Dass der Hipster längst vom Individualist zum Allgemeinbürger verkommen ist, wissen wir. Längst gibt es Bücher über die Generation Hipster, der Hipster hat einen Wikipedia-Eintrag, es gibt Ratgeber «Wie werde ich ein Hipster». Nicht selten wird der bärtige Biker mit den zu kurzen Hosen von einem gescheitelten Fussgänger mit Jutensack belächelt.
Noch schlimmer: Der Hipster muss sich so viele Vorurteile anhören - Hipster hören Indie-Musik, Hipster schauen Filme, die niemand kennt, Hipster tragen komische Hüte und und und -, dass er wohl am liebsten nur noch schreien möchte: «Ich bin ja nicht der einzige, der so ist!» Es muss zum Davonrennen sein für die angepassten Unangepassten.
Die Frage, die bisher offen blieb: Warum wird eine Bewegung, die sich dem Mainstream widersetzen will am Ende eben doch Mainstream?
Ein französischer Mathematiker hat sich diesem Problem angenommen und mit vielen Formeln und Rechnungen ganz simpel das «Hipster Paradox» erklärt (das ganze Paper von Jonathan Toubol gibts hier). Es gebe immer eine Verzögerung zwischen dem Anfang eines Trends und dem Moment, in dem die Hipster ihm folgen. Will heissen: In der Zeit, die Hipster brauchen, um das hippe, antikonforme zu sehen und es zu adaptieren, hat es sich schon zum Mainstream geformt. Und plötzlich tragen alle Vollbart, obwohl doch eben erst nur ein einziger damit aufgefallen ist...
Ein echter Hipster im Gegenzug müsste sich laufend verändern. Stil, Persönlichkeit, Authentizität, alles müsste als umgehende Reaktion auf Trends anpassbar sein. Laut Toubol ist dies unmöglich. Aber das haben wir ja schon gemerkt.