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Facebook

Zu wenig Likes - ich bin zu langweilig

Achtung, Facebook kratzt ganz schön am Selbstvertrauen! Gemäss einer neuen Studie definieren wir uns über die Aufmerksamkeit anderer, und ohne Facebook-Likes fühlen wir uns einsam.

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Stellen Sie sich vor, Sie laufen die Strasse entlang und jeder zweite Passant macht Ihnen ein Kompliment zur Frisur oder lobt ihr Lächeln. Schräg, nicht? Auf Facebook ist das völlig normal. Laden Sie dort ein Foto von sich hoch, ernten Sie innert Sekunden Däumchen und nette Kommentare. Egal, obs ein schönes Bild ist oder nicht.

650 Millionen Menschen sind täglich auf Facebook. Auf der Plattform lesen sie, was ihre Freunde gerade treiben, und kommunizieren ihre eigenen Erlebnisse. Von Fotos bis hin zu privaten Lebenssituationen wird alles geteilt. Und wer etwas schreibt oder hochlädt, der erwartet, dass die Leute den Like-Knopf drücken. Denn, was ist das schönste Selfie schon wert, wenns keiner beachtet?

Eine neue Studie von der australischen Universität Queensland hat nun bestätigt, dass sich Facebook-User tatsächlich über die Aufmerksamkeit definieren, die sie online erhalten. Gibts für eine Statusmeldung oder ein Bild nur wenige «Gefällt mir»-Angaben, schwächt das das Selbstwertgefühl - es kann sogar zu Einsamkeit führen. Die an der Untersuchung beteiligte Dr. Stephanie Tobin erklärt, dass Nutzer ein Gefühl der Zugehörigkeit verspüren, wenn sie auf Social-Media-Plattformen aktiv sind. Ein Gefühl, das sich abrupt ins Gegenteil verwandelt, sobald die Beachtung abnimmt.

Für die Studie führten die Forscher mit 79 Studenten zwei Experimente durch. In einer ersten Phase erhielt eine Gruppe sehr aktiver Facebook-Nutzer den Auftrag, sich auf auf der Seite wie immer zu verhalten. Sprich: Sie posteten Statusmeldungen und kommentierten Beiträge und Fotos. Eine andere Gruppe hingegen sollte sich passiv verhalten und bloss lesen, was andere Nutzer veröffentlichten. Als am Schluss alle Teilnehmer zu ihrem Wohlbefinden befragt wurden, gab es ein klares Ergebnis. Die Gruppenmitglieder, die nur zuschauen und nicht mitmachen durften, fühlten sich schlechter. 

In der zweiten Runde bekamen alle Teilnehmer den Auftrag, fleissig Statusmeldungen zu veröffentlichen. Bei der Hälfte der Studenten wurde aber heimlich dafür gesorgt, dass ihre Postings für andere gar nicht sichtbar waren. Während also die einen Probanden massenhaft Rückmeldungen erhielten, wunderten sich die anderen über das vermeintliche Desinteresse ihrer Freunde.

Alle 79 Studienteilnehmer wurden direkt danach befragt. Sie gaben Auskunft über ihr Selbstwertgefühl und ihre Auffassung über den Sinn des Lebens. «Durch die Studie konnten wir untersuchen, inwiefern das Zugehörigkeitsgefühl davon abhängt, wie stark die Menschen auf Facebook beachtet werden.» Und voilà: Die Testgruppe, die online keine Anerkennung erhalten hatte, schnitt durchwegs unterdurchschnittlich ab, während die anderen sich gut fühlten. Das Resultat sei eindeutig, erklärt Tobin. Das Gefühl der sozialen Ausgrenzung lasse sich durch Facebook-Reaktionen beeinflussen.

Eine weitere Studie hat gar ergeben, dass Facebook grundsätzlich für depressive Stimmung sorgt. Christina Sagioglou und Tobias Greitemeyer, zwei Forscher der Universität Innsbruck, befragten 123 Nutzer der sozialen Plattform. Ihr Ergebnis: Je länger sich die Personen auf der Seite aufhielten, umso schlechter wurde ihre Stimmung. «Wir haben festgestellt, dass Facebook als Zeitverschwendung empfunden wird. Man tut Dinge, die man nicht als besonders sinnvoll erachtet - und darum ist man danach eben schlecht drauf», erklärten die Forscher gegenüber Rundschau-online.de.

Zu einem ähnlichen Ergebnis führten auch Studien der Humboldt-Universität Berlin. Die 600 deutschen Facebook-User gaben an, sich nach dem Verweilen auf der Seite schlecht zu fühlen - weil sie neidisch auf die Dinge sind, die ihre Freunde veröffentlichen. Ihre Reaktion: sich ebenfalls gut darstellen, um im Gegenzug ihre Freunde neidisch zu machen.

Was denken Sie? Ist Facebook eine sinnvolle Angelegenheit oder reine Zeitverschwendung? Stimmen Sie ab! Oder nutzen Sie das Kommentarfeld unten.

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Von BS am 14. Mai 2014 - 16:03 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:25 Uhr