Im Schaufenster hängt ein golden schimmernder Vorhang und versperrt den Blick ins Innere. Beim Betreten der Galerie wird klar, was man ja eigentlich schon weiss: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Der vermeintlich kostbare Stoff besteht aus mehreren verknitterten Überlebensdecken, die auf einen schweren, dunkelblauen Samt genäht sind. Die Arbeit «velvet value» ist charakteristisch für Wiedemann/Mettler. Das Künstlerpaar aus Zürich fügt Objekte aus unserem Alltag neu zusammen oder verfremdet sie mit subtilen Eingriffen. Dadurch erhalten die aus Gebrauchsgegenständen neu entstandenen Werke oft eine gesellschaftskritische Komponente. Bei «brabble brabble» montierte Pascale Wiedemann einer japanischen Holzmaske kleine, wollene Pompons in allen Farben vor den Mund. «Ein Sinnbild für das viele Blabla, dass wir alle ständig von uns geben», sagt sie und lacht. Das thematische Gegenstück hängt gleich daneben: ein aus stützstrumpffarbenen Bügelperlen bestehendes Bild mit dem Titel «bright silence». Während Pascale Wiedemann mehr für den sinnlichhaptischen Part zuständig ist, verlegt sich Daniel Mettler hauptsächlich aufs Fotografieren von Innenräumen.
Die inszenierte Bildsprache ist stark strukturiert und geometrisch geprägt. Mettler war als freischaffender Architekt tätig, bevor er sich vor zehn Jahren für die Kunst entschied. Das schlägt sich in den Werken nieder. Dass die beiden auch privat ein Paar sind, hat Vor- und Nachteile. «Kunst ist für uns eine Lebensform», sagt sie. Er fügt an: «Und eine gute Ehetherapie.» Denn auch wenn beide in der gemeinsamen Wohnung ein eigenes Atelier haben, wird jedes Werk ausgiebig begutachtet. Eine Chance hat nur, was beiden gefällt. Wichtig sind auch die Titel. Die sprachbegeisterten Künstler wählen gern absurd klingende Namen wie «yinging and yanging», der zu einer überdimensionalen Pompon-Hundeleine-Installation gehört.
GALERIE LULLIN + FERRARI Zürich
Bis 3. 3. Di–Fr 12–18, Sa 11–17 Uhr, Tel. 043 - 205 26 07, www.lullinferrari.ch