Juliane Banse, 42, hat keine Starallüren. Die Sopranistin mit den rehbraunen Augen ist seit zwanzig Jahren auf den Opernbühnen dieser Welt zu Hause. Ihren Beruf empfindet sie als Handwerk. Und als Leistungssport. «Die Inszenierungen sind viel aktiver als noch vor fünfzig Jahren, die Oper ist visueller geworden.» Auch liegt die Messlatte bei der gefragten Sängerin recht hoch. «Mich würde es langweilen, mit nur fünf Rollen durch die Welt zu gehen.» Eigentlich wollte Juliane Banse Tänzerin werden. Bis zur Matur tanzte sie in der Ballettschule des Zürcher Opernhauses und trat in vielen Ballett- und Opernproduktionen des Hauses auf. Parallel dazu nahm sie ab dem vierzehnten Lebensjahr auch Gesangsunterricht. «Ich habe immer gewusst, dass ich eine Stimme habe.» Klick im Kopf machte es, als sie in München bei Brigitte Fassbaender vorsang.
Die grosse Operndiva, bekannt für ihre Strenge, ermunterte sie weiterzumachen. So verliess Juliane Banse nach neunzehn Jahren die Schweiz und zog nach München. Den Schritt hat die Sopranistin nicht bereut, auch wenn ihr das Tanzen fehlt. Halb lachend, halb ernst meint sie: «Ich hole es im nächsten Leben nach.» In diesem Leben ist Juliane Banse zwischen Beruf und Familie voll ausgelastet. Ihr drittes Kind ist vor sieben Monaten auf die Welt gekommen. Da die Premiere der «Meistersinger von Nürnberg» von Richard Wagner vor der Tür steht – und die Sängerin noch stillt –, ist die kleine Nuria nun auch in Zürich und manchmal gar bei den Proben dabei.
Der Rest der Familie ist zu Hause am Ammersee (D) geblieben. Mit der Rolle der Pamina aus der «Zauberflöte» von W. A. Mozart hat Juliane Banse an der Komischen Oper in Berlin debütiert. Regisseur war damals – wie auch jetzt in Zürich – Harry Kupfer, ihr Entdecker und Förderer. Inzwischen ist Juliane Banse eine vielseitige Sopranistin geworden. «Ich bin offen für Neues und bereit, über Grenzen zu gehen – sofern es meine Stimme mitmacht.» Tatjana in «Eugen Onegin» sei gegenwärtig ihre Lieblingsrolle, die Mimi in «La Bohème» würde sie gerne eines Tages singen. Juliane Banse feiert nicht nur als Opernsängerin Erfolge. Auch in zahlreichen Konzerten und CD-Einspielungen hat sie ihr Können unter Beweis gestellt. Für «Per Amore», eine Sammlung von Opernarien, die sie unter der Leitung ihres Mannes, des Dirigenten Christoph Poppen, einstudierte, erhielt sie prompt den Echo Klassik 2011. KATI MOSER
OPERNHAUS Zürich, Premiere 22. 1.,
weitere Daten 28. 1. sowie 3./5./11./14. und 18. 2.
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