserfolg in Panik ausbricht oder komplett abschaltet. Eine Generation, für die Scheitern so schmerzhaft ist, dass sie Bewältigungsmechanismen wie Sucht, Schuldzuweisung und Verinnerlichung benötigt, um damit klarzukommen», erklärt ein Lehrer in einem Internet-Forum und trifft damit den Nagel auf den Kopf.

So erzieht man seine Kinder zur Selbständigkeit

Dass die Erziehung zur Selbständigkeit Kindern gut tut, zeigt die «typisch französische Erziehung», wie sie Pamela Druckerman in ihrem Erziehungsratgeber «Why French Children Don't Throw Food» beschreibt. Sie meint, französische Eltern liessen ihren Kindern innerhalb eines klar abgesteckten Rahmens viel Zeit und Freiheit, um eigene Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Doch das ist nur ein Pfeiler der französischen Erziehung. Welche weiteren Prinzipien französische Eltern befolgen, erfahrt ihr in unserem Artikel: «Warum französische Kinder ihre Eltern nicht tyrannisieren».

Von KMY am 26. Mai 2022 - 07:09 Uhr