Wenn Hermann Struchen, 84, eine Aktionärsversammlung besucht, findet er klare Worte zur Organisation. So auch im Fall der GV der Credit Suisse am letzten Freitag. Struchen, der 2013 mit seiner Kritik an der Novartis in die Medien gelangte («hier wird man ja hungrig und durstig entlassen»), hatte für einmal nichts zu bemängeln. Im Gegenteil!
«Ich möchte zuerst etwas Positives erwähnen. Wir haben schon ein Geschenk bekommen. Einen schönen, wertvollen Kugelschreiber», leitete er seine Lobrede ein, um dann richtig loszulegen: «Besonders gefreut hat mich der Morgenkaffee. Es hat sogar zwei Sorten Gipfeli gegeben: Laugengipfeli und Buttergipfeli. Und dazu noch Sandwiches und Getränke und Schöggeli. Es ist also fast wie im Himmel!»
Am Sonntag zeigten Giacobbo/Müller den Clip (ab Minute 13.30) mit dem Pensionär in ihrem Wochenrückblick. Die beiden Satiriker hatten den Gourmet-Aktionär letztes Jahr sogar in ihre Sendung eingeladen. Auch da sorgte Struchen für Lacher, als er die GV der Georg Fischer AG aus Schaffhausen mehrmals erwähnte: «Dort gibt es heissen Beinschinken mit Kartoffelsalat. Und zuerst noch Käseküchlein und am Schluss noch Erdbeertorte. Und der Beinschinken ist à discretion!»
Kleinaktionär Struchen besucht nach eigenen Aussagen pro Jahr rund 30 Generalversammlungen, «wenn nicht gerade zwei oder drei am gleichen Tag sind». Mit seinen Bewertungen von Catering und Präsenten der jeweiligen Firmen hat sich der Pensionär mittlerweile einen Namen gemacht. Inklusive eigener Facebook-Fansite und regelmässigen Auftritten in Lokalmedien.
Und entweder ist Herr Struchen so beliebt, dass bei ihm nonstop das Telefon klingelt, oder er hat den Hörer nicht richtig aufgelegt. SI online hat zumindest den ganzen Tag vergeblich versucht, den GV-Profi zu erreichen...