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Thomas Woodtli

Digitaler Ausdruck

Laborant, Politiker, Künstler: Thomas Woodtli ist vielschichtig wie seine Kunst. Seine aktuelle Schau widmet sich dem Thema «Wahnsinn rund um die Schönheit».

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Kunst überall: Thomas Woodtli in seinem Atelier. Selbst seine Jacke gleicht einem Kunstwerk.
Heiner Schmitt

Wo früher Ziegel zum Trocken ausgelegt wurden, stapeln sich heute Bilder, Notizen, Zeichnungen, Skizzenbücher und Fotos. Auf Tischen, am Boden, im Gang. Im Atelier in der alten Ziegelei von Oberwil BL deutet nichts darauf hin, dass Thomas Woodtlis Kunst aus dem Computer kommt. Dabei verwendet er den Pinsel meist nur, um Leinwände zu grundieren oder mittels Leim Collagen zu gestalten. Danach kommen Digitalkamera, Scanner, Maus und Photoshop zum Einsatz. Und Michelangelo V7. So verheissungsvoll heisst die digitale Airbrush-Maschine aus Japan, mit der Thomas Woodtli, 55, seine Leinwände, Collagen, Aluminiumoder Glasplatten bedruckt. «Sie stammt aus einem Konkurs. Des einen Unglück war unser Glück.»

Zusammen mit Künstlerkollege Daniel Gaemperle betreibt Thomas Woodtli seit elf Jahren auch eine Bildmanufaktur in Kleinlützel SO. Dort werden Werke anderer Kunstschaffenden auf der Michelangelo V7 oder einem Pigmenttintendrucker auf Papier, Stoff und andere Materialien gedruckt. «Die Ideen der Kollegen sind immer wieder sehr inspirierend.» Seine eigene Bildsprache versteht der Solothurner als Dokumentation seiner Umwelt. In der Zeit, als Woodtli noch als medizinischer Forschungslaborant arbeitete, fanden DNA-Stränge und Röntgenaufnahmen Eingang in seine Kunst. «Als Laborant war ich von der ersten Stunde an mit der digitalen Technik konfrontiert. Dieses Wissen kann ich an den Druckmaschinen gut gebrauchen.» Auch seine Reisetagebücher, hauptsächlich Skizzen und Fotografien, dienen ihm seit Jahrzehnten als Ideenfundus. Und Ende 2011 will Thomas Woodtli ein politisches Skizzenbuch herausbringen: «Ein künstlerisch gefärbter Rückblick auf meine 20 Jahre als grüner Politiker in Solothurn.» In seiner neuen Werkserie thematisiert Thomas Woodtli den Wahnsinn rund um die Schönheit. «Mich interessierte das Frauenbild, das die Werbung transportiert. Aber auch die Schönheit der Natur oder die Erotik der Blumen.»

Galerie für Gegenwartskunst Elfie Bohrer, Bonstetten ZH
Bis 13. 3. Di–Fr 14–18, Sa/So 13–17 Uhr, Tel. 044 - 700 32 10.
www.ggbohrer.ch

 

Von Anina Rether am 19. Februar 2011 - 09:24 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 20:20 Uhr