Ein Weltenbummler kehrt in seine Heimat zurück. Urgestein Nolde Banziger wohnt und arbeitet im italienischen Pietrasanta und in New York. Er studierte in Paris und London, lebte in Los Angeles und auf den Philippinen (wo man ihn aus dem Land warf, weil er einen Beamten als korrupt bezeichnete). Jetzt ist der Zürcher Maler am Bellevue gestrandet. Mit Acryl-Bildern im Gepäck, die unverwechselbarer und eigenwilliger nicht sein könnten. Rasierpinsel in allen Formen und Farben stehen wie Zinnsoldaten nebeneinander. Darunter Kultobjekte, die an Auktionen hohe Preise erzielen, zum Beispiel aus dem Nachlass des Duke of Kent. Zwei Jahre hat Nolde Banziger an der hyperrealistischen Serie gearbeitet (eine Stilrichtung, die aus dem Fotorealismus entstanden ist und durch die persönliche Handschrift der Künstlers ergänzt wird). «Alles begann mit einem Auftrag für Ruedi Guggenheim in New York, der über tausend Rasierpinsel besitzt», sagt Nolde Banziger.
«Die Idee gefiel mir, und das Echo war verblüffend.» Früher musste er in der Schule zur Strafe ganze Hefte mit dem Satz «Ich bin ein Pinsel» vollschreiben. «Die Vergangenheit holt einen immer ein.» Für «Shaving Brushes» schwang Nolde im Atelier bei Forte dei Marmi täglich acht Stunden den Farbpinsel. Blickt er aus dem Fenster, kann er das Meer sehen. «Das Schwierigste waren die feinen Haare. Ich habe bis zu sechs Schichten aufgetragen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.» Mit seinen Bilderwelten schwimmt der 1946 geborene Zürcher oft gegen den Strom. Wie ein grosser Bub verwirklicht er seine Träume – ist schon wieder auf der Suche nach dem nächsten Coup. Seine Werke sind in der mobilen «Galerie alte Tankstelle» beim Bellevue zu sehen. 35 Prozent vom Erlös geht ans Schulprojekt RecifEscola in Brasilien. Typisch Banziger: Er hat nicht nur Talent, sondern auch ein grosses Herz.
GALERIE ALTE TANKSTELLE Zürich.
Opening 18. und 19. 11., Ausstellung bis 24. 11., www.galerie-alte-tankstelle.ch