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Schutz vor Insekten

Vorsicht, Wespen, Biene & Co.!

Insektenallergiker leben in den Sommermonaten gefährlich. Ohne sofortige Massnahmen kann bereits ein Bienenstich lebensbedrohlich werden. Hilfe gibt es: die Allergie-Impfung.

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Kaskade der Insektengiftallergie: Vom harmlosen Hautausschlag über Bauchkrämpfe bis zum lebensbedrohlichen Kreislaufstillstand reichen die Symptome: Ein einziger Stich kann sie beim Allergiker auslösen.

Sie sind einfach nur lästig: Kaum hat man sich zu einem gemütlichen Picknick niedergelassen, fliegen die gelb-schwarzen Viecher ihre Attacken. Nichts ist sicher vor Wespen. Sie lieben sowohl Fleisch als auch Früchte und Süssgetränke. Fuchteln wir wie wild herum, macht sie das nur noch aggressiver. Und man muss höllisch aufpassen, dass man zusammen mit dem saftig gegrillten Cervelat nicht auch gleich noch eine Wespe verschluckt. Denn das kann auch für Nichtallergiker fatale Folgen haben.

In der Schweiz zählt die Wespen- und Bienengiftallergie zur häufigsten Insektengiftallergie: Jeder Zwanzigste lebt in den Monaten Juli bis September gefährlich. Denn jeder Stich einer Wespe, Biene, Hummel oder Hornisse kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Während Nichtallergiker nur mit Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle rechnen müssen – sie klingt zudem innerhalb von 24 Stunden ab –, läuft bei Insektengiftallergikern eine ganze Kette von Reaktionen ab. Und das innert Sekunden. Dabei sind folgende Symptome typisch: Juckreiz an Handinnenflächen, Fusssohlen oder behaarten Körperstellen, starker Juckreiz und Rötung am ganzen Körper, Nesselausschlag, Schwellungen im Gesicht und am Hals, Schnupfen und verstopfte Nase, juckende, gerötete und tränende Augen, Schwindelgefühl und Herzrasen, Übelkeit bis zum Erbrechen, Schluck- und Sprachbeschwerden, Husten, Atemnot oder Erstickungsgefühl, allgemeines Schwächegefühl, Kraftlosigkeit, Kollaps, Bewusstlosigkeit und Todesangst. Diese schweren allergischen Reaktionen treffen Allergiker völlig unerwartet, auch wenn sie jahrelang nicht gestochen wurden. Gefürchtet ist der «anaphylaktische Schock». Dabei fällt der Blutdruck rapide, der Betroffene fällt in Ohnmacht, kollabiert. Ohne sofortige Notfallbehandlung stirbt der Allergiker am Insektengift. In der Schweiz trifft das etwa vier Menschen pro Jahr. Kinder sind eher weniger betroffen als Erwachsene. Bei Menschen ohne Insektengiftallergie können Stiche im Hals- und Kopfbereich oder mehr als hundert Stiche aufs Mal bedrohlich werden.

Bei einem Insektenstich hängt viel vom richtigen Verhalten ab. So sollten Allergiker immer ein Notfallset mit sich tragen und bei Bedarf auch sofort anwenden. Wichtigstes Notfallmedikament ist die Adrenalin-Fertigspritze. Ferner sollte der Stachel entfernt und die Einstichstelle desinfiziert werden. Allfällig Anwesende verständigen die Notfallnummer 144 und führen, bis die Helfer eintreffen, Reanimationsmassnahmen durch. Wichtig: Auch wenn die Reaktionen nicht so bedrohlich sind, sollte der Gestochene danach zur Kontrolle zu einem Facharzt. Von Vorteil ist es auch, wenn sämtliche Familienmitglieder, Kollegen und Freunde über die Allergie informiert sind, um im Notfall richtig handeln zu können. Denn: Nicht immer kann sich der Betroffene selber helfen, da die gefährlichen Symptome oft innert Sekunden auftreten.

