Aktuell bewegt Urs die Frage, wer nächster Präsident der USA wird, und Sandra fragt sich, wie sie das Semester überstehen soll.
Wenn wir morgens aufwachen, hören wir in der Nachbarschaft mindestens fünf Hähne krähen.
Zum Frühstück essen wir selbst gebackenes Brot, Butter, Konfi, Honig, Käse, Aufschnitt, dazu frisch gebrauten Hawaii-Kaffee oder Tee, Orangensaft und Wasser.
Zum College fährt Sandra mit ihrem lindgrünen Roller «Pfupf».
Am Feierabend gönnen wir uns einen «Schwumm» im Meer, oder wir hocken am Ninini-Leuchtturm, beobachten das Meer, Schildkröten oder vorbeiziehende Wale.
Typisch hawaiianisch an uns ist, dass wir es gelassener nehmen.
Touristen aus unserer Heimat zeigen wir, wo sie gut essen und shoppen können sowie Strände, die nicht als Geheimtipp in Reiseführern angepriesen werden.
Überschätzt wird hier: Hawaii als Postkartenparadies. Das Leben ist teuer, es gibt viele Obdachlose. Im Winter herrschen nachts Temperaturen von
15 Grad – ohne dicht schliessende Fenster und Heizung wirds kalt im Haus.
Am meisten stört uns an Hawaii, dass sich Arztbesuche und Behördengänge oft kompliziert und langwierig gestalten.
Von der Schweiz vermissen wir Verwandte, Freunde, Brot, Käse, manchmal einen Cervelat.
Die Schweiz kann von Hawaii lernen, es etwas gemütlicher zu nehmen.
Wir würden zurückkehren, wenns wirklich keine andere Lösung geben sollte.
Unser Tipp an andere Auswanderer: Frühzeitig eine internationale Krankenkasse abschliessen, die Sprache und so viel wie möglich über Land und Leute lernen. Sich den Respekt der Einheimischen verdienen, was nur funktioniert, wenn man sich wie ein Gast benimmt.
Die Fakten zur Person
Beruf: Er Webpublisher, sie Pflegefachfrau HF – aktuell Studentin in hawaiianischer Kultur.
Leben in Zahlen: Da wir mit unseren Studentenvisa in den USA nicht arbeiten dürfen, haben wir hier kein Einkommen. Wir wohnen in einer Dreizimmerwohnung in einem Aussenquartier von Lihue, dem Hauptort der Insel Kauai. Hier kostet das Kilo Sauerteigbrot 12 Franken, ein Coiffeurbesuch 60 Franken.
Seit 1. August 2023 lebt das Paar in seiner neuen Heimat Hawaii. Seit Hurrikan Iniki 1992 auf Kauai wütete, vermehrt sich das Federvieh, das u. a. aus illegalen Kampfhahn-Zuchten stammt, unkontrolliert, und die Insel trägt den Beinamen Rooster Island. Doch nicht nur lärmende Hähne trüben das Bild vom Inselparadies.