Nach zwei Stunden Fahrt im dichten Morgenverkehr von Messen SO nach Winterthur ZH freut sich die Familie Aeby auf etwas Bewegung. Da kommt ihnen die neue Sonderausstellung «Luft - ist nicht Nichts» in ihrem Ausflugsziel, dem Technorama, gelegen: Schnurstracks verschwinden Marc, 12, und Michelle, 10, im Innenhof und versuchen, die grossen Seidentücher zu fangen, die dort in einem Luftstrom schweben. Zum Glück hat Michelle kein Kleid an, sonst erginge es ihr wie Marilyn Monroe in der berühmten Filmszene über dem Lüftungsschacht! Als sie die Tücher geschnappt haben, formen sie diese im Luftstrom zu wundersamen Gebilden: Mal flattert eines wie ein Baldachin über ihnen, mal züngeln Flammen empor zum Dach. Das macht Lust auf mehr, und mit ihren Eltern Isabelle und Manfred, 47, entscheiden sie, die Sonderausstellung zum Thema Luft zu besuchen.
«Ooohs!» und «Wows!» sind schon von Weitem zu hören, und beim Eingang stossen Aebys auf ein verwinkeltes Rohrsystem mit einem summenden Gebläse. Durch verschiedene Öffnungen können sie Bälle und Stofffetzen hineinstopfen, die dann durch das transparente Labyrinth flitzen. So funktionieren Rohrpostanlagen in grossen Gebäuden wie Spitälern, wie sie auf der Infotafel lesen können. Stundenlang könnten sie den bunten «Blitzen» zuschauen! Aber es gibt noch so viel zu sehen im Technorama: Mit über 500 Experimentier-Stationen und Labors ist es eines der grössten Science-Center der Welt.
Bei jeder Station können sie nachlesen, was warum wie funktioniert. Man kann sich aber auch einfach durch alles hindurchprobieren, die Anleitungen sind kurz und klar. Und vieles versteht sich von selbst - schwupp, verschwinden Marc und Michelle in einer Ansammlung mannshoher Luftstäbe in verschiedenen Grössen. Ein Gebläse pumpt Luft in die Stäbe, es herrscht in allen derselbe Luftdruck. Die dünnen können Marc und Michelle leicht zur Seite drücken, die dickeren schwerer. Dies, weil die Kraft, die zum Wegdrücken nötig ist, von ihrer Fläche abhängt. Bei der nächsten Station beweist Marc, wie viel Kraft in seinen Muckis steckt: An den «Luft-Griffen» schiebt er sich ruck, zuck an der Glasplatte hängend durch die Box. Dann testet er mit seiner Schwester den «Fliegenden Teppich», der auf einem Luftkissen über einem Bild von Winterthur schwebt. «Wie in Aladin und die Wunderlampe!»
Manche Experimente erfordern etwas Mut. Einmal hält ihnen eine Betreuerin eine Handvoll Glühlämpchen hin. «Steckt jemand den Finger hinein, leuchten sie – aber Vorsicht, Sie dürfen meine Hand nicht berühren, sonst fitzt es!» Behutsam greift Michelle hinein – und wirklich, die mit Edelgas gefüllten Lämpchen leuchten auf wie Leuchtkäfer! «Wow!», ruft sie, greift nochmals hinein – und prompt zuckt die Betreuerin zusammen, Michelle hat ihre Hand ganz wenig berührt. Genug für Marc: «Da mach ich nicht mit!»
Lieber greift er danach beim Zmittag zu: Pommes frites und Chicken-Nuggets. Nach der Mittagspause schauen sich Aebys die halbstündige Vorführung über die Entstehung von Blitzen und die Wirkung von Elektrizität an, die täglich um 11.30 Uhr und 14.30 Uhr zu sehen ist. Dort entstehen die berühmten Bilder der Technorama-Gäste mit abstehenden Haaren. Michelle meldet sich freiwillig, legt ihre Hand auf den Van-de-Graaff-Generator, schüttelt den Kopf - und schon stehen ihr die Haare auf wie dem Struwwelpeter. Marc und die Eltern kugeln sich vor Lachen. Auch Isabelle und Manfred Aeby machen mit. Nur Marc ist skeptisch. Und als es seiner Mutter einen kleinen Fitz gibt, als sie das Podest mit dem Generator verlässt, ist für ihn klar: «Mach ich nicht!» Im Technorama lernt man eben fürs Leben!