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Hans-Peter Kistler zeigt seine neuesten Arbeiten

Der Farbenalchimist

Hans-Peter Kistler ist ein Tüftler, der seine Farben am liebsten selber herstellt. Seine monochromen Bilder mit Pigmenten und Kunstharzen üben eine besondere Faszination aus.

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Viel Platz: Hans-Peter Kistler in seinem geräumigen Atelier in Beinwil am See. Der Malachit stammt aus Elba.
Willy Spiller

Schon als Kind trug Hans-Peter Kistler, 56, immer einen Stein in der Hosentasche. Später, als er entdeckte, dass sie ihm wertvolle Pigmente lieferten, begann er, sie leidenschaftlich zu sammeln. Auch heute noch besucht er zusammen mit seiner Frau, der Künstlerin Franziska Zumbach, verlassene Steinbrüche, nimmt ockerfarbene Erde aus der Toskana mit nach Hause, Malachitsteine von Elba, Sand von den Stränden rund um den Globus, Muscheln. Die Materialien lagern in Schachteln und Kisten im Keller, bis sie eines Tages, fein gemahlen und mit Bindemitteln wie Öl oder Epoxydharzen vermengt, zu Malfarben werden. «Ich habe eine lange Segelvergangenheit, Epoxydharze verwendet man im Bootsbau. Sie trocknen schnell, und dünn aufgetragen sind sie transparent.» Seit Langem schon beschäftigt sich Hans-Peter Kistler mit der Farbe Grau. Es gab Zeiten, als er während Jahren täglich eine Zeichnung in Grau anfertigte. «Grau ist fast jede Farbe», erklärt der passionierte Farbenalchimist, der an der Luzerner Hochschule für Kunst und Design sein Wissen an Studenten weitergibt. «Grau besteht aus Rot, Blau und Gelb. Seit 23 Jahren benütze ich nur diese drei Farben.» Der Künstler lacht. Doch Hans-Peter Kistler, der sich auch eingehend mit der Farbenlehre von Johann Wolfgang von Goethe auseinandergesetzt hat, spricht vom enormen Farbspektrum, das ihm das Grau eröffne. Denn Gelb ist nicht gleich Gelb. Es gibt viele Nuancen davon, etwa Zink-, Safran- oder Kadmiumgelb. Und diese wiederum, vermischt mit immer anderen Rot- und Blautönen, würden im Endeffekt verschiedene Resultate liefern.

Hans-Peter Kistler malt gerne auf Leinwand, farbige Küchentücher, Stoffreste mit Mustern oder alte Leintücher, die er in Brockenhäusern aufstöbert. «Die Struktur der Unterlage hilft mir beim Malen und ist zugleich eine Herausforderung.» Die Farben bringt der Künstler Schicht um Schicht auf die Unterlage: Rot, Blau, Gelb. So oft, bis das gewünschte, aber unvorhersehbare Resultat erreicht ist. Neu kombiniert der Zürcher seine monochromen Bilder mit anderen Bildträgern zu einem installativen Ensemble. Gelb, Moosgrün, Mauve treffen aufeinander: eine Momentaufnahme, bevor sie zu einem neuen Grau verschmilzt. 

Galerie Carla Renggli Zug
Bis 6. 10. Di–Fr 14–18.30, Sa 10–16 Uhr
www.galerie-carlarenggli.ch

 

Von Kati Moser am 15. September 2012 - 14:49 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 22:50 Uhr