«Meine Mama traf die meisten ihrer Entscheidungen, wenn nicht alle, aus ihrem Herzen», sagt Prinz Harry in der aktuellen Doku-Serie auf Netflix über Prinzessin Diana. «Und ich bin der Sohn meiner Mutter.»
Er habe kaum frühe Erinnerungen an seine Mama, sagt Harry. «Es ist fast so, als ob ich diese bewusst ausgeschlossen habe.» Woran er sich aber erinnere, seien dauernd klickende Kameras in seiner Kindheit. Und die Tränen seiner Mutter. Die Vorgaben im Palast: Nicht reagieren. Harry ist 13, als Diana bei einem Unfall in Paris ums Leben kommt, verfolgt von Paparazzi der britischen Presse.
Die Netflix-Doku macht eines klar: Der frühe Verlust seiner Mutter und die tragischen Umstände ihres Todes haben Prinz Harry so geprägt, wie kaum etwas in seinem Leben. Immer wieder tauchen Szenen von Dianas diversen Fluchten vor Paparazzi auf, Schlagzeilen über sie, gegengeschnitten mit Schlagzeilen über Meghan. Und man kommt nicht umhin zu denken, dass Harry in seinem unbändigen Wunsch, dass sich die Geschichte nicht wiederholen möge, genau das provoziert: In seinem Kopf wird Meghan zu einer Art Diana 2.0.
Dass seine Frau mit ihrer Rolle im Königshaus genauso hadert wie seine Mutter, bestärkt ihn darin. Aber wie sollte sie auch nicht, wenn ihr Leben zu einem grossen Teil vor der Flucht vor der britischen Presse besteht – nicht zuletzt wegen Harrys (verständlicher) Panik vor dieser. An den Suizidgedanken seiner Frau gibt er sich selbst die Schuld. «Ich bin nicht besonders gut damit umgegangen. Meine royale Rolle war wichtiger als meine Gefühle. Rückblickend hasse ich mich selbst dafür. Sie hätte mehr von mir gebraucht, als ich geben konnte.»
«Harry hat nur die unendliche Traurigkeit eines 13-jährigen Buben, der seine Mutter verloren hat. Und die grosse Wut eines Sohnes, der sehr genau zu wissen glaubt, wer Schuld an ihrem Tod ist.»
Im Jahr 2020 unternimmt Meghan rechtliche Schritte gegen die «Mail On Sunday» und «MailOnline», welche einen privaten Brief von ihr an ihren Vater Thomas Markle veröffentlichten. Gleichzeitig organisiert sie den Umzug von Kanada, wohin die Familie vor den Paparazzi geflohen war, nach Kalifornien. Zu dieser Zeit ist sie schwanger mit ihrem zweiten Kind. Am ersten Morgen, als Meghan in ihrem neuen Zuhause aufwacht, hat sie eine Fehlgeburt. Für Harry ist klar, wer die Schuld daran trägt: «Ich glaube, meine Frau hatte eine Fehlgeburt wegen der Mail», sagt er. «Der Stress und die Schlaflosigkeit wegen des Prozesses – nach allem, was ich gesehen habe, kann ich sagen, dass die Fehlgburt wegen dem passierte, was sie versuchten, ihr anzutun.»
Dass sein Vater und sein Bruder wenig Verständnis für ihn und seine Situation aufbringen, ist verständlicherweise verletzend für Harry. Aber: Als Thronfolger wussten Charles und William immer bis ins kleinste Detail, was von ihnen erwartet wird, wie man sich verhält, und auch, wie man mit Emotionen umgeht – man zeigt sie nur in besonderen, zugelassenen Situationen. Sie haben ganz konkrete Leitlinien, denen sie folgen können. Harry hat die nicht. Er hat nur die unendliche Traurigkeit eines 13-jährigen Buben, der seine Mutter verloren hat. Und die grosse Wut eines Sohnes, der sehr genau zu wissen glaubt, wer Schuld an ihrem Tod ist.
Archie gleiche sehr Meghan, sagt Harry am Schluss der Doku über seinen Sohn. «Lili hingegen ist eindeutig eine Spencer. Sie sieht aus wie meine Mutter.» Tut sie das wirklich, Lilibet Diana? Oder hören wir hier Harrys tiefen Wunsch, dass ein kleines Stück seiner Mutter in seiner Tochter weiterlebt?