«We love Switzerland!» Ed McMullen, 53, hebt sein Glas und stösst mit seiner Familie an. Der neue US-Botschafter steht im Dining-Room seiner Residenz in Bern. Auch sein Boss, Präsident Trump, liebe die Schweiz, «das hat er mir oft gesagt. Wir sind gute Freunde, ich weiss viel über ihn.»
McMullen beisst in eine Focaccia. «I am a foodie. Ich liebe gutes Essen.» Daheim im US-Bundesstaat South Carolina habe er viel Meeresfrüchte gekocht. «In der Schweiz werde ich nicht dünner. Raclette is fantastic!»
Seit Mitte Dezember ist Ed McMullen der neue US-Botschafter für die Schweiz. Mit Gemahlin Margaret Ann, 53, einer Bankerin, lebt er in der Residenz auf dem schwer bewachten Gelände der US-Botschaft, fünf Minuten vom Bundeshaus entfernt. Seine Kommunikations-Agentur in Columbia, South Carolina, hat der gebürtige New Yorker 2017 verkauft, mit ihr holte er Konzerne wie Boeing und Volvo in seinen Bundesstaat.
Auch in der Hauptstadt Washington D. C. – dort arbeitete er bei der konservativen Denkfabrik Heritage Foundation – ist er bestens vernetzt. Die Kinder reisen nach den Ferien in die Heimat zurück: Thomas, 24, arbeitet in South Carolina, Katherine, 20, studiert am Fashion Institute of Design & Merchandising in Los Angeles.
«A great meeting», habe er eben gehabt, sagt McMullen. Aussenminister Ignazio Cassis sei ein guter Mann, ein grosser Visionär. «Wir Amerikaner werden ihn lieben.» Beim Small Talk stiessen sie auf gemeinsame Interessen an. McMullen ist Teilhaber eines Weinguts in der Toskana, eine von Cassis’ Schwestern besitzt einen Rebberg im Tessin. «Mister Cassis lud mich ins Tessin ein. Wir sind Freunde geworden.»
Die Pflege der engen Zusammenarbeit zwischen den USA und der Schweiz liegt auch Präsident Trump am Herzen, sagt der Botschafter. «Ich bin sein Swiss Man.» Als Unternehmer gibt er sein Bestes, die Freundschaft zwischen den Ländern zu vertiefen. «Wir werden fantastische Dinge erreichen! Great deals.»
Während seiner Amtszeit will McMullen alle Kantone besuchen, Chefs aus Wirtschaft und Kultur treffen, Politiker, Bauern. Vor Ort lernen, warum die Schweiz ein so «grosses wirtschaftliches Kraftpaket» ist.
McMullen steht auf, geht ins Entree. Dort liegt ein gelbes Couvert. Absender: The White House, Washington D. C. Empfänger: Ed McMullen. Inhalt des Couverts: eine Widmung von Präsident Trump. Botschafter McMullen: «Der Präsident ist loyal zu allen, denen er vertraut.»
Kennengelernt haben sich die beiden 1984 in der Loge des Besitzers des Baseball-Teams New York Yankees. Seither treffen sie sich immer wieder. «Trump hat grossen Sinn für Humor. I love him.» 2015 macht der damalige Präsidenschaftskandidat ihn zu einem seiner ersten Berater. Als Wahlkampf-Manager in South Carolina ebnet McMullen den Weg zum Wahlsieg. «Wir feierten bis um 6 Uhr.» Zwei Stunden später sitzt McMullen mit Trump an dessen Büropult im Trump Tower – sie planen die Zukunft.
Heute steht sein Präsident unter Beschuss. Im aktuellen Buch «Feuer und Wut» wirft Autor Michael Wolff Trump vor, kindisch, inkompetent und ignorant zu sein. McMullen will das Buch nicht kommentieren. Ganz Diplomat sagt er stattdessen: «Während meiner dreijährigen Amtszeit ist es mein Job, die Wahrheit aufzuzeigen. Wie viele wichtige Dinge der Präsident erreicht hat zum Wohl der Welt.» Ed hat die Order, die Trump-Agenda fortzuführen, Devise: Make America great again!
«Switzerland is beautiful.» Auf der Terrasse zeigt McMullen seinen Kindern die Alpen. Schon oft war er in der Schweiz, 1995 im Rahmen des Austauschprogramms für junge Führungskräfte. In seiner Freizeit will er fleissig Tennis spielen, einen Klub hat er schon. Ein anderes Muss: Deutsch lernen!
Eds Urgrossmutter stammte aus Deutschland, «ein paar Wörter Deutsch kann ich, nicht nur anständige». Ein Schweizer Bankkonto hat er, bei der UBS: Deren CEO Sergio Ermotti hat er an einem Dinner mit der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer kennengelernt. CEO Martin Naville: «McMullen hat uns begeistert mit seiner bescheidenen Art. Er ist interessiert, arbeitet hart. Er hat alle Schweizer Tugenden.»
«It’s great!» Präsident Trump besucht in zwei Wochen das WEF in Davos. Er war schon in der Schweiz, sagt McMullen. Zum Skifahren mit seinen Söhnen Donald Junior, 40, und Eric, 34. «Es gefiel ihm gut. Er sagte mir, er komme gerne wieder.» McMullen ist Optimist. «Die Schweiz wird Trump mit offenen Armen empfangen.»