Das Smartphone ist allgegenwärtig und oft nur einen Griff entfernt. Diese ständige Erreichbarkeit führt zu einem Phänomen, das auch als «Phubbing» bekannt ist – eine Mischung aus den englischen Wörtern «Phone» und «Snubbing».
Dieses Verhalten kann weitreichende Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen und auch die Entwicklung bei Kindern haben. Laut einer aktuellen Studie von Comparis zeigen 40 Prozent der Schweizer Erwachsenen Anzeichen einer Smartphone-Sucht, wobei Eltern häufiger betroffen sind als Kinderlose.
Phubbing beeinflusst das Selbstwertgefühl des Kindes
Die deutsche Psychologin Nora Blum (33) sagt: «Phubbing vermittelt dem Kind, dass etwas anderes gerade wichtiger ist.» Eine Studie der University of California von 2023 zeigt, dass elterliches Phubbing die Entwicklung der emotionalen Intelligenz von Kindern beeinträchtigen kann.
Zu einer ähnlichen Erkenntnis kam bereits ein Forschungsteam der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Jahr 2021. Die Untersuchung des Departments Psychologie zeigte, dass Eltern während der Smartphone-Nutzung oft die Signale ihrer Kinder ignorieren oder verzögert darauf reagieren. Dies kann zu einer geringeren emotionalen Verbindung zwischen Eltern und Kind führen und die Entwicklung sozialer Fähigkeiten beeinträchtigen.
Aktuell läuft eine Untersuchung zu diesem Thema unter der Leitung der Psychologin Eva Unternähr an der Universität Basel. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder von häufig abgelenkten Eltern ein erhöhtes Risiko für emotionale Probleme haben.
Massnahmen um Phubbing zu vermeiden
Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt Blum, das Handy gar nicht erst hervorzuholen, Benachrichtigungen auszuschalten, die Bildschirmzeit zu kontrollieren und gegebenenfalls einzuschränken oder feste Nutzungszeiten einzurichten. Ist dies nicht möglich, sollte man mit dem Kind offen darüber sprechen, warum man in einer gewissen Situation zum Handy greift. «Durch die Erklärung versteht das Kind die kurze Abwesenheit besser und muss das Verhalten nicht auf sich beziehen», so Blum.
Diese Praxis des Ankündigens wendet Blum auch in ihrem beruflichen Umfeld und mit Freunden an. «Es hat auch mit Respekt zu tun, ich zeige meinem Gegenüber so, dass mir seine Zeit und Anwesenheit nicht egal ist», betont sie.
Die laufende Forschung an der Universität Basel zielt darauf ab, Empfehlungen für einen regulierten elterlichen Smartphone-Gebrauch zu entwickeln. Bis dahin liegt es in der Verantwortung des Einzelnen, bewusst mit der Nutzung digitaler Geräte umzugehen – besonders in der Gegenwart von Kindern.