Grauhaarige Davoserinnen und Davoser nippen an ihren Kaffeetassen, lesen Zeitung und versuchen, ihre Enkel von Spinat zu überzeugen. 24 Stunden zuvor naschten neben ihnen noch Politiker Schwarzwäldertorte, und Journalisten führten Interviews. «Dieses Jahr hatten wir viel mehr Gäste als sonst», sagt Melanie Spaqi, 37, am Tag nach dem Weltwirtschaftsforum (WEF). Sie ist Leiterin des Migros-Restaurants, das zwischen Kongresszentrum und Hilton Hotel einen Schmelztiegel der Gesellschaft bildet.
US-Präsident Donald Trump, 71, lockte mehr als 3000 Teilnehmer aus 110 Ländern ans WEF. 70 Regierungs- und Staatschefs, 45 Leiter von internationalen Organisationen, 230 Journalisten und fast 40 führende Köpfe aus der Kultur. Rekord!
«Donald Trump hätte ich gleich bedient wie jeden anderen Gast», sagt Spaqi bestimmt. Direkt nach seiner Rede verliess der mächtigste Mann der Welt Davos. Übrig bleiben Berge aus Abfall – und Geld. Lokal- und Wohnungsbesitzer vervielfachen während des WEF ihre Preise. Man munkelt, Firmen hätten auch schon eine halbe Million Franken für ein zentral gelegenes Lokal geboten.
Im Café Schneider’s von Yvonne Wiprächtiger, 57, hämmerts und schraubts. Handwerker verwandeln es in seinen ursprünglichen Zustand zurück. Wo es sonst Bündner Nusstorte und Birnenbrot gibt, haben indische Köche eine Woche lang Chicken tikka masala und Dal Curry zubereitet. Zum dritten Mal schon hat die geschäftstüchtige Wirtin ihr Lokal an die Inder vermietet. Für wie viel, verrät sie nicht. «Das war wieder ein WEF wie vor sieben Jahren», schwärmt Wiprächtiger. «So viele Bauten und so schöne Einrichtungen hat man lange nicht gesehen.» Doch der Ansturm war nicht nur schön: «Der Verkehr war eine Katastrophe. Lieferungen verspäteten sich regelmässig.»
«Die Veranstaltung hat ihre Grenzen erreicht», sagt der Davoser Landammann Tarzisius Caviezel, 63. Der FDP-Politiker wird das WEF 2018 für immer in Erinnerung behalten. Er durfte Trump im Hotel Intercontinental zusammen mit WEF-Gründer Klaus Schwab, 79, dessen Gattin Hilde, 71, WEF-Geschäftsleiter Alois Zwinggi, 55, und dem amerikanischen Botschafter Ed McMullen, 53, begrüssen. «Er schüttelte uns allen die Hand. Er wirkte sehr kollegial.» Der US-Präsident sei ein Mann mit einer «unglaublichen Ausstrahlung». «Trump war sehr cool, sehr lässig», so Caviezel.
Vom hohen Besuch hörte Familie Buschor aus Gossau SG nur den Helikopter. «Der Fluglärm war extrem», so Mutter Gina, 36. Trotzdem werde sie mit Gatte Cornel, 39, dem kleinen Finn, 4, und Julie, 2, nächstes Jahr wieder während des WEF kommen: «Die Pisten sind dann leer. Ideal, um den Kleinen das Skifahren beizubringen.»
Grund zur Freude hat auch Daniel Füglister, 54. Der General Manager des «Intercontinental» beherbergte Trump. «Das kann ich weder bestätigen noch dementieren», meint er vielsagend mit einem breiten Lächeln. Die SI weiss, auch der indische Premierminister Narendra Modi, 67, nächtigte bei Füglister. Und wieder grinst er. Und zwinkert mit den Augen: «Intercontinental first».
Viel Zeit zum Durchatmen hat Füglister allerdings nicht. «Nach dem WEF ist vor dem WEF», sagt der General Manager. Die Vorbereitungen fürs nächste Jahr laufen bereits an.