Die Kinder meiner Freunde gehen alle in einen Schwimmkurs. Ich frage mich, warum ich dafür Geld ausgeben sollte. Lernen die Kinder nicht in der Schule schwimmen? Oder kann ich meinem Sohn das Schwimmen nicht selbst beibringen? Mein Sohn ist drei Jahre alt und leider keine Wasserrate. — Felix
Lieber Felix
Mit dem Schwimmen verhält es sich wie mit allen anderen Sportarten; es erfordert in erster Linie Freude, aber auch regelmässiges Training. Selbstverständlich kannst du deinem Sohn das Schwimmen beibringen. Das ist keine grosse Kunst, du brauchst nur Zeit und Geduld.
Allerdings besteht beim Eltern-Kind-Coaching allgemein die Gefahr, dass sich die Kinder einen falschen Stil aneignen und dadurch im Wasser langsamer und unsicherer unterwegs sind als ihre Kollegen.
Ob das in deinem Fall sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln. Dein Bub scheint kein Interesse am Schwimmen zu zeigen. Ich halte es für kontraproduktiv, ein Kind zu drängen. Das gilt auch fürs Velo- und Skifahren. Ein Kind in dem Alter deines Sohnes muss wollen, sonst kriegt es schnell den «Verleiderli».
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«Die Freude am Wasser ist die Grundvoraussetzung, um Schwimmen zu lernen», sagt auch Schwimmlehrerin Cris von der gleichnamigen Schwimmschule in Embrach. Ein Kind könne erst ab 4 Jahren tatsächlich Schwimmen lernen, vorher mache Schwimmunterricht wenig Sinn. Allerdings sei ein privater Schwimmkurs vor dem Schulstart durchaus empfehlenswert. «Der grosse Mehrwert von Privatkursen sind die kleinen Gruppen von maximal acht Kindern», sagt Chris. «Durch die geringe Anzahl an Kindern können die Schwimmlehrer sich gezielt auf dieTechnik der einzelnen Schüler konzentrieren.»
Lieber Felix, gibt es bei euch ein Hallenbad mit Planschbecken und einer Kinderrutschbahn? An deiner Stelle würde ich erst versuchen bei deinem Jungen die Freude am Wasser zu wecken. Gut möglich, dass er durch regelmässige Besuche im Hallenbad Spass am kühlen Nass bekommt.
Denn auch wenn der Schwimmunterricht im Lehrplan 21 verankert ist und die Schulen «einen wichtigen Beitrag an das Erlernen des Schwimmens leisten, lassen sich Niveau-Unterschiede nicht vermeiden», sagt die obersten Lehrerin Dagmar Rösler. Es gebe keine Garantie, dass am Ende der Schulzeit alle Schüler schwimmen können. Auch wenn Schwimmen zu den wichtigsten Kompetenzen in der Bewegungserziehung von Kindern und Jugendlichen gehöre. «Denn nicht jedes Schulhaus, beziehungsweise jede Gemeinde, verfügt über ein eigenes Hallenbad oder liegt in erreichbarer Nähe von geeigneter Infrastruktur. Dies ist aber die Voraussetzung, dass regelmässiger Schwimmunterricht überhaupt stattfinden kann», sagt Rösler. Deshalb sei es sehr wichtig, dass auch Eltern ihre Kinder schon früh an das Baden und die Bewegung im Wasser gewöhnen.
In Sachen Unfallsicherheit ist klar: Je früher ein Kind lernt sich über Wasser zu halten, desto geringer ist das Risiko zu Ertrinken. Denn solange ein Kind nicht schwimmen kann, bleibt Wasser gefährlich.
Herzlich,
Romina
Unsere Expertin für Familienfragen
Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.