Nein, meine Kinder heissen nicht wie ihr Vater oder ich. Das hätten wir ihnen nicht antun wollen, da wir beide Trägerin bzw. Träger eines typischen Namens unserer Generation sind, und sie mit einem solchen wohl ultra-uncool wären. Mit einem zeitlosen Namen wie Rafael für meinen Sohn hätte ich hingegen durchaus leben können, auch wenn sein Vater so heissen würde. Dabei hätte ich ihm allerdings vermutlich selbst von Anfang an einen uniquen Spitznamen verpasst, damit er trotz seines Vaters als er selbst erkennbar wäre.
Familie ist Familie ist Familie. Und ich finde es schön, wenn dieser in der Namenswahl der Kinder Tribut gezollt wird. Mein Sohn trägt als Erstnamen sowohl den Namen meines Grossvaters mütterlicherseits als auch den meiner Urgrossmutter väterlicherseits in einer abgewandelten Form. Dass beide seine Grossväter – also sowohl mein Vater als auch der Vater seines Vaters – den gleichen Vornamen haben, sahen wir als Zeichen, ihm diesen Zweitnamen zu verpassen. Er findet ihn total doof und würde ihn niemals freiwillig nennen, weil, klar, aus einer anderen Generation (und keiner der alten Namen, die gerade wieder hip sind). Aber sein Grosspapi und seine Neni haben sich bei seiner Geburt total über dieses Zeichen der Anerkennung gefreut. Und seit mein Vater unverhofft ums Leben kann, als mein Sohn sieben Monate alt war, bedeutet mir sein Zweitname noch mehr. Auch meine Tochter bekam einen familiären Zweitnamen verpasst. Sowohl die Mutter ihres Vaters als auch meine Mutter haben diesen als zweiten beziehungsweise dritten Vornamen. Ich finde dies ein schönes Zeichen an die Frauen, die uns gross gezogen haben. Auch wenn ich jetzt nicht unbedingt finde, dass meine Kinder ihre Kinder dereinst nach mir benennen müssen. Aber freuen würds mich wohl trotzdem.
Dass Rafael Nadal und seine Xisca Eltern eines gesunden Buben geworden sind, freut mich immens. Ist so ein Menschlein doch jedes Mal aufs Neue ein Wunder, wenn es gesund und munter zur Welt kommt. Als Mama weiss ich auch, wie magisch so eine Baby-Bubble am Anfang ist und wie krass es ist, zu beobachten, wie die Liebe tatsächlich von Tag zu Tag noch ein bisschen mehr wächst. Man denkt dann stets, mehr geht gar nicht und dann gehts doch. Ich weiss noch, wie ich darüber gestaunt habe, wie sehr man ein Kind schon liebt, bevor es überhaupt da ist. Spätestens nach dem ersten Bauchtritt meines Sohnes war es um mich geschehen. Und weil ich so geflasht war, war ich so dermassen in seinen Vater verschossen, dass ich vor lauter blinder Verliebtheit im Stande gewesen wäre, unserem Kind des Namen eben dieses Vaters zu geben.
Ich bin sehr froh, dass wir das nicht gemacht haben. Kinder haben Anrecht auf eigene Namen. Wenn es ums Verrecken sein muss, finde ich es nicht total tragisch, dem Nachwuchs als Zweitnamen den Namen eines Eltern- oder Grosselternteils zu geben. Herzige Tradition, schnall ich schon. Nicht meine, aber hey, jeder wie er mag.
Anders sehe ich es, wenn es um den Hauptnamen geht. Wenn ich mir vorstelle, dass ich gleich wie meine Mutter heisse, fühle ich Erleichterung darüber, dass dem nicht so ist. Und das, obwohl ich meine Mama die Beste finde. Aber: Ihre Persönlichkeit, ihr Leben, ihr Name. Wahrscheinlich hätte ich mich in eine Schublade gedrückt gefühlt, würde ich heissen wie sie. Fühlt man sich da nicht ständig wie ein Mini-Me, von dem man erwartet, dass es genau gleich wird wie der Elternteil? Und ist es nicht wahnsinnig schräg, dass sich immer zwei Personen umdrehen, wenn ein Name gerufen wird? Ist es nicht sogar ein bisschen faul, wenn man das Kind einfach nach sich selber benennt? Auch stelle ich es mir schräg vor, wenn man seinen eigenen Namen rufen muss. Ihr seht, ich habe viele Fragen, wenig Antworten und eine klare Meinung: Neuer Mensch, neuer Name! Finito!