Als ich 1993 an die ETH berufen wurde, war ich 33 Jahre alt und die erste Professorin der mathematischen Wissenschaften. Zu dieser Zeit forschte ich noch in den USA. Das Angebot der ETH war verlockend, doch ich zögerte. In der Schweiz wurde mir oft gesagt, was ich als Frau alles nicht erreichen kann, in den USA hiess es immer: «You can do it!» Das Angebot aus Zürich war dann aber so gut, dass mein amerikanischer Ehemann und ich uns dafür entschieden.
Ich bin Experimentalphysikerin und forsche am Institut für Quantenelektronik. Mein Spezialgebiet sind ultrakurze Laserpulse, die heute in der Medizin, Kommunikationstechnologie und Materialverarbeitung angewendet werden. Vor einigen Jahren entwickelte ich mit meiner Gruppe die sogenannte Attouhr, mit der man ultraschnelle Vorgänge im atomaren Bereich messen kann. Wir haben damit zum ersten Mal die Elektronentunnelzeit messen können. Dies bedeutet sehr grob gesagt, dass ein Elektron durch einen Berg hindurch fliegen kann, ohne dass ein Tunnel da ist. Solche Prozesse sind für den Ladungs- und Energietransport auf molekularer Ebene zentral, und ohne sie gäbe es weder Fotosynthese noch Atmung oder Augenlicht.
Als ich mit 38 zum ersten Mal Mutter wurde, war für mich und meinen Mann klar, dass wir unsere Vollzeitarbeit weiterführen und unsere Kinder gemeinsam aufziehen. Meine zwei Söhne besuchten schon drei Monate nach der Geburt die Krippe. Es war nicht immer einfach, und bessere Rahmenbedingungen sind notwendig, sodass mehr Eltern ihre Vollzeitarbeit weiterführen können.
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- ETH Zürich Professorin Ursula Keller Experimentalphysik Forschung
Herzstück: Ursula Keller und die Attouhr, ein Meilenstein ihrer Karriere. Damit konnten die Professorin und ihre Gruppe zum ersten Mal die Elektronentunnelzeit messen.
Fabienne BühlerVon Manuela Enggist am 14. September 2016 - 15:18 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 14:53 Uhr