Im Wintersportort St. Moritz wurde eine Modenschau auf Eis gelegt – wortwörtlich. Am 8. Februar 2025 präsentierten zehn Schweizer Labels ihre Herbst/Winter 2025/26-Kollektionen auf dem gefrorenen See. Von der Kälte am Auftakt der Zurich Fashion Week liessen sich die Gäste die Stimmung nicht verderben, jedoch die eine oder den anderen früher vertreiben.
Backstage war einiges los an der Zurich Fashion Week.
Zurich Fashion WeekEingeläutet wurde das Event mit einem Apéro auf der Terrasse des Hotels Waldhaus am See. Die illustren Gäste, wie Ex-Miss-Universe-Kandidatin Dijana Cvijetic und der Zürcher Designer Yannik Zamboni (im Yeti-Outfit aus echtem Menschenhaar!), schlürften Champagner und Austern, studierten die Kunst von Davide Rotondaro «Rotiart» und hielten sich mit viel Gelächter und dicken Mänteln warm. Etwas weiter unten, auf dem Sankt Moritzersee, fand um 22h die Show statt, zu der ein zauberhafter Fakel-Weg führte. In der ersten Reihe sassen unter anderem der amerikanische Schauspieler und Autor Adam Rose sowie der schweizerisch-liechtensteinischer Musiker und Grammy-Gewinner Al Walser. Warum die Zurich Fashion Week zuerst in St. Moritz? Gründer Remo Schmid erklärt: «Diese Frage wurde mir oft gestellt, dabei ist die Antwort so einfach: In St. Moritz befinden sich sowieso 80 Prozent Leute aus Zürich».
Die Fachschule für Mode und Gestaltung Modeco bestritt die erste Show an der Zurich Fashion Week in St. Moritz.
Michelle BrüggerDen Auftakt bestritt eine Co-Kollektion der Abschlussklasse 2025 der Fachschule für Mode und Gestaltung Modeco. Auszeichnend: die übergösse Kapuzen, tragbaren Airbags ähnlich. Gestylt waren die Looks mit herunterbaumelnden Fäustlingen der veganen Zürcher Marke New Orchard, stark an den Look von Schauspielerin Noémie Schmidt in der Serie «Anthracite» erinnernd. Moderiert wurde die Show vom amerikanischen Schauspieler und Model Vincent De Paul, der schwärmte: «Wir Amerikaner tragen ja Uggs, aber diese Boots von New Orchard sind sooo bequem und very vegan!».
Das Teddy-Outfit mit Bomberjacke von Elho ist aus recyceltem Woll-Fleece aus Italien.
Michelle BrüggerEine Fusion aus Performance-Wear und Bio-Materialien zeigte die in den 1980ern bekannte und im letzten Oktober von Donald Schneider neu lancierte Outdoor-Marke Elho. Für einmal schritten die Models dick eingepackt und in knallig-leuchtenden Farben durch den Schnee. Dem türkischen Model Su Akkuyu gehörte der Laufsteg; fokussiert, professionell und mit selbstbewusstem Schritt. Der beste Look – am Event auch von Remo Schmid getragen – war ein cremefarbenes Teddy-Outfit mit aufgenähten, schwarzen Taschen als Kontrastelement.
Die Kleider und Overals von Ombre wurden zusammengezurrt mit Gürteln des jungen Zürcher Labels Jakob Simon.
Michelle BrüggerDer Star des Abends? Das Schweizer Label Ombre schickte zu Komponist John Rutters «Blow, Blow, Thou Winter Wind» eine poetische Kollektion aus melierter Schafwolle über die Eisfläche. Mönchhafte unisex Poncho-Kleider – gehalten in Schwarz, Creme oder Erdfarben – trafen auf grobe, handgefertigte Jumpsuits und Wickelpullis. Gestylt wurde kontrastreich mit feinen, wasserfesten Schmuckstücken von Purelei. Das Ombre-Gründerpaar aus Kolumbien mit Sitz in Wollishofen setzt auf Volumen und arbeitet mit Kunsthandwerkenden aus dem kolumbianischen Boyacá zusammen. «Es ist eine Herausforderung, einen Traum gemeinsam zu verfolgen. Ich sehe mich als schweizerischer als meinen Partner Juan Fernando», verrät Alejandro Rodriguez mit einem FC-Zürich-Cap auf dem Kopf, «Ich treibe die Sachen voran, während er das Ruhige, Südamerikanische einbringt. Wir suchen immer nach einer Ying-Yang-Situation». Er kam vor 14 Jahren nach einem Marketingstudium in Madrid in die Schweiz und arbeitet nebenbei in der Pharma-Branche.
Das Lingerie-Label Intensify-Me wählte Musik von Luedji Luna & Max für ihre Show.
Michelle BrüggerBeim letzten Showblock mit Lingerie-Label Intensify-Me hatten nicht nur die halbnackten Models, auf die inzwischen dicke Flocken fielen, einen schweren Stand: Aufgrund der Kälte lichteten sich die Zuschauerreihen. Die im Publikum sitzenden Schweizer Schauspielerin Yaël Meier und ihr Mann Jo Dietrich hatten die Handschuhe vergessen und rieben sich wärmend die Hände. Diejenigen, die ausharrten, wurden belohnt mit stimmungsmachenden Beats von Djane Nadine Vinzens. Die klaren Klänge klirrten noch lange über den gefrorenen See in den Himmel voll Schnee.