Erstaunlicherweise unterschätzen sogar Ärzte das Risiko einer Insektengiftallergie. Eine aktuelle europäische Studie mit Beteiligung der Schweiz befragte Allgemeinmediziner und Fachärzte aus sieben Ländern. Bei fast der Hälfte der Mediziner war der Mangel an Erfahrung, Wissen oder Zeit der häufigste Grund, warum sie die Patienten nicht selbst behandelten. Jeder fünfte fürchtete sich vor einer schweren allergischen Reaktion des Patienten während der Behandlung. Und nur 40 Prozent der Befragten wussten, dass die spezifische Immuntherapie, kurz SIT genannt, bei Insektengiftallergie eine fast hundertprozentige Erfolgsrate aufweist und somit eine lebensrettende Massnahme darstellt.

Bei der spezifischen Immuntherapie wird der Körper langsam an das Insektengift gewöhnt. Das verdünnte Gift wird in steigenden Dosen unter die Haut am Oberarm gespritzt, so lange, bis eine Höchstdosis erreicht wird. Das führt zu einer vollständigen Toleranz gegenüber dem Gift, der Körper gewöhnt sich an die Fremdeiweisse. Bei Nichtallergikern ist die Akzeptanz gegenüber dieser Substanz von Natur aus gegeben. Fachärzte unterscheiden zwischen der konventionellen Therapie und dem Schnell-Schema. Bei der konventionellen Therapie bekommt der Patient einmal pro Woche eine Spritze mit steigender Dosis. Ist die Höchstdosis erreicht – sie entspricht zwei Bienen- oder mindestens zwei Wespenstichen –, wird das Insektengift alle vier bis acht Wochen über eine Zeitspanne von drei bis fünf Jahren injiziert.

Beim Rush- oder Schnell-Schema baut der Allergologe mit der Impfung den Schutz innerhalb von nur wenigen Stunden auf. Für diese schnelle Aufdosierung ist es wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen nötig, dass der Patient für kurze Zeit ins Spital eintritt. Die Erhaltungsdosis wird dann ebenfalls alle vier bis acht Wochen über drei bis fünf Jahre gespritzt. Wegen der Gefahr von allergischen Nebenwirkungen sollte die spezifische Immuntherapie immer von einem Facharzt durchgeführt werden.

Check:
So vermeiden Sie, gestochen zu werden:

  • Keine hektischen Bewegungen, wenn Bienen oder Wespen in der Nähe sind.
  • Wenn sich eine Biene oder Wespe auf Ihrem Körper niederlässt, Ruhe bewahren! Ohne hastige Bewegung abschütteln oder abstreifen, nicht abschlagen.
  • Distanz halten zu Blüten, überreifen Früchten und Fallobst
  • Vorsicht bei der Gartenarbeit, beim Obst- und Blumenpflücken.
  • Körper so weit wie möglich bedeckt halten, besonders bei Arbeiten im Garten: Kopfschutz, langärmlige Kleidung, lange Hosen, geschlossene Schuhe, Handschuhe.
  • Keine weite Kleidung, in der sich Insekten verfangen können. Statt bunter eher helle Kleidung.
  • Nicht barfuss durch Gras gehen.
  • Schweiss zieht Insekten an.
  • Vorsicht beim Picknick – Süssigkeiten, Wurst, Fleisch und Getränke ziehen Insekten an.
  • Nie direkt aus einer Flasche trinken. Am besten einen Strohhalm verwenden. Bierdosen sind Wespenfallen.
  • Vorsicht bei Abfallkörben und Müllcontainern – Wespen lieben sie.
  • Orte meiden, wo Hunde oder Katzen gefüttert werden. Futterreste ziehen Insekten an.
  • Nach dem Essen Hände waschen und Mund abwischen.
  • Keine stark duftenden Parfums, Haarspray oder Kosmetika verwenden.
  • Autofenster geschlossen halten. Zu Hause kontrolliert lüften oder Insektengitter an Fenstern anbringen.

 

Von Verena Thurner am 11. August 2010 - 09:04 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:50 Uhr