Bella wiehert, als Andrea Andres, 47, sie aus dem Stall holt. Die schwarze Stute hebt die Vorderhufe wie in einer Pferde-Show. Aber das Kunststück führt sie nicht ohne Hintergedanken auf: Andres holt aus ihrer Tasche ein Leckerli und gibt es dem Tier. Bella weiss, wie sie ihre neue Besitzerin bezirzen muss.
Von ihrer grausamen Vergangenheit merkt man dem zehnjährigen Ross fast nichts an. Im Sommer schockten Aufnahmen von toten Pferden und wandelnden Knochengerüsten aus dem Thurgauer Quälhof die Schweiz. Den mit Abstand erbärmlichsten Anblick bot Bella: Bis auf die Knochen abgemagert, wurde sie nur noch «armer Teufel» genannt.
Heute ist der Albtraum vorbei. Die Pferdenärrin Andres rettete Bella und ermöglichte ihr auf dem Binnelhof in Grafenried BE ein neues Zuhause.
Bella brauchte bei ihrer Ankunft vor allem aufbauende Ernährung und viel Ruhe. Magen, Zähne und Hufen des Tieres mussten behandelt, die Mähne wegen Flöhen und Parasiten abgeschnitten werden. Doch jeden Tag geht es ihr etwas besser – inzwischen hat sie 30 Kilo zugenommen. «Bella ist so neugierig und steckt ihre Nase überall rein», sagt ihre Retterin. «Am liebsten ins Futter!»
Täglich geht Andres mit ihrer Bella auf den Weiden und im Wald spazieren. Reiten wird man sie vermutlich nie. Dafür hat die 1 Meter 48 grosse Stute zu viel erlebt. Für ihre Besitzerin ist das nebensächlich. «Sie ist so ein tolles Tier – und zeigt mir jeden Tag ihre Dankbarkeit.»
Lara, die andere Stute von Andres, war am Anfang eifersüchtig: «Weil Bella so abgemagert war, hat sie immer von allen Leckerli bekommen.» Darum musste Andrea Andres, wenn sie den Stall betrat, immer zuerst zu Lara. Inzwischen konnte Bella mit ihrer fröhlichen Art ihre neue Schwester überzeugen. «Bella kommt mit allen zurecht. Egal, ob Pferd, Kuh oder Schwein!»
Im Video: Bella mit ihrer neuen Freundin Lara kurz nach ihrer Ankunft bei Andrea Andres