Wann geht es endlich los mit dem Sommer? Alle Jahre wieder rund um die Ostertage zieht es scharenweise Touristen in den Süden. Immer der Sonne entgegen! Dem nass-kühlen Frühjahrswetter der Alpennordseite für ein paar Tage zu entfliehen, scheint ein grosses Bedürfnis zu sein. Messbar ist es an kilometerlangen Staus vor den wichtigsten Verkehrsachsen durch die Alpen. Allen voran natürlich vor dem Gotthard-Tunnel.
Selbst wer alles versucht, um den Stau zu umgehen, muss damit rechnen, irgendwann für eine ungewisse Zeit stillzustehen. Vergangenes Jahr bildete sich vor dem Gotthard-Nordportal eine Autokolonne von 22 Kilometern Länge. Das bedeutete für die Reisenden eine Wartezeit von fast vier Stunden. Besonders zehrend ist die Verkehrssituation für Eltern von kleinen Kindern oder Babys. Was, wenn alles still steht und der Säugling plötzlich an die Brust will? Wie Wickelt man auf einer Autobahn legal? Wir haben bei der Kantonspolizei Uri und dem TCS Antworten auf brennende Staufragen erbeten und daraus für euch fünf Tipps rund um den Oster-Ferienverkehr zusammengebaut.
Motorstopp schont das Ferienbudget
Das Familienbarometer 2024 macht mehr als deutlich: Viele Familien in der Schweiz sind mit knappem Budget unterwegs. Wer die Ferienkasse nicht plündern will, setzt im Stau auf eine sparsame Fahrweise. Das bedeutet: Motor aus, sobald nichts mehr rollt. Beim Stillstand im Stau den Motor laufen zu lassen, belastet Umwelt und Portemonnaie. Wer Sprit und Geld sparen will, schaltet den Motor aus, sobald die Kolonne steht. Dieser kleine Kniff rentiert bereits ab Stopps von zehn Sekunden – auch bei Autos ohne Start-Stopp-Automatik. So kann man den Spritverbrauch im Stau um bis zu zehn Prozent senken.
Ist Stillen bei Stillstand im Stau erlaubt?
Leider nein. Stillenden Müttern bleibt im Autobahnverkehr nichts anderes übrig, als für den Notfall Milch abzupumpen und in einem Fläschchen bereitzuhalten. Ein Baby zu stillen ist selbst dann nicht erlaubt, wenn man auf dem Beifahrersitz hockt und die Kolonne steht, erklärt Gusti Planzer von der Kantonspolizei Uri. Denn während der Fahrt gilt Kindersitz- und Gurtenpflicht. «Gemäss Artikel 3a Absatz 1 Verkehrsregelnverordnung müssen Führer und mitfahrende Personen die vorhandenen Sicherheitsgurte während der Fahrt tragen. Während der Fahrt› bedeutet auch im Kolonnenverkehr respektive Stau.» Die Kantonspolizei empfiehlt deswegen gerade Eltern mit kleinen Kindern, vorausschauend zu Fahren. «Auf Staumeldungen achten oder genügend Pausen einplanen. Das tut im Übrigen auch dem Baby gut.»
Wie sieht es mit Wickeln und Pipi-Pause auf dem Pannenstreifen aus?
Eine Reise vorausschauend zu planen und das Verkehrsaufkommen via Navigations-App zu verfolgen, um notfalls ausweichen zu können, ist unabdingbar, wenn man unterwegs keine Gesetze brechen will. Denn das Anhalten zum Pinkeln oder zum Wickeln auf dem Pannenstreifen ist auch nach Stunden im Stau nicht erlaubt. Kantonspolizist Gusti Planzer: «Der Pannenstreifen ist aus Sicherheitsgründen tabu – ausser bei einer Panne. Nicht da ist dieser zum Essen, Pinkeln oder eben Wickeln. Hierfür sollten Raststätten oder Rastplätze genutzt werden.» Ansonsten droht eine Busse. Jonas Montani vom TCS rät: «Wenn man vermutet, in einen Stau zu geraten, sollte man sich vor der Reise auf einer Autobahn vergewissern, dass man alles dabei hat, was benötigt werden könnte. Haben die MitfahrerInnen besondere Bedürfnisse? Wenn dies der Fall ist, sollten man dies vorhersehen und sich entsprechend ausrüsten. Der oder die Fahrzeugfahrende kann vor Antritt einer längeren Fahrt sicherstellen, dass leere Flaschen oder Behälter für die MitfahrerInnen vorhanden sind, damit diese während der Fahrt ohne fremde Hilfe pinkeln können.» Gerade um die Ostertage sei es empfehlenswert, falls möglich und verfügbar, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen.
Kinder überhitzen schnell – auch unterwegs!
Dass man Kinder und Babys in der Sonne niemals im stehenden Auto lassen sollte, nicht einmal, um schnell in der Tankstelle zu bezahlen, ist Allgemeinwissen. Kinder können jedoch auch im fahrenden Auto überhitzen. Deswegen nie ohne Sonnenblende und Wasservorräte losfahren! Und den Gesundheitszustand der Kleinen im Auge behalten. Erste Warnsignale für Überhitzung und Dehydrierung sind: roter Kopf, flache Atmung, stumpfer Gesichtsausdruck. Bei schlafenden Kindern oder Babys kann man auch von Hand die Temperatur messen: Man legt dem Kind einfach die Hand in den Nacken. Fühlt dieser sich kühl und trocken an, ist alles in Ordnung, egal, ob das Kind warme Hände oder eine warme Stirn hat. Achtung: Fühlt sich der Nacken jedoch schwitzig und heiss an, gilt, es, dem Kind sofort eine kühlere Umgebung zu schaffen. Ausziehen, durchlüften, nass machen – alles ist erlaubt!
Nutze den Stau!
«Carpe diem», sagten schon die Römer. Nutze den Tag – das gilt bis heute, besonders im Ferienverkehr. Wer den Stau nicht als nervige Geduldsprobe sieht, verliert darin auch keine Zeit. Ein Stau ist schliesslich, was man daraus macht. Mit dem Buch «100 Dinge, die du im Stau tun kannst» von Janina Woyach wird er zur spassigen Familienzeit.