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Familiensache im Abenteuerland

Nächtens im Zoo

Wie schläft es sich zwischen Tigern und Krokodilen? Familie Eugster hats im Walter Zoo in Gossau SG ausprobiert. Und bei der Nachtführung Spannendes über Schnecke Karli, Schlange Looki und furzende Honigdachse erfahren.

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Benjamin, 5, staunt: Im Schimpansenhaus des Abenteuerlands Walter Zoo in Gossau SG haben sich die Affen bereits mit Holzwolle ihr Nest für die Nacht gemacht. Es ist acht Uhr abends, die Zoobesucher sind alle auf dem Heimweg - nur für Eugsters aus Herisau AR und ein paar weitere Familien fängt der Spass jetzt erst an: mit dem Nachtschwärmer-Programm. Die beiden Zoo-Mitarbeiter Leandra und Oliver haben verschieden grosse Boxen ins Schimpansenhaus mitgebracht. Aus einer nimmt Leandra Karli, eine ostafrikanische Achatschnecke. «Wow, die ist ja riesig!», rufen Benjamin und die anderen Kinder und wollen wissen, ob Karli schneller kriechen kann als hiesige Schnecken, wie alt er wird und ob er sein Häuschen flicken kann. Als Leandra eine Vogelspinne in einer Box herumzeigen will, flieht eine Mutter nach draussen. Sie hat Angst vor Spinnen - und zum Glück nicht mehr gehört, wie das Tier seine Beute verspeist: «Sie spritzt Verdauungssäfte hinein und schlürft sie aus», erklärt Leandra.

Die Nachtschwärmer «schudert» es auch bei der nächsten Info: Tigerpython Looki, die Leandra aus der grossen Kiste nimmt, hatte noch keinen Znacht. «Aber keine Angst», beruhigt sie, «Looki frisst nur alle zwei bis drei Monate etwas.» Wer will, darf die schön glänzende Schlange anfassen. Danach gehts hinaus in die nasse Nacht, durch den dunklen Park hinüber zum Chili-Schmaus in den Tipis, die wie Riesenlaternen leuchten. Benjamin hält Papa Oliver, 35, und Mama Nicole Eugster, 29, an der Hand.

Für den Fünfjährigen wäre längst Schlafenszeit. Aber heute ist er noch lange nicht müde. Leandra nimmt die Gruppe mit zu den nachtaktiven Tieren im Zoo und bittet sie, ab jetzt nur noch zu flüstern. Da sehen sie einen hüpfenden Schatten.

«Ein Riesenfrosch?», flüstert jemand kichernd. «Nein, ein kleines Känguru, ein Wallaby!», sagt Leandra. Aus einem Stall tönt es, als ob ein Hase auf den Boden klopft. «Die Laute kommen aus den Kehlen der Emus, der grossen australischen Laufvögel», wie Leandra gleich erklärt. Nun hält sie eine Nuss an einen Zaun. Sofort kommt Stachelschwein Bimba angewackelt und knackt sie ruck, zuck auf. «Wäre ein praktischer Nussknacker für daheim!», meint ein Vater.

Mit der Taschenlampe beleuchtet Leandra ein weiteres Tier. «Ist das ein Honigdachs?», fragt ein Kind - «Sieht ähnlich aus, bravo! Es ist ein Stinktier», sagt Leandra. - «Die furzen doch so grusig!», ruft ein anderes Kind. Die Biologin lacht. «Sie können Tiere, die sie angreifen, mit einer Flüssigkeit bespritzen, die unangenehm riecht.»

Nach einem Besuch im Tropenhaus bei den Anakondas und den purlimunteren Nachtaffen und Leguanen ziehen die Nachtschwärmer zurück zu den Tipis. Der Regen hat nachgelassen, die Zelte sind schön warm vom Feuer, und bald ist über dem Zoopark nur noch leises Schnarchen zu hören. Und ab und zu der Klopflaut eines Emus.

Am nächsten Morgen besuchen die Nachtschwärmer Tiger Victor, der an einem Kalbsbein nagt, füttern die Kamele und sehen in der Früchteund Fleischküche, was andere Tiere zu fressen bekommen. Der Lachende Hans etwa, ein australischer Vogel, verschlingt zwei Küken pro Tag.

Zurück im Schimpansenhaus staunt Benjamin wieder: Wo gestern gähnende Ruhe herrschte, rennen jetzt die Affen wild herum. Nur einer liegt noch schläfrig in seinem Nest. Vielleicht träumt er von Benjamin und seinen Nachtschwärmer-Gschpändli, wie sie gestern zur Schlafenszeit mit grossen Augen an der Scheibe standen.

Von Christa Hürlimann am 3. August 2016 - 05:45 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:01 Uhr