Claudia Schmid, 36, und John Wäfler, 39, sind gut gelaunt. Ihr weisser Fiat-Bus wird während der nächsten sechs Wochen auf teils holprigen Strassen durch entlegene Gebiete fahren, um auch in den kleinsten Gemeinden der Schweiz Kinofreuden zu verbreiten. Wie letztes Jahr sind es 28 Orte, alle mit weniger als 3000 Einwohnern und ohne Kinosaal. Im Jahrhundertsommer 2003 gründete John Wäfler zusammen mit zwei Kollegen aus Genf Roadmovie. Der studierte Slawist, der schon mit elf in einem Vorort von Basel eine Disco auf die Beine stellte, will die Filmkultur im Lande fördern. Und auch die entlegensten Regionen erreichen. Er, der mit «Star Wars» aufgewachsen ist, setzt nun ausschliesslich auf den Schweizer Film. Waren es zu Beginn noch Klassiker, sind es heute aktuelle Produktionen. «Am Anfang hatten wir von nichts eine Ahnung. Ich konnte weder Auto fahren, noch kannte ich mich in der Schweiz gut aus», sagt Präsident John Wäfler. In der Zwischenzeit zählt Roadmovie zwanzig Mitglieder, die Filmemacherin Claudia Schmid ist Geschäftsführerin für die Deutschschweiz, Raphaël Pasche, 31, für das Welschland und das Tessin.
Damit das rollende Kino in die Gemeinde kommt, ist eine enge Zusammenarbeit seitens der Behörden unabdingbar. «Wir liefern den Film, stellen zwei Techniker und einen Moderator. Um den Rest kümmern sich die Menschen im Dorf.» So sorgt der Frauenverein für Speis und Trank vor der Vorstellung. Die Turnhalle wird bestuhlt und mit Kinderzeichnungen geschmückt. Der Filmabend kann beginnen. Nur das Rattern des Projektors erinnert an den ungewöhnlichen Vorführungsort.
Dieses Jahr stehen «Giulias Verschwinden», «Der grosse Kater», «Sinestesia» und «Coeur animal» zur Auswahl. Nicht selten werden auch Gäste zu den Vorstellungen eingeladen, die zu spannenden Gesprächen animieren. Regisseur Christoph Schaub («Giulias Verschwinden») ist am 4. 10. in Braunau TG, Regisseurin Séverine Cornamusaz («Coeur animal») am 28. 10. in Arbaz VS. «Die Prominenten fühlen sich wohl in der ländlichen Umgebung», erzählt Wäfler. Der Nachmittag vor der Abendvorstellung gehört den kleinen Zuschauern. Meist werden kurze Animationsfilme gezeigt, auf die die Schüler bereits vorher von ihren Lehrern eingestimmt wurden. In der Pause gibts natürlich Popcorn, danach wird diskutiert.
Bund, Kantone und private Sponsoren, darunter auch das Migros-Kulturprozent, unterstützen das Roadmovie-Projekt. Seit der Gründung haben 35 000 Zuschauer die Filmabende besucht. Der Eintritt ist frei, eine Kollekte hilft Unkosten decken. «Wir haben schon alles Mögliche bekommen. Vom Sackmesser über einen ganzen Laib Raclettekäse bis hin zu einem Betrag aus dem Kulturbudget der Gemeinde.» Das mobile Kino rollt noch bis Anfang November (Flumenthal SO). Anmeldungen fürs nächste Jahr werden bereits entgegengenommen. KATI MOSER
Das mobile Roadmovie ist bis zum 5. 11. unterwegs.
Tourneedaten auf www.roadmovie.ch.