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Ursus Wehrli

Aufräumen ist Kult

Ursus Wehrli räumt auf, was das Zeug hält. Der Buchhalter Nötzli unter den Kreativen leidet unter Ordnungswut und macht in seinem dritten Bildband auch vor Buchstabensuppen nicht halt.

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Urs Wehrli alias Ursus Wehrli ist Linkshänder, Querdenker und gelernter Typograf. Seit 22 Jahren steht der Aargauer mit Quasseltante Nadja Sieger als Komikerduo Ursus & Nadeschkin von Burgdorf bis Berlin im Rampenlicht. Da brauchte es mal einen «Break», eine kreative Pause. Und so kam Wehrli eines Morgens beim Brötchenholen auf die Idee, sein Leben und das der anderen auszumisten. Das war vor zehn Jahren. Die beiden Bestseller «Kunst aufräumen» und «Noch mehr Kunst aufräumen» verkauften sich seither über eine halbe Million Mal. Der Autor traf mit seinem Ordnungsfimmel voll ins Schwarze – das Thema ist zum Selbstläufer geworden. «Die Gesellschaft wird immer komplexer. Die Menschen verspüren ein Bedürfnis nach mehr Einfachheit und Übersicht.» Im neusten Buch «Die Kunst, aufzuräumen» trennt er auf 47 Seiten Pommes mit Ketchup, Sternenhimmel oder Christbäume, sortiert Autos auf Parkplätzen nach Farben und macht auch vor den Langläufern des Engadiner Ski-Marathons nicht halt. Manchmal hat es kleine Fehler drin, die erst nach dreimaligem Hingucken auffallen. «Ich mag es, wenn die Leute mitzählen, ob gleich viel Fischstäbchen wie Fische auf dem Teller liegen.» Die Vorher-Nachher-Bilder eröffnen eine neue Sichtweise auf die Dinge. Vor allem in den Anfängen spielte die Kunst dabei eine grosse Rolle.

Ursus Wehrli zerlegte damals Werke von Picasso, Miró und van Gogh in ihre Einzelteile. Inspiriert wird er von seinem Sohn Jodok Wim, 5 (Wehrli lebt mit Tänzerin und Choreografin Brigitta Schrepfer in Zürich). «Kinder haben eine ganz eigene Vorstellung von Ordnung, da muss man auch mal tolerant sein. Ich selber mag es aber nicht, wenn mir die Dinge entgleiten.» Nicht alle Schaubilder sind gleich originell. Seine Fans kümmert das nicht. Ursus Wehrli wird auch in Zukunft dort Klarheit schaffen, wo es am wenigsten Sinn macht.

«DIE KUNST, AUFZURÄUMEN»
Kein & Aber, CHF 28.–
www.kunstaufraeumen.ch

Von Caroline Micaela Hauger am 20. September 2011 - 14:58 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 21:05 Uhr