Das Trompeten ist in der ganzen Halle zu hören. Gemächlich steigt das 2600 Kilo schwere Elefantenweibchen aus dem Pool, dann trottet Farha gleich wieder zurück. Schwups, und drin ist sie! Hohe Wellen klatschen an die Felsen. Ein paar Treppenstufen tiefer steht Zoo-Kurator Robert Zingg vor einer 18 Zentimeter dicken, riesigen Glasscheibe - diese ermöglicht fantastische Unterwasser-Einblicke. Gebannt beobachtet Zingg, wie Farha im Wasser rumplanscht. Stehen kann die Elefantin im vier Meter tiefen Pool nicht. «Farha ist die grösste Wasserratte unter unseren sechs Elefanten.»
Showtime! Die Besucher der neuen Elefantenanlage des Zoos Zürich erwartet grosses Kino. Mehrmals pro Tag sollten sie aus dieser ungewöhnlichen Perspektive Elefanten beim Badeplausch bestaunen können. Möglich ist das ab kommendem Samstag. Dann wird der Elefantenpark nach drei Jahren Bauzeit eröffnet. 11'000 Quadratmeter gross ist er, sechsmal grösser als die alte Anlage. Im Zentrum das Elefantenhaus mit seiner lichtdurchlässigen Dachkonstruktion, vor dessen Toren die Aussenanlage. Der Name Kaeng Krachan wurde vom gleich lautenden Nationalpark in Thailand übernommen; dort unterstützt der Zoo Zürich ein Elefantenschutz-Projekt. Das Innere des Elefantenhauses erinnert an einen asiatischen Urwald.
Den Elefanten bietet der weltweit einzigartige Park mehr Raum und Abwechslung, den Besuchern mehr Nähe zu den imposanten Tieren. Acht Asiatische Elefanten werden hier zu Hause sein: Bulle Maxi, 5.4 Tonnen schwer. Dann die Weibchen: Druk, Ceyla-Himali, Indi und Maxis Töchter Chandra und Farha.
Bald werden sich noch zwei weitere Vierbeiner zu ihnen gesellen: Indi erwartet ein Baby, und von einem europäischen Zoo wird ein zweiter Bulle erworben. Kurator Zingg, 59, freut sich. «Die beiden Neuen werden die Herde bestimmt aufmischen.» Er weiss aus Erfahrung, die Weibchen werden sich liebevoll um das Jungtier kümmern. «Ein eindrückliches Spektakel.» Elefanten übrigens sind die Lieblingstiere von Zoobesuchern - weltweit. Auf den nächsten Plätzen: Eisbären, Pinguine, Affen.
Auch bei der Pflege wird sich viel verändern. Früher hatten die Elefantenpfleger direkten Kontakt mit den Tieren, hatten eine dominante Stellung. Heute gilt: Hands off - Hände weg! Nun sind Pfleger und Elefanten durch eine Barriere getrennt. Das bedeutet, die Tiere können die soziale Organisation untereinander ungestörter entwickeln. Und die acht Pfleger sind in Sicherheit. Eine Waffe tragen sie nicht, doch es wurden Fluchtmöglichkeiten eingebaut. Trotz Distanz herrscht zwischen den Pflegern und den Tieren ein grosses Vertrauensverhältnis. Der Pfleger zeigt einem Tier, was er von ihm wünscht, belohnt es mit einem Apfel oder einem Bund Rüebli.
Die Tiere werden regelmässig trainiert, damit sie bestimmten Befehlen nachkommen: Fuss hoch! Maul auf! Körper zur Seite! Pfleger und Tier sind dabei durch eine Arbeitswand getrennt. Diese ist so konzipiert, dass das Tier seine Füsse rausstrecken kann und bei Bedarf andere Körperstellen vom Veterinär untersucht werden können. Pediküre steht einmal monatlich auf dem Programm, pro Fuss dauert das eine Viertelstunde.
Grosse Tiere, grosser Hunger. 150 Kilogramm Gras und Äste vertilgt ein Elefant am Tag, 200 Liter Wasser spritzt er sich mit dem Rüssel ins Maul. Früher bekamen die Tiere das Hauptfutter gegen Abend. Sie versuchten dann, ihren Anteil zu schützen, assen rasch. Heute gibts 40 Futterplätze - zum Teil via Zeitschaltuhr programmiert. So können die Elefanten den ganzen Tag nach Nahrung suchen, genau wie im Freiland. Um bestimmte Futterboxen zu erreichen, müssen sie in die Knie. «Teil des Fitnessprogramms.»
Zingg schmunzelt. Die Pfleger achten darauf, dass die Tiere nicht zu viele Kalorien reinbuttern. «Auch ein Elefant kann dick werden, das ist ungünstig für seine Gelenke.» Bei Maxi war in letzter Zeit das Gegenteil der Fall: Der Bulle hatte anfangs Mühe mit der neuen Futtersuche, verlor 200 Kilo. «Die hat er in ein paar Wochen wieder drauf.» Ob bei der Nahrungsaufnahme, bei bestimmten Trainings oder bei der Fusspflege, die Besucher können nun hautnah dabei sein. Vielleicht gar beim Schlafen - das tun Elefanten nämlich manchmal auch tagsüber. Im Stehen!
«Wir wollen unsere Besucher für diese imposanten und intelligenten Tiere begeistern», sagt Kurator Zingg. Noch einmal platscht es! Farha, die Draufgängerin der Herde, hat erneut Anlauf genommen, plumpst mit Getöse in den Pool. Ihre Mutter Ceyla-Himali steht seelenruhig unter einem der Bäume, zwei Meter tief sind diese einbetoniert. Sie pustet mit dem Rüssel eine Ladung Sand auf ihren Rücken. Das schützt nicht nur gegen Parasiten, sondern auch gegen Sonnenbrand. Und Mutter Ceyla-Himali weiss, nach dem Baden will Farha raus und mit ihr rumtollen!