Eine riesige Teekanne steht mitten im Raum. Ihre silbrige Oberfläche reflektiert das Licht mehrfach. «Little Planet Harmony» (r. o.) ist begehbar, im Innern hängen Bilder. Ein Beispiel aus der bunten Palette der Ausstellungsobjekte von Mai-Thu Perret, 34. Die Genfer Künstlerin überrascht gerne, stellt mit ihrer Arbeit so manches infrage. Nicht zuletzt unsere Sehgewohnheiten.
Mai-Thu Perret, die englische Literatur in Cambridge studierte, ist eine Quereinsteigerin. Das Fehlen eines Kunststudiums lässt sie zwangloser mit Formen und Materialien experimentieren. Die Vorliebe für Science-Fiction und Utopien beflügeln ihre Fantasie. Mit Leichtigkeit wechselt die Künstlerin von Objekten aus Ton zu geometrischen Tapetenmustern, von fragilen Neonarbeiten zu kleinformatigen Gemälden aus Holz, von skulpturalen Elementen, auf die Filme projiziert werden, zu Installationen mit Schaufensterpuppen.
Auf die Ausstellung «The Adding Machine» hat sich Mai-Thu Perret sehr gefreut. «Ich konnte meine Arbeiten oft nur auf Bildern miteinander vergleichen. Jetzt stehen sie im Dialog zueinander.» Zwar lässt die Schau in Aarau tief in die Arbeitsweise der Künstlerin blicken. Trotzdem werden nicht alle Rätsel gelüftet. Für jemanden, der nach eigener Aussage in der Schule «nichts besonders gut konnte», hat es die Genferin, die in der Calvin-Stadt arbeitet und dort zusammen mit dem Maler John Armleder lebt, bereits weit gebracht: Ihre erste museale Einzelausstellung ist soeben eröffnet worden, die Vorbereitungen für die prestigeträchtige Biennale von Venedig laufen auf Hochtouren. Auch der Manor-Kunstpreis der Stadt Genf sowie der Zürcher Art Prize, Haus Konstruktiv, wurden ihr heuer verliehen.
Aargauer Kunsthaus, Aarau: Bis 31. 7. Di–So 10–17, Do 10–20 Uhr, Pfingstsonntag, 12. 6., ab 11 Uhr Performance, Buchvernissage und Künstlergespräch (Englisch),
Tel. 062 - 835 23 30, www.aargauerkunsthaus.ch, Katalog CHF 48.– (ab 12. 6.)