Kühe, immer wieder Kühe. Auf einen Wurstteller gemalt, auf Papier gespritzt, mit Filzstift gezeichnet, in Öl verewigt. Alpaufzüge liebte er besonders (rechts), die Doppelkuh (unten links) kommt auch häufig vor: Hans Krüsi (1920–1995) hatte eine ausgesprochene Schwäche für die Kuh. Vielleicht, weil er bis zu seinem 16. Lebensjahr in seinem Heimatort Speicher AR gewohnt hatte – teils in einer Pflegefamilie, teils in einem Waisenhaus. Die ländlichen Bilder seiner Jugend sassen tief in Krüsis Innerem. Er trug sie mit sich, auch dann noch, als er ab 1948 während 30 Jahren fast täglich von St. Gallen nach Zürich pendelte.
An der Bahnhofstrasse verkaufte Krüsi zuerst Blumen. Später auch seine Zeichnungen und Skizzen. Das Repertoire des kleinen Mannes mit dem blumengeschmückten Hut erweiterte sich. Zu den Kühen kamen Katzen, Hunde und der Mensch hinzu. Auch die Medien wurden plötzlich auf Hans Krüsi aufmerksam: Vom «Bluememannli» zum Kunststar, hiess es bald. Künstlerkollegen wie Jean Tinguely, Bernhard Luginbühl und Anton Bruhin erkannten früh sein Können, das fälschlicherweise oft mit der Volkskunst verwechselt wurde. Denn der Aussenseiter Krüsi war ein eigenständiger Maler und ist ein wichtiger Vertreter der Art brut. Sein Schaffensdrang war enorm. In seinem Nachlass, den er dem Kunstmuseum Thurgau vermachte, befinden sich nebst Tausenden von Zeichnungen auch Skizzenbücher, Postkarten, Wurstkartons, bearbeitete Papierservietten sowie mehrere Objekte.
Der Kunstsammler und - händler Walter Irell (1925–2007) begann, die Werke des Appenzeller Originals zu sammeln. Zwischen 1988 und 1993 klapperte er Brockenhäuser, Antiquariate und Galerien in der ganzen Schweiz ab. Der Schwerpunkt seiner Sammlung liegt beim zeichnerischen OEuvre des Künstlers. In der Ausstellung geben nun 120 Werke einen tiefen Einblick in Krüsis vielfältiges Schaffen.
HAUS APPENZELL: Zürich. Bis 18. 2. 2012 Di, Mi und Fr 14–17, Do 12–19, Sa 11–17 Uhr, Tel. 044 - 217 83 31, www.hausappenzell.ch