Über 90 Prozent der Patienten im Schlaflabor sind männlich. Es scheint, als seien Schlafstörungen, Schnarchen und Schlafapnoe ein Privileg der Männer. Aus Studien weiss man aber heute, dass übergewichtige Frauen und solche nach der Menopause von Schlafapnoe genauso häufig betroffen sind.
Warum aber werden nächtliche Atemstillstände bei Frauen häufig nicht erkannt? Die Antwort ist simpel: Frauen schnarchen anders als Männer. Während sich bei ihnen das Schlafapnoe-Syndrom meist durch lautes oder sehr lautes Schnarchen äussert, leiden Frauen unter Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie Depressionen. Es verwundert deshalb nicht, dass diese Symptomatik dazu verleitet, Schlaftabletten oder Antidepressiva zu verordnen. Weil Schlafstörungen, Gereiztheit, Libidomangel, Kopfschmerzen, Antriebsmangel, depressive Verstimmungen bis hin zu eigentlichen depressiven Zuständen bei Frauen in der Postmenopause ohnehin häufig sind und es sich bei diesen Symptomen um die Kardinalsymptome einer Schlafapnoe handeln kann, ist eine genaue Befragung und Abklärung durch den Arzt in jedem Fall angezeigt.
Wie kommen diese Beschwerden zustande? Bei der Schlafapnoe mit ihren nächtlichen Atemstillständen führen chronische Unterversorgung mit Sauerstoff, ständige Druckschwankungen im Brustraum und andauernde Unterbrechung des Schlafs zu einer Belastung von Herz und Kreislauf sowie des zentralen Nervensystems. Und dies hat eine Fülle von organischen, hormonellen und seelischen Störungen zur Folge.
So bestehen Depressionen bei zwei von drei Frauen mit Schlafapnoe. Typisch ist auch das Gefühl, überfordert oder erschöpft zu sein, unerklärliches Aufwachen in der Nacht sowie das Gefühl, trotz sieben bis acht Stunden Schlaf am Morgen einfach nicht ausgeruht zu sein. Viele Frauen leiden zudem an einer stetigen Gewichtszunahme, obwohl sie krampfhaft versuchen, sich ausgewogen zu ernähren.
Solange eine Frau die Mens hat, verhindern die weiblichen Hormone ein Erschlaffen der Rachenmuskeln weitgehend. Doch mit Beginn der Wechseljahre und sinkenden Östrogenspiegeln wird das Schnarchen ausgelöst oder verstärkt. Die hintere Rachenmuskulatur entspannt sich dann so stark, dass sie die oberen Atemwege alle paar Minuten blockiert, was schädigende Schlafunterbrüche zur Folge hat. Neue Studien zeigen, dass die chronische Atembehinderung in der Nacht auch bei Frauen mit schweren Folgen für die Gesundheit wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzinsuffizienz und Schlaganfällen verbunden ist.
Bei Frauen verläuft ein Schlafapnoe-Syndrom nicht nur anders, sie brauchen auch eine speziell angepasste Art der Behandlung. Dazu gibt es eine auf Frauen zugeschnittene Systemlösung aus Hard- und Software zur unterstützenden nächtlichen Beatmung, welche die Behandlung massiv erleichtert.
Als Ergänzung wurden ultraleichte, kompakte Masken eingeführt, welche eine perfekt an die weibliche Anatomie angepasste Form haben. Als Alternative gibt es massgefertigte Unterkieferschienen zur Behandlung von milder bis moderater Schlaf-apnoe und für Schnarchende, die eine nächtliche Beatmung schlecht ertragen. Die Erfolgsraten sind sehr gut, die Verträglichkeit ebenso. Der Effekt zur Symptomreduzierung und Verbesserung der Lebensqualität tritt unmittelbar ein.