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«Porny Days»-Chefin im Interview

«Grosse Schwänze und Busen langweilen mich»

Am Freitag, 5. Dezember, starten in Zürich zum zweiten Mal die «Porny Days». Pornofilme während der Weihnachtszeit? Das passt sehr gut zusammen, findet Mitbegründerin Talaya Schmid. Was sie selbst von Sexfilmen hält und wo ihre Grenzen liegen, erklärt die 31-Jährige im Interview mit SI online.

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Porny Days 2014 Zürich Sexfilme Kunst Live-Performance

Sexfilme sind billig und plump? Muss nicht sein, wie die Organisatoren der Porny Days beweisen.

Getty Images

SI online: Frau Schmid, Schauen Sie regelmässig Pornos?
Talaya Schmid: Ja, ab und zu. Durch die Organisation der «Porny Days» sehe ich schon genügend Sexfilme. Deshalb habe ich momentan eine absolute Überdosis. Ich brauche definitiv eine Pause.

Die meisten Pornos sind doch billig, und es spielen nur peinliche Schauspieler mit dicken Brüsten und grossen Penissen mit.
Das ist nach wie vor ein Vorurteil. Für mich müssen die Technik, Ästhetik und die Musik stimmen. Und der Film ist viel besser, wenn reale Körper gezeigt werden. Genau das wollen wir in den Mittelpunkt rücken: den unbearbeiteten Körper, so wie er nun mal ist. Mich nervt die kommerzielle Pornoindustrie - sie ist viel zu oberflächlich. Die grossschwänzigen und grossbusigen Menschen darin langweilen mich. Und ich finde es problematisch, wenn Jugendliche ihr Wissen über Sexualität nur durch solche Filme gewinnen, da sie einfach nichts mit der Realität zu tun haben.

Braucht Zürich ein Pornofilm-Festival?
Heutzutage sieht man im Fernsehen, in Hochglanzmagazinen oder in der Werbung nackte Körper, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben. Sie werden extrem retuschiert. Wir bieten eine Alternative zur kommerziellen Pornoindustrie. Bei uns geht es um Intimität und Nacktheit, die Vertrauen schafft. Die «Porny Days» sind kein Sexfilm-Festival im herkömmlichen Sinn. Also ja - das brauchts definitiv!

Was wollen Sie denn mit der Veranstaltungsreihe?
Wir laden jeweils die Filmemacher ein, die im Anschluss an die Vorführung erklären, wieso sie den Film gemacht haben und wie er entstanden ist. Und das Publikum kann Fragen stellen. Die Filme sollen zu einer tiefgründigen Diskussion anregen. Im besten Fall nehmen die Besucher etwas für ihr eigenes Sexleben mit. Bei uns können sie Erfahrungen sammeln und neue Dinge lernen, die sie im Schlafzimmer umsetzen können. Sex ist leider immer noch ein Tabuthema. Dabei kann der Mensch ihn nicht aus dem Leben verbannen - es gebe uns ja nicht ohne.

Sie veranstalten das Festival in der Adventszeit. Das beisst sich.
Genau das gefällt mir so gut daran. Man muss sich überwinden und zu etwas Ja sagen. Und plötzlich stellt man fest, dass die beiden verschiedenen Dinge eigentlich total gut zusammenpassen. Erotik während des ganzen Einkaufstress' zu Weihnachten bietet die perfekte Entspannung. Ich gebe aber zu: Im ersten Jahr wars reiner Zufall. Jetzt setzen wir das Ganze humorvoll um. 2013 gabs beim «Porny Brunch» beispielsweise «Grittischwänze».

Sind die «Porny Days» ein männerlastiger Anlass?
Nein. Bisher war das Publikum sehr durchmischt, wobei sich sogar mehr Frauen als Männer für das Festival interessieren. Der durchschnittliche Besucher ist etwa 35 Jahre alt und kommt aus Zürich. Die älteste Besucherin bisher war 70 Jahre alt.

Was machen die Besucher, wenn sie nach der Vorführung Lust auf Sex haben?
Ich hoffe doch sehr, dass es am Eröffnungsabend heiss zu- und hergeht. Aber es würde mich überraschen, wenn sich jemand vor Ort befriedigen würde. Denn die Schweizer sind extrem gut erzogen und zurückhaltend. Aber wenn die Besucher das Kino erregt verlassen, umso besser. Solange sie danach niemanden stören.

Sie stellen also keine Räumlichkeiten zur Verfügung?
Nein, das haben wir nicht. Unser Fokus liegt auf den Filmen. Aber es wäre eine gute Idee. Wir wollen das Festival weiter ausbauen. Mal schauen was die Zukunft noch bringt.

Haben Sie auch Grenzen?
Ich bin mir bewusst, dass es bei diesem Thema auch eine dunkle Seite gibt. Natürlich zeigen wir nichts Illegales. Filme mit Minderjährigen kommen nicht infrage. Auch der Sex zwischen den Darstellern muss einvernehmlich sein. Herkömmliche Pornographie und kommerzielle Softpornos gibt es bei uns nicht. Wir wollen eine alternative Szene bleiben und uns nicht verkaufen. Unser Festival soll ein sex-positiver Anlass sein, nicht steril oder plump.

Würden Sie selbst in einem Sexfilm mitspielen?
Vor Kurzem hätte ich noch Nein gesagt. Aber mittlerweile habe ich viele Regisseure und DarstellerInnen kennengelernt, die aus einem ähnlichen Umfeld wie ich kommen. Wenn ich die Geschichte gut finde und mich mit dem Team gut verstehen würde, wäre ich durchaus offen dafür. Why not?

Talaya Schmid Blog Porny Days 2014 Zürich

Talaya Schmid, 31, Organisatorin der «Porny Days».

ZVG

Porny Days 2014: Vom 5. bis 7. Dezember in Zürich. Neben Filmen im Kino Riffraff bietet das Festival Kunstaustellungen, Lesungen, Partys und einen Brunch, bei dem Kurzfilme gezeigt werden.

Von Isabelle Fretz am 5. Dezember 2014 - 10:51 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:41 Uhr