Albert Einstein, Thomas Mann und Charles de Gaulle sind alle an einem geplatzten Bauchaorten-Aneurysma gestorben. «Unter einem Aneurysma versteht man die Erweiterung einer Schlagader», sagt Dr. med. Silviana Spring, Gefässspezialistin in Zürich. «Grundsätzlich kann eine solche Erweiterung in allen Körperregionen auftreten. Sie betrifft aber am häufigsten die Bauchhauptschlagader.»
Warum kann ein Bauchaorten-Aneurysma so gefährlich werden? «Die Hauptgefahr besteht darin, dass ein Aneurysma plötzlich platzt und es zur inneren Verblutung kommt. Andere Risiken sind etwa die Bildung von Blutgerinnseln im Aneurysma, die zu akuten Gefässverschlüssen in den Beinen führen können.» Nur etwa die Hälfte der Menschen mit einem gerissenen Bauchaorten-Aneurysma erreicht das Spital noch lebend. Auch nach einer Notfalloperation ist das Sterberisiko hoch.
Die meisten Aneurysmen werden durch Gefässverkalkung hervorgerufen. «Fünf von hundert Männern über 65 Jahren haben eine krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader, die überwacht werden sollte», sagt Dr. Spring. Bei einem von hundert Patienten ist eine umgehende Behandlung notwendig. Raucher sind besonders gefährdet, zudem wird eine erbliche Veranlagung beobachtet. Frauen haben ein niedrigeres Risiko, sollten aber ebenfalls untersucht werden, wenn sie rauchen oder an Arteriosklerose leiden.
Das Heimtückische am Bauchaorten-Aneurysma: Vom Patienten wird es in den meisten Fällen gar nicht bemerkt. Durch Grössenzunahme können vor allem Rückenschmerzen auftreten. Häufig führt dies zu Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule oder der Nieren. In jenen Fällen, in denen ein Bauchaorten-Aneurysma platzt, wird vom Patienten ein unerträglicher Bauchschmerz mit Ausstrahlung in den Rücken, Übelkeit und Brechreiz angegeben. Durch die innere Blutung kommt es rasch zu einer lebensbedrohlichen Situation.
Ab einem Durchmesser des Aneurysmas von fünf Zentimetern steigt die Gefahr massiv an, dass es platzt. Durch ein rechtzeitiges Screening lässt sich Schlimmeres verhindern. Kleinere Aneurysmen sollten in regelmässigen Abständen mit Ultraschall überwacht werden. Erst bei plötzlicher Grössenzunahme braucht es weiterführende Untersuchungen und allenfalls eine präventive Operation. Dazu gibt es zwei verschiedene Verfahren.
Bei der offenen Operation muss der Chirurg den Bauch öffnen. Oberhalb und unterhalb der Erweiterung wird das Blutgefäss abgeklemmt, längs geöffnet und eine Gefässprothese als Ersatz eingenäht. Nach Freigabe des Blutstromes wird die ursprüngliche Gefässwand zum Schutz der umgebenden Organe wieder um die Prothese gelegt und vernäht.
Beim sogenannten endovaskulären Verfahren verwendet man eine Stent-Prothese. Hier wird über die Leistenschlagader eine durch Draht verstärkte Prothese von innen in das Aneurysma eingebracht. Der Eingriff ist schonender, weil die Bauchhöhle nicht eröffnet wird.
Nachteilig ist eine regelmässige, oft lebenslange Überwachung. Wenn es die anatomischen Verhältnisse erlauben, bevorzugt man die schonendere Methode mit Stent-Prothese. In allen anderen Fällen wird die offene Operation durchgeführt.
Ultraschall-Screening
Mit einer einfachen, schmerzlosen und strahlenfreien Ultraschall-Untersuchung beim Gefässspezialisten lässt sich frühzeitig feststellen, ob jemand an einem Bauchaorten-Aneurysma leidet. Die Untersuchung ist sehr effizient und sicher. Eine frühe Diagnose ist auch deshalb wichtig, weil ein Bauchaorten-Aneurysma mit einem deutlich erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall einhergeht. In jedem Fall bedarf es einer rigorosen Bekämpfung sämtlicher Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und Bewegungsarmut.
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