Den Startschuss für die Pubertät gibt der Hypothalamus. Dieser daumennagelgrosse Teil des Gehirns gibt der Hypophyse den Befehl, Hormone auszuschütten. Diese Botenstoffe flitzen durch den Körper und signalisieren den Muskel- und Knochenzellen, sich zu vermehren.
Ab dann schiessen Teenies pro Jahr bis zu 10 Zentimeter in die Höhe und nehmen bis zu acht Kilo Gewicht zu. Kein Wunder, dass man da mal aus dem Gleichgewicht gerät.
Bei Buben verdoppelt sich die Zahl der Muskelzellen. Wohin soll man da bloss mit all der Kraft?
In der Pubertät sterben pro Sekunde bis zu 30’000 nicht benötigte Nervenverbindungen ab. Dafür vernetzen sich übrige Neuronen umso stärker, vor allem im Gehirnbereich, der Entscheidungen und Motivation koordiniert sowie im Gefühlszentrum. Das kann zu Stimmungsschwankungen, Risikofreude oder «Null Bock auf nichts»-Stimmung führen.
Der Umbau im Hirn führt auch dazu, dass Teenager kreativer und origineller sind als Erwachsene und eher bereit, Neues auszuprobieren.
Die Veränderungen im Gehirn steigern die Denk- und Sinnesleistung. In keinem anderen Alter können Talente besser gefördert werden als in der Pubertät.
Die Zahl der Dopaminrezeptoren - also der Andockstellen für Dopamin, das für positive Glücksgefühle verantwortlich ist - ist bei Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen noch relativ klein. Das bedeutet, dass für sie Situationen, die Erwachsene als aufregend empfinden, nicht so prickelnd sind, es braucht mehr, um einen Kick zu bekommen.
Eine wichtige Fähigkeit, die sich in der Pubertät entwickelt, ist diejenige, sich in andere hineinzuversetzen. Das führt aber nicht nur zur Entwicklung von Empathie, sondern auch zum Bewusstsein, dass man selbst eine Wirkung auf andere hat. Man beschäftigt sich zunehmend damit, wie man von anderen wahrgenommen wird.
Während der Umbauarbeiten im Gehirn ändern sich auch die Rezeptoren für Oxytocin, was laut Forschern einen Einfluss aufs Selbstbewusstsein hat: Teenager sehen sich als Zentrum ihrer eigenen Welt.
Wenn Kids in die Pubertät kommen, reagieren sie anders auf die Stimme ihrer Eltern als vorher. Grund: Diese Bindung ist schon so fest, dass das Teenie-Hirn es nicht mehr so relevant findet, darauf zu reagieren. Bindungen ausserhalb der Familie werden wichtiger, daher werden ausserfamiliäre Stimmen als wichtiger eingestuft.
Was sich ebenfalls verändert, ist die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin im Hirn. Die Folge: Teenager werden später müde als Kinder. Müssen sie trotzdem früh aufstehen, kommt es zu Schlafmangel.
Die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses steigt in der Pubertät rapide an. Den Höhepunkt der Merkfähigkeit erreicht das Hirn mit etwa 19 Jahren. Mit 25 nimmt sie bereits wieder ab.
Das limbische System - der emotionale «Sitz» des Gehirns - übertrumpft in der Pubertät oft den rationalen, präfrontalen Kortex. Das führt dazu, dass Teenies in der Hitze des emotionalen Gefechts öfter mal Dinge tun, obwohl sie es eigentlich besser wüssten.
Die Veränderung des limbischen Systems hat auch zur Folge, dass Pubertiere sich mehr oder weniger ständig missverstanden fühlen.
Kein Witz: Mit Freunden abhängen ist Schwerstarbeit in diesem Alter. Das Teeniehirn erwirbt so nämlich wichtige Lebenskompetenzen wie verhandeln, planen oder Kompromisse schliessen.
Zeichen der Zeit: 99 Prozent der 12- bis 19-Jährigen in der Schweiz besitzt ein eigenes Smartphone. Der Druck, ständig erreichbar zu sein, ist enorm.
Gamen ist eher das Ding von jüngeren Teenies: 47 Prozent der 12- und 13-Jährigen tun es täglich, bei den 18- und 19-Jährigen sind es nur noch 22 Prozent.
Soziale Komponente: Für Buben ist es wichtiger, über Sportereignisse informiert zu sein als für Mädchen. 39 Prozent von ihnen haben einen eigenen Fernseher, bei den Mädchen sind es nur 13 Prozent.
Laut Studien weisen 80 Prozent der Schweizer Jugendlichen ein unproblematisches Online-Verhalten auf.
Je älter, desto weniger online-affin: 12- bis 13-Jährige verbringen wesentlich mehr Zeit am Bildschirm als 18- bis 19-Jährige.
Die hormonellen Veränderungen regen vorübergehend die Schweiss- und Talgproduktion an, was zu vertärktem Körpergeruch, fettenden Haaren und Pickeln führen kann.
Die erste Periode bekommen Mädchen im Durchschnitt mit 12. Sie hat aber mehr mit dem Gewicht als dem Alter zu tun: Frauen sind erst ab einem Körperfettanteil von 17 Prozent fruchtbar.
Das Wachstum ist bei Mädchen durchschnittlich mit 17 Jahren abgeschlossen, bei Jungen erst mit 19.
Da die körperliche Entwicklung meist früher abgeschlossen ist als die soziale, werden Teenager oft in ihren sozialen Fähigkeiten überschätzt, was zu Überforderung führen kann.
In der Spätpubertät, der letzten Phase der Pubertät, werden die Jugendlichen wieder ausgeglichener und die Diskussionen und Missverständnisse legen sich. Das hat aber auch damit zu tun, dass die Eltern die Veränderungen langsam akzeptiert haben.
Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Pubertät sich ihrem Ende zuneigt: Die Jugendlichen leben nicht mehr so sehr im Hier und Jetzt, sondern beginnen, sich mit ihrer Zukunft zu beschäftigen.
Im Durchschnitt endet die Pubertät mit etwa 21 Jahren, dann sind sowohl Körper als auch Gehirn vollständig ausgebildet. Gerade bei Jungen kann es aber auch noch länger dauern.