Sieben Mal schon gewann eine Venezolanerin den Miss-Universe Titel, an insgesamt 21 internationalen Beauty-Contests konnten Landsfrauen schon brillieren. Rekord! Das Geschäft mit der Schönheit nimmt im Land, das auch als «Missen-Wiege» bekannt ist, einen hohen Stellenwert ein. Und genau dieses Geschäft leidet aktuell unter dem Präsidenten und seinen politischen Handlungen.
In Venezuela herrscht nämlich akute Silikon-Knappheit wie Thedailybeast.com berichtet. Fatal für die Schönheitschirurgen und entsprechend fatal für die Frauen, die sich gerne künstlich nachhelfen lassen. Fast 40'000 Brust-OPs sollen letztes Jahr vorgenommen worden sein. Das toppen wohl nur noch die Brasilianerinnen, bei denen laut eines Berichts aus dem Jahr 2012 glatte 90 Prozent der 50-jährigen Frauen aus der Mittelschicht einen Schönheits-Operation hinter sich haben.
Du bist jetzt eine Frau, du bekommst falsche Brüste
Der sogenannte Boob-Job gehöre in Venezuela mittlerweile zur Kultur, sagt Daniela Holmes aus Caracas, die Miss-Universe-Wahl habe im Land den gleichen Stellenwert wie in Amerika der Super Bowl, schreibt Alexandra Hidalgo in einer Abhandlung über «die Rhetorik von Brustimplantaten in Venezuela». Oder um es wie Holmes auf den Punkt zu bringen: «Es ist unsere Version der Bar Mitzvah: Du bist jetzt eine Frau, du bekommst falsche Brüste.» Notfalls auch mittels Kredit.
Kein Wunder: Wer es zur Schönheitskönigin schafft, hat Einfluss, kann reisen und geniesst VIP-Status im ganzen Land. Das hat die ehemalige Miss Gisselle Reyes erkannt und landesweit Model-Schulen aufgebaut. Schon im Kindergartenalter werden Mädchen zu kleinen Beauty-Queens getrimmt.
Dabei gäbe es diverse andere Probleme zu lösen. Letztes Jahr sorgte ein Klopapiermangel für weltweite Schlagzeilen. Der Staat musste einen Millionenkredit gewähren, um die Einfuhr von WC-Papier sicherzustellen. Und während Präsident Nicolas Maduro gerade plant, mittels Konsumentenkontrolle sogar die Einkäufe der Venezolaner zu überwachen, scheinen sich viele Frauen weniger damit zu beschäftigen, woher sie die nächste Mahlzeit bekommen, sondern vor allem damit, wo sie noch funktionierende Schönheitskliniken finden. Risikoberater Ben Hockman prognostiziert einen Brust-OP-Tourismus ins Nachbarland Kolumbien.