Für Prof. Thierry Carrel, Direktor der Universitätsklinik für Herzund Gefässchirurgie am Inselspital Bern, ist klar: «Die Nutzung von patienteneigenem Gewebe für die Rekonstruktion und den Ersatz von erkrankten Herzklappen bei Kindern könnte das Risiko von Komplikationen senken.» Auch wiederholte Eingriffe, wie sie bei Tier- und Spenderimplantaten beobachtet werden, dürften dann laut Carrel wegfallen.
Als Leiter einer laufenden klinischen Studie, an der verschiedene führende Herzzentren in Europa beteiligt sind, ist er zuversichtlich, dass sich die Technologie der bioabsorbierbaren Herzklappe zum Wohle der kranken Kinder durchsetzen wird. Zwei Jahre nach der Implantation gehts drei Kindern, die mit nur einer funktionierenden Herzkammer zur Welt gekommen sind, hervorragend. Ultraschall und Magnetresonanztomografie-Untersuchungen zeigten nach zwei Jahren bei allen Patienten anatomische und funktionelle Stabilität.
Die Technologie, die das schweizerisch-niederländische Medizintechnikunternehmen Xeltis aus Zürich für die sich selbst abbauende Herzklappe anwendet, gründet auf der Erkenntnis von Prof. Jean-Marie Lehn. Er erhielt 1987 den Nobelpreis für den Wissenschaftszweig der supramolekularen Chemie. Die im Körper stattfindende Gewebeerneuerung ist ein neuer therapeutischer Ansatz in der kardiovaskulären und regenerativen Medizin. Dadurch gelingt die Erneuerung komplexer kardiologischer Komponenten im Körper mit patienteneigenem Gewebe. Die poröse Struktur der bioabsorbierbaren Herzklappe ermöglicht eine Gewebeerneuerung durch den natürlichen Heilungsprozess des Körpers, bei dem neues, gesundes Gewebe das Implantat durchdringt. Nachdem sich eine neue, gesunde Herzklappe aus patienteneigenem Gewebe um das Implantat geformt und dessen Funktion übernommen hat, wird das Implantat vom Körper absorbiert.