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Badeunfälle am Wochenende

So schützen wir Kinder vor Unfällen an offenen Gewässern

Gleich mehrere Badeunfälle haben sich übers Wochenende in der Schweiz ereignet. Auffällig: Alle passierten an offenen Gewässern. Ein Experte der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG gibt Tipps für den sicheren Badeplausch an Flüssen und Seen.

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Buben spielen am Fluss im Wasser

Abenteuer pur: Baden am Fluss! Doch nebst den üblichen Baderegeln gilt es hier weitere Sicherheitsregeln zu beachten.

Getty Images

Herr Merki, sämtliche Badeunfälle vom vergangenen Wochenende geschahen an offenen Gewässern.
Und dies bestätigt das allgemeine Bild. Im vergangenen Jahr ereigneten sich in der Schweiz nur drei Unfälle in Badis, alle anderen in offenen Gewässern wie Seen und Flüssen. 

Warum passiert dort so viel öfter etwas als in den Schwimmbädern?
Weil es viel mehr Risikostellen gibt, Hindernisse wie Steine oder Äste, über die man stolpern oder an denen man hängenbleiben kann, bei trübem Wasser sieht man teilweise nicht bis zum Boden, der Untergrund kann plötzlich steil abfallen, es gibt Strömungen und Walzen. Manche Unfälle passieren, weil die Badenden den Badeort vorher nicht analysiert haben. Sie steigen einfach in den Fluss – und werden dann vielleicht überrascht. 

Ich kann doch aber meinen Kindern nicht verbieten, ins Wasser zu springen, wenn wir zum Beispiel auf einer Wanderung an einem Fluss oder See an ein schönes Plätzchen am Ufer gelangen, bloss weil wir die Stelle nicht kennen.
Nein, aber wichtig ist, einen neuen Badeort zuerst zu überprüfen: Wie schnell fällt das Ufer ab, gibt es Hindernisse oder gefährliche Gegenstände, wie stark ist die Strömung etc. Auf der Website der SLRG gibt es Tipps speziell fürs Baden am offenen Wasser. Von vielen Flüssen und Seen sind Karten mit den wichtigsten Informationen vorhanden, einige sind auf der Website der SLRG aufgelistet, viele andere findet man, wenn man den Namen des Gewässers googelt. Das ist zum Beispiel auch wichtig, wenn man einen Fluss hinunter schwimmen will, um geeignete Ein- sowie Ausstiegsstellen zu finden. Und allgemein gilt: In offene Gewässer – dazu zählen alle Gewässer ausser Schwimmbäder – gehören nur gute Schwimmerinnen und Schwimmer. Am Ufer ist es natürlich okay, auch mit kleineren Kindern etwas zu planschen. Je nach Situation ist es sinnvoll, ihnen vorsorglich eine Schwimmweste anzuziehen. Und das Wichtigste: Die erwachsenen Begleitpersonen dürfen sie nie aus den Augen lassen. Dies gilt zum Beispiel auch, wenn sich Familien auf einem Campingplatz mit Seeanstoss befinden.

Ebenfalls auffällig bei den Badeunfällen vom vergangenen Wochenende: Die Opfer waren vor allem junge Männer. 
Dies widerspiegelt mehr oder weniger die Ertrinkungsstatistik der SLRG. Jugendliche und Männer zwischen 15 und 30 Jahren gehören zur Hauptrisikogruppe. Bei Badenden in diesem Alter sind meistens keine erwachsenen Begleitpersonen mehr dabei, und manche unterschätzen Risiken oder überschätzen sich selbst oder wollen sich beweisen.

Ab welchem Alter ist es zu verantworten, Kinder oder Jugendliche ohne erwachsene Begleitpersonen an einen See oder Fluss gehen zu lassen?
Das ist sehr unterschiedlich, einige 10-Jährige schwimmen besser und haben mehr Wassersicherheitskompetenzen als mancher 15-Jähriger. An einem unbeaufsichtigten Fluss- oder Seeabschnitt sollten Kinder generell nie alleine ins Wasser steigen. Auch in einem überwachten Seebad sollten die Kinder mindestens 12 Jahre alt sein, bevor sie mit Freunden, aber ohne Eltern schwimmen gehen. Wichtig ist dabei die Fähigkeit, vorauszudenken, Gefahren abschätzen und entsprechende Massnahmen ergreifen zu können. Manche Badeanstalten wollen den Ausweis des Wasser-Sicherheits-Checks WSC sehen, bevor sie Kindern ohne Begleitung von Erwachsenen Einlass gewähren. Denn beim WSC, den auch manche Schulen durchführen, müssen Kinder beweisen, dass sie sich selber retten können. Und wie gesagt: Das Baden in einem See oder Fluss ist nochmals anspruchsvoller als in der Badi, da man zum Beispiel den Fuss einhängen oder von einer Strömung überrascht werden kann. Ebenfalls wichtig: Nie alleine baden gehen, das sollten auch Erwachsene nicht tun. Auch die besten Schwimmer können im kühlen Wasser zum Beispiel einen Muskelkrampf erleiden, dann ist man froh um eine Begleitperson, die helfen oder Hilfe holen kann. 

 

Christoph Merki ist Mediensprecher der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG.

Mehr Tipps speziell für Begleitpersonen von kleinen Wasserratten gibts hier. Und wann ihr euren Kindern eine Schwimmweste anziehen solltet, lest ihr demnächst in einem weiteren Artikel zum Thema Wassersicherheit.

Von am 13. Juni 2023 - 17:00 Uhr