Das Mädchen ist sieben Jahre alt, frische Erstklässlerin, aufgeweckt und an sich ein ganz normales Kind. Nur in Sachen Bewegung haperts ein bisschen. Schon greift der Schulapparat mit Rat und Tat ein. Klarer Fall, das Kind braucht Unterstützung, findet ein Heer an Helfern, von der Lehrerin bis hin zur Schulpsychologin. Das intensive Förderprogramm setzt Mutter und Tochter jedoch zusehends unter Druck.
«Ich fühle mich so verdammt ungenügend, als ob es meine Schuld wäre, und hilflos, weil ich sie ja offenbar noch mehr fördern müsste», schreibt die betroffene Mutter der Mamalicious Community verzweifelt. Das Programm, das ihre Tochter jede Woche absolviert, ist straff: Zweimal reguläres Turnen, zweimal Psychomotorik, zweimal Nachhilfe im Schwimmen, Pfadi und Selbstverteidigung. Dazu der normale Schulunterricht. Viel Freizeit bleibt da nicht mehr.
Besorgt antwortet eine Mutter: «Wenn ich das so lese, habe ich das Gefühl, dass deine Tochter bald in einem Burnout landet.» Und eine anderer: «Was dein Kind da abspulen muss! Da wird mir ganz anders...»
Sie leide immer mehr darunter, dass ihr Kind permanent durchleuchtet und bewertet werde. «Wann soll sie denn noch Kind sein und einfach gut genug, wie sie ist? Es tut mir weh, wie ständig auf ihren Defiziten herumgeritten wird», klagt die Mutter der Community.
Am Wort «Defizit» reiben sich die Geister. «Niemand hat Defizite!», schreibt eine Frau empört und eine andere: «Was heisst das? Wieso vergleicht man immer mit anderen? Was ist eigentlich die Norm?» Eine andere Frau dagegen schreibt: «Ich finde es wichtig und richtig Defizite zu beheben, sofern dies möglich ist. Es sollte aber eine Förderung und keine Über-Förderung sein.»
Eine andere Mutter erlebte eine ähnliche Geschichte: «Bei uns wollten sie bis zu vier Therapien pro Woche. Am Anfang haben wir brav mitgemacht. Bis zu dem Tag, als unsere Tochter zu mir gesagt hat: Mama, ich bin einfach zu blöd.»
Da sei für sie Schluss gewesen. «Heute geht unsere Tochter nur noch in die Logopädie und in die Cranio-Therapie.» Der Mutter empfiehlt sie, nicht auf alles zu hören, was um sie herum geredet wird. «Das macht dich schlussendlich nur krank.»