Australien verbietet Jugendlichen unter 16 die Nutzung sozialer Medien, und auch in anderen Teilen der Welt gibt es Bestrebungen in Richtung ähnlicher Verbote. Niko Kappe (39) erachtet diesen Weg als falsch – und hat mit der Neuerscheinung «Generation Tiktok» ein Sachbuch dazu geschrieben.
Der Lehrer und Tiktoker (@nikothec) aus Berlin plädiert dafür, Social Media nicht als Bedrohung zu sehen. Stattdessen brauche es einen aktiven Umgang mit der digitalen Welt, sagt Kappe. «Es verändert sich was, und wir müssen da einfach mitgehen.» Angst vor Veränderungen dürfe nicht dazu führen, dass digitale Medien grundsätzlich abgelehnt oder verboten werden.
Niko Kappe verschliesst die Augen nicht vor den Risiken, die soziale Medien mit sich bringen können. Doch fokussiert er auf die positiven Aspekte. Fünf zentrale Argumente, warum Social Media für Jugendliche wichtig ist.
1. Social Media ist Teil des Alltags – ein Leben ohne digitale Welt gibt es nicht
Soziale Medien sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft, sie lassen sich nicht «abschalten». Kappe sagt: «Man kann es nicht stoppen.» Statt Social Media zu verteufeln, sollen sich Eltern und Lehrpersonen damit auseinandersetzen. «Wenn dein Kind ein Smartphone hat und Social Media nutzt, solltest du das auch tun.» Ein bewusster Umgang ist also wichtiger als ein generelles Verbot.
2. Medienkompetenz ist eine zentrale Fähigkeit für die Zukunft
Der richtige Umgang mit digitalen Medien ist heute eine essenzielle Fähigkeit. Kappe betont: «Medienkompetenz ist nicht nur was für junge Leute.» Kritisches Denken und die Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen, sind wichtiger denn je. Gerade mit der Zunahme von KI-generierten Inhalten müsse jede und jeder lernen, sich die Frage zu stellen: «Kann das stimmen?»
3. Social Media als Raum für Gemeinschaft und Sichtbarkeit
Soziale Medien geben Menschen, die sonst wenig Gehör finden, eine Stimme. Kappe erklärt: «Wenn man 14 ist, auf dem Land lebt und niemanden kennt, der so ist wie man selbst, dann kann Social Media das Tor zu einer Gemeinschaft sein.» Plattformen wie Tiktok ermöglichen es Jugendlichen, Gleichgesinnte zu treffen und Vorbilder zu entdecken.
4. Jugendliche informieren sich politisch über Social Media
Soziale Medien ermöglichen Jugendlichen einen leichteren Zugang zu politischen Themen. «Viele Jugendliche beziehen ihr Wissen heute aus Tiktok-Videos», erklärt er. Während das eine Chance ist, birgt es auch Gefahren wie Desinformation. Daher fordert Kappe eine stärkere Regulierung durch den Staat und eine differenzierte Auseinandersetzung mit politischen Inhalten auf Social Media.
5. Social Media fördert die Kreativität
Neben dem reinen Konsum bietet Social Media Jugendlichen die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden. Kappe vergleicht die Videokultur auf Tiktok mit einer jahrtausendealten Kulturpraxis, bei der Inhalte immer wieder neu interpretiert und vermischt werden. Gleichzeitig betont er, dass eine gesunde Balance wichtig ist: «Man muss sich überlegen, was Kinder verpassen, wenn sie nur vor dem Bildschirm sitzen.» Denn besonders auch reale Erfahrungen, soziale Interaktionen und analoge Hobbys tragen zur persönlichen Entwicklung bei.
Generation TikTok: Keine Angst vor Social Media und KI – Wie wir unsere Kinder in die digitale Zukunft begleiten.
Pointiert und faktenorientiert analysiert Lehrer und Bildungs-Tiktoker Niko Kappe die Verbindungen zwischen digitalen Medien und unserer Gesellschaft. Dabei räumt er mit tiefsitzenden Vorurteilen auf und nimmt differenziert Bezug auf brandaktuelle Entwicklungen. GENERATION TIKTOK ist damit auch ein Gegenentwurf zu den oft angstgetriebenen Veröffentlichungen der letzten Jahre. Es ist ein Aufruf, sich endlich mit den tiefgreifenden Veränderungen auseinanderzusetzen, die Künstliche Intelligenz und digitale Medien auf unsere Art zu denken und handeln und auf unser Zusammenleben haben! Medienfreie Erziehung ist unmöglich! Der Autor zeigt, warum es mit fundiertem Wissen zum Thema nicht schlimm ist, dass Kinder ihre Accounts niemals löschen werden, und wie wir uns das Potenzial der Digitalität bewusst machen können. Erhältlich hier.
ZVG