Gerade mal vier Monate war Leni alt, als ihre Eltern einen Knoten in ihrem Hals entdeckten. Die niederschmetternde Diagnose für das Töchterchen des ehemaligen FC-St.Gallen-Goalies: Krebs. Ihr Vater erzählt, wie er diese schwierige Zeit erlebt hat:
«Was als Vater in einem vorgeht, wenn das eigene Kind im Babyalter eine solche Diagnose erhält, ist sehr schwer zu beschreiben. Man merkt ja, dass etwas nicht stimmt, ahnt an der Reaktion der Ärzte, dass es nicht harmlos ist. Trotzdem: An einem Tag war noch alles in Ordnung, am anderen sassen wir plötzlich in der Kinderkrebs-Abteilung und hofften, dass der Tumor in Lenis Hals operierbar ist und der Krebs noch nicht gestreut hatte. Total surreal.
«Irgendwann muss man sich dem Prozess stellen, denn flüchten kann man nicht.»
Am Anfang geht es vor allem darum, die Tatsachen zu akzeptieren. Das ist nicht immer einfach. Aber irgendwann muss man sich dem Prozess stellen, denn flüchten kann man nicht. Ich fand den Gedanken, so ein kleines Baby mit einer Chemotherapie zu «vergiften» furchtbar, aber es war nötig, damit Leni wieder gesund wird. Der Tumor war zu gross, um ihn zu operieren, hatte aber zum Glück noch nicht gestreut. Dann muss man einen Schritt nach dem anderen gehen und hat dabei natürlich die Hoffnung, dass die Therapie anschlägt.
Unsere ältere Tochter war damals fünf. Wir haben ihr erklärt, dass ihre kleine Schwester krank ist und regelmässig ins Spital muss, um gesund zu werden. Während dieser Zeit wünscht man sich nichts mehr als Normalität. Und so blöd das klingt, wird auch der Krebs irgendwann zur Normalität. Am meisten Kraft gaben uns die beiden Mädchen. Leni lachte oft, wir hatten nicht das Gefühl, dass sie nur litt.
Es ist nicht einfach, über Krebs zu reden. Das liegt unter anderem daran, dass man vielleicht eine Reaktion provoziert, die man wirklich nicht will: Mitleid. Für mich und meine Frau war es aber immer wichtig, offen mit dem Thema umzugehen, um zu zeigen, dass es Situationen im Leben gibt, durch die man einfach durch muss. Niemand kann etwas dafür, wenn er krank wird.
Und reden hilft. Ich habe auf der Kinderkrebsabteilung nebst allen Problemen auch sehr viel Hoffnung und positives Denken erlebt. Wir haben allgemein sehr, sehr viel Unterstützung und Ermutigung erhalten, wofür ich sehr dankbar bin.
Wir sind jetzt in einer Phase, in der wieder Normalität eingetreten ist: Der Tumor konnte operiert werden, Leni geht es gut, aber als endgültig geheilt gilt sie noch nicht. Und der Respekt davor, dass der Krebs zurückkommt, wird wohl ein Leben lang da sein.»
«Es ist nicht einfach, über Krebs zu reden. Das liegt unter anderem daran, dass man vielleicht eine Reaktion provoziert, die man wirklich nicht will: Mitleid.»
Dank des medizinischen Fortschritts hat die Zahl der Kinder, die an Krebs sterben, kontinuierlich abgenommen. Trotzdem ist Krebs nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Das Race for Life unterstützt nebst der Kinderkrebshilfe auch diverse andere Krebsorganisationen und die Forschung. Zusammen mit vielen anderen Prominenten steigt Marcel Herzog am 8. September auf dem Bundesplatz in Bern aufs Velo, um Geld zu sammeln. Jeder so «eingefahrene» Franken wird gespendet.