Es ist das Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit können sogar in Panik münden: Wie soll es weiter gehen ohne den anderen? Gedankenlos dahingeworfene Sätze wie: «Die Zeit heilt alle Wunden», oder «Das Leben geht weiter», machen häufig alles nur noch schlimmer - hilfreich sind sie in keinem Fall. Aber selbst, wenn Freunde lieb und umsichtig sind, trösten und pflegen - irgendwann erwarten sie, dass man wieder nach vorne schaut.
Die Buchautorin Michaela Metzger, 40, hat jahrelang unter Liebeskummer gelitten, auch ihr wurde von Freunden eine Trauerzeit eingeräumt. «Aber irgendwann war Schluss», sagt sie im Gespräch mit SI online. Deswegen solle man sich nicht scheuen, auch professionellen Rat einzuholen und zum Psychologen zu gehen. «Mir hat das sehr geholfen», sagt sie. Vor ihm brauche man sich nicht zu schämen, wenn die Leidenszeit nicht aufhören will. Und seine Eindrücke und Fragen könnten helfen, einen ganz anderen Blick auf das Erlebte zu werfen.
Wegen Liebeskummer zum Psychologen? Klingt für viele im ersten Moment unverhältnismässig. Auch eine Umfrage von «eDarling» zeigt, dass nur zwölf Prozent der Befragten professionelle Hilfe gesucht haben. Doch der Herzschmerz kann tatsächlich so schlimm sein. Paradoxerweise halten viele an ihm fest, weil er die einzige Verbindung zu dem verlorenen Partner ist. Das allein zeigt, das professionelle Unterstützung hilfreich sein könnte. Aber seelische Leiden würden grundsätzlich nicht so ernst genommen wie physische Krankheiten, sagt Michaela Metzger. Auch wenn die Gesundheit ebenso auf dem Spiel stehe.
Und körperliche (Langzeit-)Folgen sind gar nicht ungewöhnlich. «Abgesehen davon, dass man zeitweise furchtbar aussieht, ist auch das allgemeine Befinden und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt», bestätigt Metzger. Den heftigsten Liebeskummer hatte sie, als ihr Schulfreund sie verliess. Heute weiss sie: Hätte sie mehr darüber gesprochen, wäre ein aufmerksamer Zuhörer da gewesen, hätte sie die Leidenszeit abkürzen können. So drehte sie sich im Kreis: «Die Hoffnungen, die ich mir im Hinterkopf immer wieder gemacht habe, hatten fatale Auswirkungen auf meine Genesungsphase.»
Auch wenn der «Zeit heilt alle Wunden»-Spruch nicht greift: Der Schmerz geht tatsächlich irgendwann vorbei. Selbst die innigste und intimste Beziehung lässt sich verarbeiten. Weil Gefühle sich verändern. Weil man selbst im Schlaf daran arbeitet. Wie lange dieser Prozess dauert, hängt nicht nur von den Umständen an sich ab, sondern auch damit, wie der oder die Betroffene damit umgeht. Neben professioneller Unterstützung sind - so profan es klingt - auch ganz alltägliche Dinge hilfreich: ins Kino gehen, Freunde besuchen, sich etwas Besonderes gönnen. Die positiven Erfahrungen helfen, die negativen Bilder langsam blasser werden zu lassen.
Der Schritt, sich wieder auf einen neuen Menschen einzulassen, ist trotzdem in keinem Fall leicht - das weiss auch Michaela Metzger. Weil es sehr schwierig sei, abzuschätzen, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Fühle man sich einfach nur alleine, laufe man Gefahr, Dinge einzugehen, die nicht funktionieren können. Trostpflaster sind ihrer Ansicht nach in Ordnung, wenns offen kommuniziert wird. Vergleiche mit dem früheren Partner sollten aber nicht gezogen werden. Zumal ja auch nicht alles so laufen sollte wie in der alten Beziehung - immerhin ist diese gescheitert. Woran man merkt, dass man wirklich bereit dafür ist? «Kann ich mich komplett öffnen? Kann ich wieder vertrauen? Diese Fragen muss man sich stellen und ohne Angst mit Ja beantworten können», sagt die Autorin.
Michaela Metzger hat es geschafft. Nachdem die heute 40-Jährige den jahrelangen Schmerz überwunden und eine neue Beziehung eingehen konnte, beschloss sie, ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Soeben ist ihr Buch «Home-Dating - Mein Traummann aus dem Internet» erschienen. Darin beschreibt sie, wie sie online nach einem Partner gesucht und dadurch viel Kurioses erlebt hat. Und vor allem, wie sie den Weg zurück zur Liebe gefunden hat.